Archäologen sprechen von einer Sensation: Die Ahr-Flut hat jahrhundertealte Überreste von Brücken freigelegt. Sie steckten metertief im Flussbett und sind jetzt in Sinzig zu sehen.
Aufmerksame Helfer haben beim Aufräumen nach der Flut im Ahrtal vor drei Jahren spektakuläre Funde gemacht: Die Ahr hatte jahrhundertealte Holzpfeiler ehemaliger Brücken freigespült, die bis zur Flut metertief im Kiesbett des Flusses gesteckt hatten. Archäologen haben die Überreste begutachtet und zeigen sie jetzt in einer Ausstellung im Sinziger Schloss.
Es war großes Glück, dass die historischen Holzpfeiler im Chaos aus Autowracks, Gebäudetrümmern und anderem Müll überhaupt entdeckt wurden, berichtet Archäologe Gabriel Heeren von der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Rheinland-Pfalz.
"Die Helfer haben die Baggerfahrer gebeten, die Pfähle nicht auf die Mülllaster zu laden." In Ahrweiler, Heppingen und an mehreren Stellen in Sinzig konnten alte Brückenpfeiler gerettet werden.
Neues Angebot des SWR Studios Koblenz Nachrichten aus der Region Koblenz jetzt auf WhatsApp lesen
Das SWR Studio Koblenz ist jetzt auch auf dem Messenger-Dienst WhatsApp aktiv. Dort finden Sie regionale Nachrichten aus dem Ahrtal, von Mosel und Rhein, dem Taunus und Westerwald.
Archäologe spricht von einer "Sensation"
Archäologen haben bestimmt, in welchem Jahr die Bäume gefällt worden sind. "Vom Fälldatum kann man auf das Baujahr der Brücken schließen", sagt Gabriel Heeren. Die Brücke in Ahrweiler war 1805 errichtet worden, die Brücke in Sinzig 1810.
Archäologe Gabriel Heeren ist begeistert: "Wir haben auf diese Art und Weise Brücken entdeckt, die bisher gar nicht bekannt waren." Er spricht von einem "sensationellen Fund".
Alte Grafiken von Ahr-Brücken entdeckt
Der zweite Macher der Sinziger Ausstellung, Rudolf Menacher, suchte in Archiven nach alten Graphiken und Zeichnungen der ehemaligen Ahr-Brücken. Und er wurde tatsächlich fündig.
Im Sinziger Schloss stehen jetzt die rund 30 geretteten Brückenpfeiler. Daneben hängen historische Grafiken, aus denen hervorgeht, wie die Brücken aussahen.
Der Hochwasser-Blog für RLP Neue Brücke über die Kyll freigegeben
In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
In Lohrsdorf wurden historische Pfahlschuhe geborgen
In Lohrsdorf wurden zudem sogenannte Pfahlschuhe entdeckt. Auch sie sind im Sinziger Schloss zu sehen. Diese "Schuhe" wurden unten an den Holzpfählen angebracht, damit sie besser im Untergrund halten. In einem der Lohrsdorfer Pfahlschuhe stecken noch Überreste des Holzpfeilers.
Der längste Holzpfahl misst 3,80 Meter
Der längste in Sinzig gezeigte Brückenpfeiler ist 3,80 Meter lang. Es war ziemlich aufwändig, ihn durch das Treppenhaus des Sinziger Schlosses in den ersten Stock zu bugsieren, berichtet Ausstellungsmacher Rudolf Menacher.
Weitere historische Pfeiler landeten auf dem Müll
Gabriel Heeren befürchtet, dass weitere von der Flutwelle freigelegte Brückenreste beim Aufräumen im Ahrtal nicht erkannt wurden und zusammen mit dem Müll und den übrigen Trümmern entsorgt worden sind.
Auf einem Foto vom Abriss der 300 Jahre alten Nepomuk-Brücke in Rech, deren Steinbögen am 19. Juli 2023 beseitigt worden waren, hatte Heeren hölzerne Brückenpfähle entdeckt, die aus dem Ahr-Kies ragten. Sie stammen offenbar von einer Vorgänger-Brücke.
Diese Pfähle konnten nicht gerettet werden: Als das Foto ausgewertet wurde, waren alle Überreste in Rech längst beseitigt worden.
Brückenpfähle sind im Schloss Sinzig zu sehen
Die historischen Brückenpfeiler sind mindestens ein Jahr lang zu sehen und zwar im Heimatmuseum Schloss Sinzig.
Infos zu archäologischen Entdeckungen
Indiana Jones lässt grüßen True-Crime-Fall der Archäologie: Wie die Himmelsscheibe von Nebra ins Museum kam
Vor 25 Jahren entdecken zwei Sondengänger die Himmelsscheibe von Nebra. Was folgt, ist True Crime der anderen Art. In den Hauptrollen: ein Lehrer, eine Wirtin und ein Archäologe.