Jahrhundertealte Brücken-Pfeiler entdeckt

Ahr-Flut spülte archäologische Sensation frei

Stand
Autor/in
Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.

Archäologen sprechen von einer Sensation: Die Ahr-Flut hat jahrhundertealte Überreste von Brücken freigelegt. Sie steckten metertief im Flussbett und sind jetzt in Sinzig zu sehen.

Aufmerksame Helfer haben beim Aufräumen nach der Flut im Ahrtal vor drei Jahren spektakuläre Funde gemacht: Die Ahr hatte jahrhundertealte Holzpfeiler ehemaliger Brücken freigespült, die bis zur Flut metertief im Kiesbett des Flusses gesteckt hatten. Archäologen haben die Überreste begutachtet und zeigen sie jetzt in einer Ausstellung im Sinziger Schloss.

Es war großes Glück, dass die historischen Holzpfeiler im Chaos aus Autowracks, Gebäudetrümmern und anderem Müll überhaupt entdeckt wurden, berichtet Archäologe Gabriel Heeren von der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Rheinland-Pfalz.

"Die Helfer haben die Baggerfahrer gebeten, die Pfähle nicht auf die Mülllaster zu laden." In Ahrweiler, Heppingen und an mehreren Stellen in Sinzig konnten alte Brückenpfeiler gerettet werden.

Koblenz

Neues Angebot des SWR Studios Koblenz Nachrichten aus der Region Koblenz jetzt auf WhatsApp lesen

Das SWR Studio Koblenz ist jetzt auch auf dem Messenger-Dienst WhatsApp aktiv. Dort finden Sie regionale Nachrichten aus dem Ahrtal, von Mosel und Rhein, dem Taunus und Westerwald.

Archäologe spricht von einer "Sensation"

Archäologen haben bestimmt, in welchem Jahr die Bäume gefällt worden sind. "Vom Fälldatum kann man auf das Baujahr der Brücken schließen", sagt Gabriel Heeren. Die Brücke in Ahrweiler war 1805 errichtet worden, die Brücke in Sinzig 1810.

Archäologe Gabriel Heeren ist begeistert: "Wir haben auf diese Art und Weise Brücken entdeckt, die bisher gar nicht bekannt waren." Er spricht von einem "sensationellen Fund".

Es ist ein sensationeller Fund. Solche Funde gab es im Ahrtal bisher nicht. Dadurch wurden zahlreiche Brücken erstmals entdeckt, die wir bisher gar nicht kannten.

Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatstrophe im Ahrtal wurden im Juli 2021 Überreste historischer Brücken gefunden. Experten sprechen von einer "archäologischen Sensation". Gabriel Heeren hat dazu eine Ausstellung im Schloss Sinzig zusammengestellt.
Archäologe Gabriel Heeren spricht von einer Sensation. Gemeinam mit Rudolf Menacher hat er die Ausstellung in Sinzig zusammengestellt.

Alte Grafiken von Ahr-Brücken entdeckt

Der zweite Macher der Sinziger Ausstellung, Rudolf Menacher, suchte in Archiven nach alten Graphiken und Zeichnungen der ehemaligen Ahr-Brücken. Und er wurde tatsächlich fündig.

Im Sinziger Schloss stehen jetzt die rund 30 geretteten Brückenpfeiler. Daneben hängen historische Grafiken, aus denen hervorgeht, wie die Brücken aussahen.

In Lohrsdorf wurden historische Pfahlschuhe geborgen

In Lohrsdorf wurden zudem sogenannte Pfahlschuhe entdeckt. Auch sie sind im Sinziger Schloss zu sehen. Diese "Schuhe" wurden unten an den Holzpfählen angebracht, damit sie besser im Untergrund halten. In einem der Lohrsdorfer Pfahlschuhe stecken noch Überreste des Holzpfeilers.

Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatstrophe im Ahrtal wurden im Juli 2021 Überreste historischer Brücken gefunden. Experten sprechen von einer "archäologischen Sensation". Gabriel Heeren und Rudolf Menacher haben dazu eine Ausstellung im Schloss Sinzig zusammengestellt.
Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatastrophe wurden in Lohrsdorf sogenannte Pfahlschuhe geborgen. Mit ihnen wurden die hölzernen Brückenpfeiler im Untergrund verankert. In einem Pfahlschuh stecken noch Überreste des Holzpfeilers.

Der längste Holzpfahl misst 3,80 Meter

Der längste in Sinzig gezeigte Brückenpfeiler ist 3,80 Meter lang. Es war ziemlich aufwändig, ihn durch das Treppenhaus des Sinziger Schlosses in den ersten Stock zu bugsieren, berichtet Ausstellungsmacher Rudolf Menacher.

Vier starke Helfer waren notwendig, um den 3,80 Meter langen Brückenpfahl durchs Treppenhaus in den ersten Stock zu transportieren. Zum Glück sind sie nirgends angeeckt.

Weitere historische Pfeiler landeten auf dem Müll

Gabriel Heeren befürchtet, dass weitere von der Flutwelle freigelegte Brückenreste beim Aufräumen im Ahrtal nicht erkannt wurden und zusammen mit dem Müll und den übrigen Trümmern entsorgt worden sind.

Ein Bagger in der Ahr sammelt die letzten Trümmer der Nepomukbrücke ein.
Beim Abriss der steinernen Nepomukbrücke in Rech im Juli 2023 wurden historische Holz-Pfähle entdeckt. Sie wurden leider nicht geborgen, sondern im Müll entsorgt.

Auf einem Foto vom Abriss der 300 Jahre alten Nepomuk-Brücke in Rech, deren Steinbögen am 19. Juli 2023 beseitigt worden waren, hatte Heeren hölzerne Brückenpfähle entdeckt, die aus dem Ahr-Kies ragten. Sie stammen offenbar von einer Vorgänger-Brücke.

Diese Pfähle konnten nicht gerettet werden: Als das Foto ausgewertet wurde, waren alle Überreste in Rech längst beseitigt worden.

Brückenpfähle sind im Schloss Sinzig zu sehen

Die historischen Brückenpfeiler sind mindestens ein Jahr lang zu sehen und zwar im Heimatmuseum Schloss Sinzig.

Infos zu archäologischen Entdeckungen

Indiana Jones lässt grüßen True-Crime-Fall der Archäologie: Wie die Himmelsscheibe von Nebra ins Museum kam

Vor 25 Jahren entdecken zwei Sondengänger die Himmelsscheibe von Nebra. Was folgt, ist True Crime der anderen Art. In den Hauptrollen: ein Lehrer, eine Wirtin und ein Archäologe. 

SWR Kultur am Abend SWR Kultur

Sulawesi

Archäologie Sulawesi: Älteste figurative Höhlenmalerei der Welt entdeckt

Früher als gedacht haben Menschen Höhlenmalereien mit Figuren angefertigt. Das zeigt eine neue Studie über Höhlenbilder auf der Insel Sulawesi.

Impuls SWR Kultur