„Perfect Match“ erzählt die Liebesgeschichte zweier Megastars des Tennis: Steffi Graf und Andre Agassi – ein bisschen Biopic, ein bisschen romantische Komödie. Florian Gallenberger zeichnet ein romantisiertes, aber charmantes Bild der Beziehung der beiden Protagonisten.
1991, die Zeit des Tennis-Booms
In den Katakomben des Tennisturniers von Paris 1991 redet Andre Agassi noch ziemlich abfällig von Steffi Graf als Tennis-Roboter, weil sie auf dem Platz so wenige Gefühle zeige.
Kurze Zeit später sitzen die beiden zufällig gemeinsam bei einer Pressekonferenz und der als Tennis-Rockstar gefeierte Amerikaner lernt die schlagfertigen Seiten von Steffi Graf kennen, als es um Frisuren und Tennismode geht.
Film ohne Echtheitszertifikate
Beides ist in Wirklichkeit so wohl nicht passiert, aber auf Echtheitszertifikate legt es der Film von Florian Gallenberger ohnehin nicht an. Er stützt sich sicher auf die Autobiografie von Agassi, ansonsten reicht es, dass es „möglicherweise so gewesen sein“ könnte.
„Perfect Match“ erzählt, wie sich die beiden in Wimbledon auf dem gemeinsamen Siegerfoto zulächeln und sich dann langsam über mehrere Jahre weg- und wieder aufeinander zubewegen.
Um Sport geht es kaum
Andre dümpelt eine Weile in einer High Society-Ehe mit Brooke Shields herum, während Steffi mit dem Rennfahrer Michael Bartels liiert und im heimischen Brühl damit beschäftigt ist, ihr Leben langsam selbst in die Hände zu nehmen
Die wenigen Aufnahmen vom Tennis-Platz, die charakteristischen Bewegungsabläufe spielen Toby Sebastian als Andre Agassi und Lena Klenke als Steffi Graf erstaunlich gut nach.
Aber im Gegensatz zu den vielen Tennis-Dokus, die zur Zeit grassieren oder auch den Boris Becker Filmen, selbst zum Kinofilm „Challengers“ geht es hier am wenigsten um den Sport.
Kitschig, aber behutsam erzählt
Es geht um überehrgeizige Väter, um die reale Gefahr, durch den Erfolgsdruck den Spaß am Leben zu verlieren. Und der Film stellt die ähnlichen Kindheits- und Lebenserfahrungen der beiden schön nebeneinander.
„Perfect Match“ ist aber in erster Linie eine oftmals überraschend stimmige Mischung aus Biopopic, „RomCom“ und klassischem Liebesfilm, der die These verfolgt, dass die beiden schon immer füreinander bestimmt waren, was er bei allem romantischen Gespür behutsam und zurückhaltend erzählt.
Ein Match mit zwei Gewinnern
Natürlich ist das auch kitschig, keine Frage, die Nebenfiguren sind größtenteils Pappmaché, aber vor allem Lena Klenke belebt den Film mit ihrem verschmitzten Charme und einer untergründigen Lebenslust, die der in der Öffentlichkeit größtenteils doch unnahbar und unbekannt gebliebenen Figur Steffi Graf gut zu Gesicht steht.
Dass es zwischen ihr und Andre Agassi nun seit 25 Jahren perfekt und offenbar geräuschfrei passt, sei ihnen gegönnt. Zur Abwechslung mal ein „Match“ bei dem beide als Gewinner auf dem Platz stehen.
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