Weltkrebstag 2025

Paddeln gegen Krebs: "Aufgeben ist keine Option"

Stand

Von Autor/in Solveig Naber

Das Wasser bringt ihnen Lebensfreude: Die "Pink Paddler" aus Trier sind eine Gruppe für Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Denn damit zu leben, ist oft schwer.

Marion Hofmann und Anja Klose gehen zu dem großen Eisentor auf dem Gelände der Rudergesellschaft Trier. Auf dem Tor ist ein großer Drachen in leuchtenden Farben aus gelb, rot, grün gemalt, der sich um eine Porta Nigra schlängelt. Darüber prangt der Schriftzug "Draco Treverorum". Die beiden Frauen schließen das Tor auf und schieben ein meterlanges Drachenboot heraus.

Es gehört der Trierer Selbsthilfegruppe "Pink Paddler". Diese Initiative gibt es weltweit und ist für Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren oder sind. In Trier hat Marion Hoffmann die Pink- Paddler-Gruppe 2012 gründet. Ihre ansteckende Fröhlichkeit und ihre offene Art sind das Erste, was an der 54-Jährigen auffällt. Hoffmann bekam einige Jahre vor der Gründung die Diagnose Brustkrebs.

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Sie brauchte etwas Zeit, um mit der neuen Situation klar zu kommen, erzählt sie. Nach der Therapie galt sie als geheilt. Doch der Krebs kam vor drei Jahren zurück. Er hat gestreut und ist nun in der Leber. Eine Heilung ist nicht möglich. "Es wird jetzt versucht, das Ganze aufzuhalten. Und Aufgeben ist keine Option", sagt Hoffmann mit fester Stimme.

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Kraft schöpfen aus der Gruppe

Mehr als 40 Frauen gehören inzwischen zu der Gruppe der Trierer Pink Paddler. Denn das Drachenbootfahren gilt auch als eine Art Reha-Maßnahme für die Betroffenen. Vielen Frauen, die wegen Brustkrebs an der Brust operiert werden, werden auch ein oder mehrere Lymphknoten entfernt. Das Paddeln fördert die Lymphdrainage, erzählt Hoffman. Und die Bewegung an der frischen Luft stärke zudem das Immunsystem.

Diese Gruppe macht mich stark.

Aber das Wichtigste ist das Zusammensein der Gruppe. Auf dem Wasser. "Da passiert etwas mit einem“, erzählen Hoffmann und Klose und strahlen dabei. "Da ist so viel Lebensfreude und Fröhlichkeit bei den Frauen." Besonders nach dem Training. Für Marion Hoffmann unerlässlich in dieser Zeit.

Paddeln gegen den Brustkrebs. Das ist das Motto der "Pink Paddler" in Trier. Die Gruppe ist für Betroffene, die an Brustkrebs erkrankt sind.
Marion Hoffmann (links) und Anja Klose mit dem Drachenboot der Trierer Pink-Paddler-Gruppe. Die weltweite Initiative "Pink Paddler" richtet sich an Betroffene mit Brustkrebs.

"So unterschiedlich wie die Menschen in dieser Gruppe sind, so viel positive Energie strahlt diese Gruppe aus. Diese Gruppe macht mich stark. Ich schöpfe ganz viel Kraft daraus."

Botschaft: Diagnose Krebs ist nicht gleich Todesurteil

Ihre positiven Erfahrungen aus dem Drachenbootfahren möchten Marion Hoffmann und Anja Klose an die Betroffenen weitergeben. Denn oft passiere es, dass sich Erkrankte nach einer Krebs-Diagnose erst einmal zurückziehen. Hoffmann will mit ihrer Initiative unterstützen und hat eine klare Botschaft: "Kommt aus eurem Schneckenhaus. Die Diagnose Krebs ist nicht unbedingt gleich ein Todesurteil. Kommt raus und spürt Lebensfreude."

Viele Tabus bei Krebserkrankungen

Ihrer Mitstreiterin Anja Klos ist es wichtig, dass die Gesellschaft offener wird, wenn es sich um das Thema Krebs handelt. Vor allem bei Brustkrebs gebe es noch immer viele Tabus. Häufig wollen auch die Betroffenen nicht darüber sprechen.

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Klose war zweimal an Brustkrebs erkrankt. Die Chancen für eine Heilung sind bisher gut. Die 57-Jährige fordert mehr Akzeptanz für die Betroffenen, die meist noch lange an den Folgen der Krebserkrankung leiden.

"Es ist oft so, wenn die Erkrankung vorbei ist, dann sagen einem viele, jetzt ist aber auch mal wieder gut. Nein, es ist nicht gut damit! Krebs begleitet einen ein Leben lang. Das wird man nie wieder los. Man muss lernen, damit umzugehen. Alle Seiten." Vor allem im beruflichen Umfeld sei Aufklärung oft noch nötig, weil zum Beispiel die Belastbarkeit langfristig eingeschränkt bleibe.

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Lassen sich die Lebensfreude nicht nehmen: Marion Hoffmann (links) und Anja Klose. Beide bekamen die Diagnose Brustkrebs.
Lassen sich die Lebensfreude nicht nehmen: Marion Hoffmann (links) und Anja Klose. Beide bekamen die Diagnose Brustkrebs.

Marion Hoffmann, für die es nach der erneuten Krebserkrankung keine Heilung gibt, will stark bleiben. Für ihre Familie und die anderen Frauen aus der Gruppe. "Die Sanduhr läuft. Und ich wünsche mir, dass jedes Sandkorn mit ganz viel Leben gefüllt ist."

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