Starkregen, Hitze und Trockenheit. Die Extremwetterereignisse verändern auch unseren Alltag. Was bedeutet das für Gartenliebhaber, wenn Wasser in RLP knapp wird?
Für den Hobby-Gärtner Roland Isselhard ist sein Garten in Flörsheim-Dalsheim sein Ein und Alles. Er und sein Mann bleiben im Sommer extra zu Hause, weil da alles besonders schön blüht. Und in der Tat, auch im trockenen Juli 2023 blüht und grünt es in ihrem Garten, während sich die Landschaft ringsherum in braune Steppe verwandelt hat.
Rund 500 Quadratmeter ist der Garten groß, ein- bis zweimal am Tag wird gegossen. Für den Rasen verwendet er Wasser aus einer Zisterne, in der Regen aufgefangen wird. Für die Blumenbeete, in denen Bienen und Hummeln summen, und die Bäume und Büsche verwendet er Grundwasser. Roland Isselhard schätzt, dass fast ein Drittel seines Wasserverbrauchs in den Garten fließt.
Weniger Grundwasser
In Rheinland-Pfalz ist die Wasserversorgung noch nicht knapp, aber auch hier ist die Menge des neu gebildeten Grundwassers in den vergangenen 20 Jahren um 25 Prozent zurückgegangen. Das heißt der Grundwasserspiegel sinkt. Auch in Rheinland-Pfalz wird mancherorts diskutiert, ob die Wasserentnahme eingeschränkt werden muss, zum Beispiel sollen Landwirte in der Pfalz sorgsamer gießen. Ist es da vertretbar, wenn Gartenliebhaber ihre Beete und den Rasen feucht halten?
Trockenheit: Müssen wir uns vom grünen Garten verabschieden?
Garten gießen ist ökologisch vertretbar, findet Robert Isselhard. Durch die Verdunstungskälte sei es nicht nur im Garten angenehm frisch, sondern auch das Haus werde gekühlt. "Den Garten braun werden lassen, wäre für's Haus nicht förderlich", sagt er, "dann machen die Leute irgendwann die Klimaanlage im Haus an und gehen nicht mehr raus." Außerdem sei ein grüner Garten auch eine Oase für allerlei Insekten und Vögel. "Im Lavendel, im Rosmarin, überall brummen die Insekten", sagt er und deutet auf Lavendelbüsche in seinem Garten.
Gartenexpertin: "Rasen ist eindeutig der Klimaverlierer"
Die SWR-Gartenexpertin Heike Boomgaarden ist anderer Meinung. "Natürlich ist eine gewisse Verdunstungskälte da, wenn man auf den Rasen Wasser drauf kippt. Aber nur ganz wenig." Viel effektiver sei beispielsweise eine Fassadenbegrünung, erklärt sie. Hinter einer solchen Begrünung sei die Temperatur rund 15 Grad niedriger als davor. "Oder man setzt ein paar schöne Bäume vors Haus, denn die kühlen wirklich und zirkulieren auch noch die Luft." Der Rasen dagegen sei eindeutig der Klimaverlierer, sagt Boomgaarden.
Die Garten-Expertin hat Timo Moosmann im Hunsrück bei seiner Gartenumgestaltung beraten. Auch für ihn war ein schöner grüner Rasen das Nonplusultra, gesteht er. Aber trotzdem hat er sich entschieden, den Rasen nicht mehr zu sprengen und dabei hat die Familie ebenfalls eine Regenzisterne. "Das Wasser können wir für die Beete gebrauchen", erklärt er.
In dem Hunsrückdorf ist im Sommer das Wasser knapp und die Gemeinde hat an Gartenbesitzer appelliert, Rasen nicht mehr zu sprengen und auf Pools zu verzichten. 180 Quadratmeter Rasenfläche hat die Familie in einen Staudengarten mit Bäumen umgearbeitet. Dort sei es spürbar kühler und feuchter als auf dem noch verbliebenen Rasenstück, sagt Moosmann. Das hat ihn überzeugt. In den nächsten Jahren soll auch auf dem braunen Rasen ein großer Nussbaum gepflanzt werden.
BUND: Vom grünen Garten muss sich niemand verabschieden
"Jeder einzelne von uns muss mit der Ressource Wasser sparsam umgehen, daran führt kein Weg vorbei", sagt Gartenexpertin Charlotte Reutter vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Rheinland-Pfalz. Aber auch bei der Bewässerung privater Gärten gebe es viele Möglichkeiten, den Wasserverbrauch zu reduzieren, "ohne dass wir uns vom Idealbild des grünen Gartens verabschieden müssen".
Ein grüner Garten sei nicht nur angenehm und erholsam für die Menschen. "Wenn er entsprechend gestaltet ist, dient er auch als Lebensraum für unsere Insekten, Vögel, Igel und unzählige andere Lebewesen", so Reutter.