In Frankfurt am Main wird in diesem Jahr eine Ramadan-Straßenbeleuchtung hängen. Gleiches ist in Rheinland-Pfalz zwar derzeit nicht geplant, dafür wird der Ramadan in vielen anderen Lebensbereichen sichtbar.
- Öffentlicher Raum
- Muslimische Gemeinden und Moscheen
- Schulen
- Kitas
- Einzelhandel und Gastronomie
- Arbeitswelt
- Sport
Die Straßenbeleuchtung in der Mainmetropole ist angelehnt an feierlich geschmückte Innenstädte in der Vorweihnachtszeit.
Die Frankfurter Deko zum Vorbild nimmt sich nun auch die Ditib-Gemeinde in Bad Kreuznach. Sie wird in der Nähe ihrer Moschee erstmals eine Lichterkette aufhängen - mit einem Schriftzug, der "Alles Gute zum Ramadan" bedeutet.
Dass im öffentlichen Raum für den muslimischen Fastenmonat dekoriert wird, ist ein Novum in Deutschland - doch in vielen anderen Lebensbereichen hat der Ramadan auch in Rheinland-Pfalz schon längst Einzug gehalten. Ein Überblick:
Öffentlicher Raum
Stadtverwaltungen aus Rheinland-Pfalz antworten auf SWR-Anfrage durchweg: Ramadan-Beleuchtungen oder ähnliche Aktionen in Innenstädten sind bisher weder geplant noch wirklich ein Thema. Sollte ein Wunsch nach öffentlicher Dekoration bestehen, würde dieser "selbstverständlich geprüft", teilt aber beispielsweise Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert (Freie Wähler) mit.
Interkulturelle Veranstaltungen zum Fastenbrechen
Ähnlich äußern sich andere Stadtverwaltungen. Viele verweisen zudem auf interkulturelle Veranstaltungen ansässiger muslimischer Gemeinden und Vereinen vor Ort, die während des Ramadans und zum abendlichen Fastenbrechen stattfinden.
Kirchen begrüßen "Sichtbarkeit im öffentlichen Raum"
Die Evangelischen Kirchen im Rheinland (EKiR) und in Hessen-Nassau (EKHN) begrüßten das Frankfurter Beispiel. "Beleuchtung zum Ramadan ist Ausdruck der Vielfalt unserer Gesellschaft. Wo vor Ort eine festliche Gestaltung anlässlich anderer religiöser Feste als der christlichen gewünscht ist, begrüßt die Evangelische Kirche im Rheinland das ausdrücklich", heißt es in einer Stellungnahme. Ähnlich äußerte sich auch das Bistum Mainz. Die Frankfurter Initiative verleihe "Religionen Sichtbarkeit im öffentlichen Raum".
Bei muslimischen Gemeinden und in Moscheen
Neben den eigenen vier Wänden und Treffen bei Freunden sind vor allem die Moscheen in Rheinland-Pfalz Orte, an denen Musliminnen und Muslime das abendliche Fastenbrechen gemeinsam zelebrieren. Bei einigen dieser Veranstaltungen sind nicht-muslimische Menschen eingeladen.
Die Teilnahme sei "ausdrücklich erwünscht", teilt beispielsweise der Schura-Landesverband der Muslime mit: "Dort speist man gemeinsam und verbringt einen schönen gemeinsamen Abend. Diese Iftar-Treffen sind inzwischen zur Tradition in Rheinland-Pfalz geworden."
In Schulen
Während des Ramadans und vor allem während des Zuckerfests am Ende des Fastenmonats, kann es sein, dass in Klassenräumen der ein oder andere Platz leer bleibt. Denn für muslimische Feiertage können Eltern ihre Kinder vom Unterricht befreien lassen.
Viele Musliminnen und Muslime fangen im Jugendalter mit dem Fasten an. Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium weist in einem Infoblatt muslimische Eltern darauf hin: Sie sollten darauf achten, dass ihre Kinder während des Ramadans - insbesondere wenn Klassenarbeiten anstehen - fit genug zur Schule gehen. Klassenfahrten, Praktika oder Schulfeste sollten zudem, wenn möglich, nicht in die Zeit des Ramadans gelegt werden.
Ob und wie der Ramadan inhaltlich im Unterricht behandelt wird, werde an jeder Schule individuell entschieden, teilt die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion RLP mit, "angepasst an die Rahmenbedingungen ihrer Schulen sowie der jeweiligen Schularten".
In Kitas
Im Kita-Alter sind Kinder von den Fastenregeln des Ramadans ausgenommen. Dass es eine besondere Zeit ist, bekommen viele der Kleinen zu Hause aber mit. Deshalb spielt der Ramadan auch im Kita-Alltag eine Rolle. "Es ist wichtig, die Themen und Fragen der Kinder kultursensibel aufzugreifen und ihnen nachzugehen", sagt Claudia Theobald vom Verband Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz. Viele Einrichtungen hätten beispielsweise Bilderbücher und Literatur zu interreligiösen Themen, mit denen diese behandelt werden können.
Häufig präsenter als der Fastenmonat selbst sei das Zuckerfest am Ende. "Kinder bringen manchmal Süßigkeiten mit in die Kita, haben neue und oft schicke festliche Kleidung an oder erzählen, dass sie Geschenke bekommen haben", berichtet Theobald. Dann sei es wichtig, den Kindern Raum zu geben, über die Feierlichkeiten in ihrer Familie zu berichten und "gemeinsam mit allen Kindern über verschiedene Kulturen, Traditionen und Feste ins Gespräch zu kommen".
Im Einzelhandel und in der Gastronomie
Vor allem kleinere von muslimischen Besitzerinnen und Besitzern geführte Geschäfte richten sich speziell auf Ramadan ein. Lebensmittelmärkte, Bäckereien und auch Gastronomie, vor allem Imbisse mit Essen zum Mitnehmen passen sich Fastengewohnheiten an. Sie haben abends länger geöffnet und bieten zum Fastenbrechen bei Musliminnen und Muslimen gefragte Speisen zum Iftar (die erste Mahlzeit am Abend zum Fastenbrechen) an. Auch Schneidereien und Modegeschäfte, die ihre Schaufenster mit schicken Gewändern für Ramadan-Feierlichkeiten schmücken, kann man in größeren Städten in Rheinland-Pfalz häufiger erspähen.
Größere Supermarkt-Ketten haben den Ramadan ebenfalls für sich entdeckt und exponieren für den Fastenmonat auf muslimische Kundschaft ausgerichtete Produkte, darunter häufig Datteln und als "halal" (arabisch für "zulässig" oder "rein") gekennzeichnete Waren.
Auch Ramadan-Kalender - angelehnt an Adventskalender - gibt es seit ein paar Jahren. Der muslimische Landesverband Schura sieht in solchen Angeboten "ein deutliches und gutes Zeichen für Normalisierung" des Ramadans.
In der Arbeitswelt
Auch in Unternehmen kann der Ramadan eine Rolle spielen, vor allem im Schichtbetrieb. Wenn fastende Musliminnen und Muslime tagsüber nichts essen und trotzdem kräftezehrende Arbeiten erledigen, kann das erschöpfend und bei riskanter Arbeit auch gefährlich sein.
Das Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge", eine Initiative der Deutschen Industrie- und Handelskammer, dem auch zahlreiche Firmen in Rheinland-Pfalz angehören, gibt Tipps zum Thema: Beispielsweise wird empfohlen zu checken, wie gut anstrengende Arbeiten mit dem Fasten vereinbar sind.
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Erwogen werden könne zum Beispiel, Fastenden Urlaub einzuräumen oder sie eher in der Nachtschicht arbeiten zu lassen - dann, wenn sie essen und trinken dürfen. Auch Kantinen-Öffnungszeiten anzupassen, könne eine Option sein.
Im Sport
Sportvereine gehen laut Landessportbund (LSB) Rheinland-Pfalz sehr individuell mit dem Thema Ramadan um. Vereinzelt würden Trainingszeiten nach hinten verschoben, um Essen und Trinken beim Sport zu ermöglichen.
Manche muslimischen Sportlerinnen und Sportler trieben während des Ramadans sogar mehr Sport als sonst, führt der LSB aus. Es käme aber auch zu mehr Trainingsabsagen.
Fußballverband Rheinland: Bei Bedarf Trinkpausen ermöglichen
Der Fußballverband Rheinland empfiehlt seinen Schiedsrichtern, bei Bedarf Trinkpausen zu gewähren. Auch in der Fußball-Bundesliga ist das in jüngster Vergangenheit schon gängige Praxis bei Abendspielen. "Wir wirken darauf hin, dass die Gesundheit stets Vorrang gegenüber spirituellen und religiösen Praktiken genießen sollte", schildert der Fußballverband Rheinland. Von einheitlichen Regeln während des Ramadans sieht der Verband ab. Beispielsweise seien aber Spielverlegungen möglich.
Eine Reihe Sportvereine in RLP veranstaltet außerdem während des Ramadans Aktionen - etwa Trainingsabende mit anschließendem gemeinsamem Fastenbrechen. An diesen können dann auch nicht-muslimische Teamkolleginnen und Teamkollegen teilnehmen. Im Boxgym Dreger im rheinhessischen Freimersheim, bei den Fußballern von Fatihsport Kaiserslautern oder beim FSV Trier-Tarforst gibt es laut LSB beispielsweise solche Aktionen.
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