Ob Ramadan-Adventskalender oder digitaler Iftar-Planer: Der Ramadan in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verändert. Es ist jedoch kein Kampf zwischen Innovation und Tradition, sondern eine neue Kultur.
Dieses Jahr erleben Muslime in Deutschland wieder ihren ersten Ramadan komplett ohne Corona-Einschränkungen. Die Moscheen dürfen sich zum Fastenbrechen füllen und die Gebete können in der Gemeinschaft gebetet werden. Nur die digitalen Mittel, die während der Pandemie aufgebaut wurden, sind geblieben.
Der Ramadan wird durch die Digitalisierung erleichtert
Moscheen und islamische Organisationen nutzen Webseiten und Social-Media-Plattformen, um virtuelle Gebetsräume, Koran-Lesungen und Online-Kurse bereitzustellen. Ob Zugang zu islamischem Wissen oder ein kollektives Ramadan- Feeling: Vieles, was vorher nicht möglich war, wird jetzt erlebbar.
Unabhängig von der Pandemie sind auch eine Reihe mobiler Anwendungen entstanden, die den Gläubigen helfen, ihre Fastenzeit effektiver zu gestalten. Einige sind voller Anregungen und Informationen, darunter Gebetszeiten und ein Kompass für die Gebetsrichtung. Andere verfügen sogar über einen speziellen Modus, der den Gebetsruf eines Muezzins wiedergibt.
Eine solche App ist zum Beispiel auch "Ramadan Legacy", die Muslimen auf der ganzen Welt dabei hilft, ihre spirituellen Ziele zu erreichen, indem sie tägliche Aufgaben, Lesungen und Reflexionsübungen bereitstellt. Darüber hinaus nutzen viele Muslime Social-Media-Plattformen wie Twitter, Instagram oder TikTok, um ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu teilen und Tipps auszutauschen.
Wird Ramadan immer mehr wie Weihnachten?
Nicht nur digitale Produkte bringen Jahr für Jahr neue Impulse. An den Ramadan angepasste Adventskalender, Lichterketten mit Mondsicheln oder gedruckte Ramadan-Grußkarten sind neu und haben das religiöse Erlebnis für Muslime verändert.
Die Einzelhandelskette Real war mit ihrer Ramadan-Kampagne vor einigen Jahren noch konkurrenzlos auf dem Markt. Dieses Jahr ziehen Unternehmen wie Aldi, Nestlé oder Coca-Cola nach. Die zunehmende Inklusion der Muslime in die Mehrheitsgesellschaft bewirkt, dass sie häufiger als Zielgruppe erkannt werden.
Durch Parallelen zu christlichen Bräuchen, wie das Fasten zu Ostern oder das Spenden zu Weihnachten, genießt der Ramadan eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft.
Daher wird der Ramadan häufig auch für interreligiöse Begegnungen genutzt. Viele lokale muslimische Vereine organisieren Iftar-Veranstaltungen, bei denen Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammenkommen.
Der Geist des Ramadans ist geblieben
Was sich vermutlich nie ändern wird, ist der Stellenwert einer reich gedeckten Tafel und die Geselligkeit um eine solche Tafel herum. Der tägliche Iftar, das Abendmahl oder auch Fastenbrechen nach Abenddämmerung, gehört zum Ramadan dazu. Iftar-Veranstaltungen zum Beispiel dienen dazu, Einsamkeit vorzubeugen, denn jede Person kann ohne Einladung und ohne jemanden zu kennen, daran teilnehmen und wird integriert. Diese Initiativen erleichtern es auch Bedürftigen, den Ramadan zu begehen.
Neue Errungenschaften: Gesundheits- und Umweltbewusstsein
Dennoch verändern sich auch die Ernährungsgewohnheiten. Das Fasten wird traditionell mit einem reichhaltigen Iftar-Büffet gebrochen. Immer mehr Menschen nutzen den Ramadan jedoch als Chance, um ihre Essgewohnheiten zu ändern und gesündere Entscheidungen zu treffen.
Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt es durch die Forschung und den medizinischen Input neue Erkenntnisse, die aufzeigen, was mit dem Körper während des Fastens passiert oder wie man durch gezielte Steuerung das Fasten erleichtern kann. Häufig werde der Ramadan auch mit der 16:8-Methode (Intervallfasten) verglichen.
Dazu kommt auch die zunehmende Sensibilisierung für die Umwelt. Organisationen wie NourEnergy richten sogenannte "GreenIftars" aus, bei denen sie für den Stellenwert der Umwelt im Islam plädieren. Dabei soll Plastikgeschirr von Moscheen verbannt werden und sie versorgen Muslime mit Tipps, um den ökologischen Fußabdruck über den heiligen Monat zu verringern.
Ramadan ist kein Randthema mehr und auch Muslime entwickeln immer mehr Bedürfnisse, die sich im Rest der Gesellschaft wiederfinden lassen. Dennoch ist und bleibt es die größte Innovation im Ramadan, wenn Nichtmuslime ihren muslimischen Freunden und Kollegen einen gesegneten Ramadan wünschen. Oder ganz einfach: Ramadan Kareem!
Fastenmonat Ramadan startet Schichtdienst und Ramadan: Alles eine Sache der Planung
Am 23. März beginnt der Fastenmonat Ramadan. Dann fasten Muslime für etwa einen Monat von Sonnenauf bis -untergang. Wie sich das mit dem Beruf vereinbaren lässt, erzählt ein junger Sicherheitswächter SWR Aktuell.