Ein Psychologieprofessor, der für die Polizei zum Schein die Rolle eines Auftragsmörders spielt: Was Regisseur und Co-Drehbuchautor Richard Linklater daraus macht, ist lustig, spannend und dank Glen Powell und Adria Arjona in den Hauptrollen auch unerwartet sexy.
Undercover im Nebenjob
Für seinen ersten Auftritt als vermeintlicher Auftragskiller muss sich Gary vom Kollegen erstmal eine lange Hose leihen. Eigentlich unterrichtet der Mittdreißiger im Hauptberuf Psychologie an der Uni. Als Technik-Nerd unterstützt er die Polizei von New Orleans im Nebenjob bei Undercover-Einsätzen.
Wenn die Polizei Menschen überführt, die einen Mord in Auftrag geben wollen, passt er im Hintergrund auf, dass die Abhörtechnik funktioniert. Mit seiner altmodischen Brille und der kurzen Hose ist Gary so ziemlich der uncoolste Typ, den man sich denken kann.
Doch als der eigentliche Lockvogel kurzfristig ausfällt, muss er sich nun in jemandem verwandeln, dem der potenzielle Kunde abnimmt, ein Auftragskiller, ein so genannter Hitman, zu sein.
Jeder Spaß wird mitgenommen
Überraschenderweise entpuppt sich Gary als Naturtalent. Fortan liefert er der Polizei einen Schuldigen nach dem anderen.
Perücken, falsche Zähne, Akzente: Der Film nimmt jeden Spaß mit und inszeniert den Hitman als Projektionsfläche seiner Auftraggeber.
Für den einen sieht der perfekte Killer aus wie James Bond, der nächste vertraut lieber einem großflächig tätowierten Hillbilly. Für den gehemmten Gary werden die Rollenwechsel zum Selbsterfahrungstrip zu unterdrückten Seiten seiner Persönlichkeit.
Plötzlich steckt Gary in seiner Rolle fest
Schwierig wird es erst, als er in seiner Rolle als Auftragskiller Ron die attraktive Madison kennenlernt. Sie will ihren brutalen Mann ermorden lassen. Doch Gary alias Ron bringt es nicht übers Herz, die verzweifelte Frau ins Gefängnis zu bugsieren und rät ihr vom Auftragsmord ab.
Als sich die beiden verlieben, wird die Situation leidenschaftlich und extrem kompliziert. Nicht nur, weil Gary jetzt in der Rolle des sexy-abgebrühten Hitman Ron feststeckt.
Das Hauptdarstellerpaar überzeugt auf ganzer Linie
„A Killer Romance“ spielt mit popkulturellen Phantasien der Figur des Auftragskillers und auch mit verschiedenen Männlichkeitsbildern. Das alles untergebracht in einem wilden Mix aus Romanze, Verwechslungskomödie, Krimi und Action-Thriller.
Bis die eigentliche Handlung in Gang kommt, dauert es zwar ein bisschen, aber im zweiten Teil nimmt sie dann mit immer neuen Wendungen Fahrt auf. Die Dialoge sind schnell und witzig.
Eine der besten Krimikomödien der letzten Jahre
Bei aller Leichtigkeit gelingt es Regisseur und Co-Drehbuchautor Richard Linklater zudem, mit seiner Geschichte interessante Gedanken über die Konstruktion des Selbst aufzuwerfen: Kann ein Mensch seinen Wesenskern verändern?
Was macht seine Identität aus? Und wenn das Selbst nur eine Rolle ist, die wir jeden Tag spielen, könnte man dann mit ein bisschen Mut nicht einfach eine aufregendere Rolle spielen?
Der falsche Hitman schafft es auf jeden Fall, den lässigen Ron in sich zu entdecken und mit dem einfühlsamen Gary zu einer Art perfekten Mann zu verschmelzen.
Dass dazu noch der austrainierte Körper eines Glen Powell kommt, schadet auch nicht. „A Killer Romance“ ist vermutlich nicht der tiefgründigste Film von Richard Linklater, aber einer der unterhaltsamsten. Und mit Sicherheit eine der besten Krimikomödien der letzten Jahre.
Trailer zu „A Killer Romance“:
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