Zwei Hände halten die rosa Schleife für Brustkrebs

Brustkrebspatientin erzählt

Wie geht man mit der Diagnose Brustkrebs um?

Stand
Moderator/in
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk

Bei Sabine Schwiemann aus der Eifel wurde vor neun Monaten Brustkrebs diagnostiziert. Im SWR1 Interview erzählt sie von den Schwierigkeiten, mit der Diagnose umzugehen und was ihr dabei geholfen hat.

Jedes Jahr erkranken etwa 66.800 Frauen und 770 Männer in Deutschland an Brustkrebs. Die genaue Ursache ist oft unklar. Wie geht man mit so einer Diagnose um? Sabine Schiemann über eine schwere Zeit und wie sie nach ihrer letzten Bestrahlung in die Zukunft blickt.

SWR1: Herzlichen Glückwunsch zur überstandenen Bestrahlung! Wie geht es Ihnen jetzt?

Sabine Schwiemann: Es geht mir heute natürlich besonders gut, nachdem ich die Therapie abschließen konnte. Ich habe noch einige Nebenwirkungen oder Nachwirkungen der Gesamttherapie. Von der Chemotherapie habe ich noch etwas zurückbehalten, und nach der Strahlentherapie ist natürlich auch die Haut etwas angegriffen. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden und gucke auch optimistisch in die Zukunft.

Das Schwierigste ist das Warten. Das Warten auf die Ergebnisse, das Warten auf die erste Diagnose. Ist es Krebs, ist es keiner?

SWR1: Sie hatten in den vergangenen Monaten viele Behandlungen. Was war dennoch das Schwierigste für Sie?

Schwiemann: Das Schwierigste, das ist das Warten. Das Warten auf Ergebnisse, das Warten auf die erste Diagnose. Ist es Krebs, ist es keiner? Und was ich als besonders traumatisch in Erinnerung habe, das ist das sogenannte Staging. Die Staging-Untersuchung besteht aus diversen Untersuchungen. Da wird geschaut, ob es Metastasen gibt. Und das Warten auf dieses Ergebnis, das war wirklich sehr, sehr, sehr schwer, sehr belastend. Die Chemotherapie selbst ist ein brutaler Eingriff in den Körper, das darf man wirklich nicht verschweigen. Aber sie hat getan, was sie sollte. Sie hat also den Tumor sehr, sehr, sehr stark geschrumpft, und mit den Medikationen, die ich dazu bekommen habe, habe ich sie auch wirklich sehr gut vertragen. Mir war nie übel, überhaupt nicht. Aber es ist ein schwerer Eingriff in den Körper.

Freunde, Familie und Unternehmungen helfen bei der Bewältigung

SWR1: Was hat Ihnen geholfen in dieser schweren Zeit in den vergangenen Monaten?

Schwiemann: Für mich war das zentrale Thema Kommunikation. Für mich war ganz, ganz wichtig, dass ich großartige Menschen um mich herum hatte, Familie und Freunde, mit denen ich kommunizieren konnte. Was ganz besonders hilfreich und wichtig für mich war: Ich war aktiv. Das war ganz, ganz wichtig. Ich habe mir schöne Erlebnisse verschafft. Ich bin zu Ausstellungen und zu Konzerten gegangen. Und das war für mich ganz zentral.

Ich habe das Thema Lebensqualität zu meinem zentralen Thema gemacht.

Ich habe das Thema Lebensqualität zu meinem zentralen Thema gemacht. Ich habe auch einen Lieblingsplatz. Bei uns im Dorf gibt es auf so einem kleinen Hügelchen eine Kapelle, und da bin ich sehr oft gewesen, einfach nur Wind um die Nase wehen lassen. Teilweise musste ich mich dahinschleppen, weil ich während der Chemotherapie einfach nicht gut laufen konnte, keine Kräfte hatte. Das hat mir sehr gutgetan.

Und ich schreibe ein Buch. Weil ich festgestellt habe, dass das Schreiben, das Aufschreiben dessen, was ich da erlebt habe, das hilft mir, in der Rückschau das Ganze zu verarbeiten und das Traurige und Traumatische dann auch loszulassen.

Bleiben Sie gesund Krebs - Vorsorge und Früherkennung

Gesund bleiben wollen wir alle! Damit das auch so bleibt, können wir selbst etwas dafür tun. Gehen Sie regelmäßig zu den Früherkennungsuntersuchungen und gehen Sie bei Veränderungen zum Arzt.

Kaffee oder Tee SWR Fernsehen

SWR1: Wie geht es jetzt in puncto Gesundheit weiter bei Ihnen?

Schwiemann: In einigen Wochen fahre ich in eine Reha-Einrichtung und werde da natürlich auch noch an den Nachwirkungen der Therapien arbeiten. Und dann werde ich eingesteuert in dieses Nachsorgeprogramm, das ist in einigen Monaten. Da sind wieder Nachuntersuchungen und es wird geschaut, war die Therapie jetzt auch wirklich belastbar erfolgreich, sprich: Ist nichts mehr nachgekommen? Das hoffe ich natürlich. Und diese Nachuntersuchungen sind auch ein Stück belastend. Das weiß ich von vielen, vielen anderen betroffenen Frauen, die ich auf meinem Weg jetzt kennengelernt habe. Es ist jedes Mal wieder die Angst: Ist wieder was nachgekommen? Fängt jetzt dieser ganze Therapie-Marathon wieder von vorne an? Aber das gehört natürlich dazu und vermittelt dann auch wieder jedesmal Sicherheit, wenn das Ergebnis dann so lautet wie gewünscht, nämlich: Es ist alles in Ordnung.

Immer etwas Positives in den Blick nehmen

SWR1: Damit schließt sich ja im Prinzip auch der Kreis zum Beginn unseres Gesprächs, das Warten auf die Ergebnisse, auf das, was da jetzt kommt.

Schwiemann: Ganz genau. Das Warten, das höre ich auch von ganz vielen anderen Frauen. Ich habe hauptsächlich Frauen kennengelernt. Es gibt natürlich auch Männer, die an Brustkrebs erkranken. Ich habe allerdings auf meinem Weg keinen kennengelernt. Aber die Frauen, die ich getroffen habe, da ist unisono die Antwort, die ich bekomme: das Warten. Wegen dieser Ungewissheit und dem Kopfkino, das dann anspringt. Ich bin sehr, sehr gut durch die Therapie gekommen, einfach weil ich mir immer wieder etwas Positives gesucht haben. Und trotzdem hat es auch dunkle Tage gegeben. Das waren bei mir immer die Sonntage. Warum auch immer. Es ist einfach wichtig zu schauen, dass es immer weiter geht.

Wichtig ist immer, etwas Positives in den Blick zu nehmen. Auch wenn wir gerade in so einer Situation sind, in der wir auf Ergebnisse warten, muss man sich immer klarmachen: Irgendwann ist auch der Punkt gekommen, wo das Ergebnis da ist. Und ab dann kann man wieder neu nachdenken oder den Kopf nicht hängen lassen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

Hinweis: Das Audio des Interviews bildet nur eine verkürzte Version des Gesprächs ab.

Krebstag in Mainz

Der 5. Rheinland-Pfälzische Krebstag findet am Samstag, 13. Mai statt. Von 10 bis 16 Uhr gibt es Informationen zu neuen Behandlungsmethoden und Netzwerken. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Unimedizin Mainz.

Weitere Informationen

Beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gibt es neben weiteren Informationen auch Beratungsmöglichkeiten und Hilfe für Betroffene. Dort erfahren Sie auch mehr zum gesetzlichen Programm für die Krebsvorsorge und Krebsfrüherkennung.

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