Kurfürst Carl Theodor hat Mannheim als Förderer von Kultur und Wissenschaft geprägt wie kaum ein anderer. Aber wie lebten die einfachen Mannheimer unter dem Wittelsbacher? Das zeigt das Marchivum Mannheim in einer Sonderausstellung zu seinem 300. Geburtstag.
Die Hofkappelle, die Akademie der Wissenschaften, die reichhaltige und gut bestückte Hofbibliothek: Kurfürst Carl Theodor machte aus der einstigen grauen Festungsstadt Mannheim eine klang- und prunkvolle Residenzstadt, die viele Menschen von weither anlockte, zum Beispiel Mozart und andere Größen jener Zeit.
Zwei Dutzend lebensgroße Holzaufsteller
Aber wie sah der Alltag der einfachen Mannheimerinnen und Mannheimer aus, jenseits des kurfürstlichen Hofes? Im Ausstellungsraum stehen etwa zwei Dutzend lebensgroße Holzaufsteller, auf dem Boden ist der Grundriss Mannheims nachgezeichnet.
Die Aufsteller zeigen Menschen aus allen sozialen Schichten, zum Beispiel ein Bettler und eine Marktfrau ... und natürlich auch Josefa Seyffert, die berühmteste unter den zahlreichen Mätressen Carl Theodors. Sie gebar Carl Theodor vier uneheliche Kinder.
Kaum Quellenmaterial zu den zahlreichen Mätressen Carl Theodors
Vieles aus dem damaligen Alltagsleben haben die Marchivum-Historiker aus wenigen verfügbaren Quellen hergeleitet, zum Beispiel aus Ratsprotokollen oder kurfürstlichen Verordnungen. Kaum Quellenmaterial gibt es zu den zahlreichen Mätressen, die Kurfürst Carl Theodor um sich scharte.
Schmähgedicht auf Carl Theodor
Außerdem kommen in der Ausstellung ein Priester, ein Bäcker, eine Malerin… und James Boswell zu Wort, ein Reisender aus dem fernen Schottland, der unbedingt an die Tafel des Kurfürsten geladen werden wollte, dies aber nicht geschafft hat. Daraufhin schrieb er ein Schmähgedicht auf Carl Theodor, in dem er schrieb, der Regent könne ihn „am Allerwertesten lecken“.
Großformatige historische Fotografien der kurfürstlichen Gebäude
Den Schlusspunkt der Ausstellung bilden Einblicke in das kurfürstliche Mannheimer Schloss. An den Wänden hängen großformatige historische Fotografien. Sie zeigen zum Beispiel die Hofbibliothek und das „Naturalienkabinett“– eine Frühform des Naturkundemuseums. Und natürlich ist hier auch Carl Theodor höchstpersönlich mit eigener Aufsteller-Figur zu sehen.