Archäologen erforschen antike Fundstücke aus der Mosel. Viele Trierer hatten sich zu Zeiten des "Trierer Goldrauschs" als Hobby-Archäologen betätigt und viele Stücke geborgen.
Für viele Trierer ist es eine Kindheitserinnerung: Wenn die Mosel in den Jahren ab 1960 bis Anfang der 1990er Jahre Niedrigwasser hatte, dann war rund um die Römerbrücke richtig was los. Ganze Familien waren mit Schlauchbooten auf der Mosel unterwegs und suchten nach antiken römischen Stücken.
Archäologe Ferdinand Heimerl leitet ein kleines Team, das die Fundstücke dieses "Trierer Goldrauschs" jetzt erforscht. Unzählige Kisten mit diesen Funden liegen seit Jahrzehnten im Depot des Rheinischen Landesmuseums Trier. Vieles ist aber auch in Privatsammlungen gelandet. "Es war wirklich ein Goldrausch, der sich damals breit gemacht hat", sagt Heimerl. "So viele Menschen hatte diese Faszination für die Antike angetrieben, hier in die Mosel zu steigen."
Forscher interessieren sich auch für römischen Krimskrams
Den Archäologen geht es nicht nur um die kostbaren Glanzstücke, wie eine Bonzestatuette des Gottes Attis, die es in die ständige Ausstellung des Rheinischen Landesmuseums geschafft hat. Es geht schlicht um alles, was mit Absicht, aus Versehen, bei Hochwasser oder als Kult in die Mosel kam. In den Kisten, im Depot des Museums, liegen vor allem auch Sachen, die man als römischen Krimskrams bezeichnen könnte.
Jasmin Beuren macht gerade ihren Masterabschluss in Archäologie an der Universität Trier. Für sie ist es "eine tolle Chance, an dem Forschungsprojekt teilzunehmen", sagt sie. Sie sitzt vor einer Kiste aus dem Depot des Rheinischen Landesmuseums.
Darin sind viele kleine Kistchen, die sie nacheinander aufmacht und nachsieht, was an kleinen Einzelteilen drin ist. "Es ist echt, wie ein Überraschungsei zu öffnen", sagt sie. "Es ist alles dabei, man kann nie sicher sein, was man als nächstes in der Hand hat."
Fundstücke spiegeln römisches Alltagsleben
Es seien gerade die vielen unscheinbaren Fundstücke, die die Forscher faszinierten, sagt Ferdinand Heimerl. Sie würden viel über das Alltagsleben der Römer verraten. Die Mosel sei die Lebensader des antiken Trier gewesen, alle Luxusgüter und auch Gebrauchsgegenstände für die antike Kaiserresidenz, wurden mit Schiffen über die Mosel transportiert. Viele Menschen warfen auch einfach Dinge in den Fluss, die sie loswerden wollten. Die Mosel war zu römischer Zeit auch ein öffentlicher Mülleimer.
Archäologen bitten Bevölkerung um Hilfe
Längst nicht alle Funde aus der Mosel sind im Museumsdepot gelandet. Viele Privatleute, die vor Jahrzehnten etwas Antikes aus der Mosel gefischt hatten, haben es behalten, manches wurde sogar direkt an der Fundstelle verkauft.
Trierer Sammlung eine der größten weltweit
Drei Jahre hat das Trierer Archäologenteam Zeit für sein Projekt, das sich "Rituale, Abfälle und Sammler" nennt. Die Trierer Sammlung antiker Flussfunde gilt als eine der größten weltweit. Seit Februar haben die jungen Archäologen schon etwa 3.000 Stücke fotografiert, vermessen und digital dokumentiert.