Je früher Krebs erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln. Bluttests sollen dabei helfen. Eine neue Studie zeigt vielversprechende Ergebnisse – doch für Jubel ist es zu früh.
Bluttest zur Früherkennung von 14 Tumorarten
Die größte Chance auf eine erfolgreiche Behandlung von Krebs besteht, wenn er frühzeitig entdeckt wird. Bisher sind die meisten Vorsorgeuntersuchungen aufwendig und oft auch unangenehm – ob es um ein Röntgen der Brust oder um eine Darmspiegelung geht. Ist der Tumorverdacht schon konkret, bringt eine Biopsie Klarheit. Hierfür muss allerdings erstmal mit einer Nadel eine Probe des verdächtigen Gewebes entnommen werden.
Einfacher wäre es, wenn Krebs sich im Blut oder Urin nachweisen ließe. Diese Vision könnte jetzt ein Stück näher gerückt sein: Im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) stellte eine Forschungsgruppe kürzlich eine Methode für die Früherkennung von 14 Tumorarten vor. Darunter Brustkrebs, Lungenkrebs und Prostatakrebs. Zum Jubeln ist es allerdings noch zu früh.
Kombi aus Blut- und Urintest mit hoher Trefferquote
Immer wieder sorgen mögliche Bluttests auf Krebs für Schlagzeilen – bislang ist jedoch kei Ansatz zuverlässig genug für den breiten Einsatz. Auch die von der schwedischen Firma Elypta entwickelte Methode, die in der Veröffentlichung angewandt wurde, ist längst noch nicht marktreif. Aber es gibt Grund für vorsichtigen Optimismus.
Das internationale Forschungsteam hat das neuartige Verfahren an 1260 Probandinnen und Probanden untersucht. Ein Teil von ihnen hatte Krebs, ein anderer war gesund. Mit Bluttests alleine konnten immerhin 41 Prozent der Tumore im Frühstadium entdeckt werden. Nach einem zusätzlichen Urintest stieg die Trefferquote dann auf 62 Prozent – im Vergleich zu anderen Krebstests, die Körperflüssigkeiten untersuchen, ein hoher Wert.
Biopsie bleibt am zuverlässigsten
Allerdings ist die klassische Biopsie von verdächtigem Gewebe immer noch sehr viel aussagekräftiger. Die Ergebnisse unterschieden sich auch deutlich je nach Tumorart: Blasenkrebs ließ sich im Blut nur sehr schlecht nachweisen, bei Darmkrebs sowie bestimmten Leukämien und Lymphomen schlug der Test dagegen besonders gut an.
Die sogenannte Spezifität lag insgesamt bei rund 95 Prozent. Das heißt, fünf von hundert Probandinnen und Probanden bekamen eine Krebswarnung, obwohl sie gesund waren.
Der Krebsspezialist Professor Edgar Dahl von der Universitätsklinik Aachen hält deshalb einen anderen kürzlich vorgestellten Bluttest für aussichtsreicher: Den Galleri-Test der US-Firma Grail. Hier liegt die Spezifität mit 99 Prozent deutlich höher. Aber auch dieser Test ist noch lange nicht marktreif.
Methode von Elypta kostengünstiger
Grundsätzlich gibt es einige Punkte, die den Ansatz von Elypta attraktiver machen. So nutzen die Schweden eine deutlich einfachere und damit kostengünstigere Methode. Statt nach Spuren von Tumor-DNA fahnden sie nach bestimmten Zuckerverbindungen, die sich bei einer Krebserkrankung verändern. Schon für unter fünfzig Dollar könnte man solche Tests anbieten. Andere Verfahren hingegen sollen fünf- bis zehnmal teurer sein.
Der Elypta-Test konnte in der Studie auch einige Gliome entdecken, eine bestimmte Form von Hirntumoren – das war anhand von Blutuntersuchungen bisher nicht möglich.
Almut Schulze, Professorin am Deutschen Krebsforschungszentrum, hält den Ansatz aus Schweden für vielversprechend. Aber sie nennt auch eine entscheidende Schwäche: Nicht nur Tumore, sondern auch Entzündungen im Körper verändern die getesteten Zuckerverbindungen und können zu einem falschem Krebsalarm führen.
Es sind also noch weitere Studien nötig, ehe klar ist, ob die neue Methode zur Früherkennung von Krebs auf breiter Basis taugt.
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