Invasive Insektenarten breiten sich auch in der Region Trier aus. Die meisten davon sind viel besser als ihr Ruf. Die Gottesanbeterin gilt als eine der prominentesten Vertreter.
Die warmen Temperaturen der letzten Jahre verändern unsere einheimische Insektenwelt. Viele wärmeliebende Insekten wandern ein. Inzwischen ist unter anderem die Gottesanbeterin in der Region heimisch. Auch in der Stadt Trier sind Exemplare gesichtet worden.
"Dies ist nur eine von vielen Arten, mit denen wir in Zukunft leben werden", erklärt der Insektenexperte Alexander Franzen. Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit Insekten. Der gebürtige Eifler studiert an der Universität Göttingen Biologische Diversität und Ökologie.
Gottesanbeterin hat ökologische Nische in der Region gefunden
Die Gottesanbeterin beobachtet er seit Jahren. Die gute Nachricht: das Tier habe keine Auswirkungen auf unser heimisches Ökosystem. Das Insekt habe seine ökologische Nische gefunden und verdränge da auch keine anderen Insekten, so Franzen. Die Gottesanbetterin lebt inzwischen überall in der Region, auch in den höheren Lagen der Eifel.
Insgesamt geht man davon aus, dass deutschlandweit rund 1.000 invasive Tierarten nachgewiesen sind. Davon ist ein großer Teil Insekten. Ungefähr 100 Arten machen Probleme. Die starke Ausbreitung sei einfach zu erklären, so Alexander Franzen: "Die zwei Hauptfaktoren, die invasive Arten antreiben, sind der Klimawandel und die Globalisierung."
Meistens gelangen die Tiere über den Warentransport in fremde Länder. Stimmen dort die Lebensbedingungen, breiten sie sich auch aus. Manchmal wurden sie aber auch gewollt eingeführt. So wurde der asiatische Marienkäfer als biologischer Schädlingsbekämpfer in Gewächshäusern angesiedelt. Von dort entwichen einige Exemplare und breiteten sich rasant aus.
Invasive Arten können Krankheiten und Parasiten einschleppen
Viel Schaden hat er seitdem angerichtet: Der asiatische Marienkäfer brachte einen Parasiten mit, gegen den er selber resistent sei, der aber die einheimischen Arten schädige. Dadurch, und weil sich der asiatische Marienkäfer schneller vermehre, verschwänden immer mehr einheimische Marienkäfer, erklärt Alexander Franzen.
Manche invasive Arten vermehrten sich explosionsartig wie der Buchsbaumzünsler. Er breite sich gerade in der Eifel aus und brächte vielerorts sämtliche Buchsbäume zum Absterben. Nach Einschätzung von Alexander Franzen stellt sich die Natur aber auf solche Arten ein. Vögel und Wespen entdeckten sie als Nahrungsquelle und verhinderten so die massenhafte Verbreitung.
Buchsbaumzünsler hat auch positive Auswirkungen
Der ursprünglich in Asien beheimatete Falter spielt aber auch eine Rolle in der Bestäubung. Alexander Franzen sieht den Buchsbaumzünsler deswegen nicht nur als einen Schädling: "Man kann es nicht immer nur darauf vereinfachen, dass die Arten gut oder schlecht sind für uns."
Vernichtet die Asiatische Hornisse ganze Völker?
Auch die seit neuestem in der Region gesichtete asiatische Hornisse betrachtet der Student nicht direkt als Schädling. Diese Hornissenart wird verdächtigt, ganze Honigvölker vernichten zu können. Beobachtungen von französischen Imkern hätten dies bisher nicht bestätigt. Dennoch sei ein Monitoring dieser und vieler anderer Arten wichtig.
Asiatische Kirschessigfliege sorgte für immense Schäden im Weinbau
Der Experte hält einige Arten durchaus für gefährlich für die Wirtschaft und den Menschen. So hat die asiatische Kirschessigfliege den Weinbau an der Mosel geschädigt, indem sie gesunde Weintrauben befallen hat und diese verdarben.
Riesenzecke weniger gefährlich als einheimische Arten
Die neuerdings in Deutschland vorkommende Hyalomma-Zecke wirke bedrohlich, weil sie größer sei als einheimische Arten. Bisher habe sie allerdings noch keine neuen Krankheiten eingeschleppt. Der Experte stuft die einheimischen Zecken-arten als gefährlicher ein. Rund zehn Prozent von ihnen seien mit FSME bzw. Borreliose befallen. Die "Riesenzecke" könne zwar auch für den Menschen gefährliche Viren verbreiten. Nachgewiesen wurde dies in Deutschland bisher nicht.
Die größte Gefahr für den Menschen seien die neuen Stechmückenarten. Der asiatische Buschmoskito lebe bereits seit vielen Jahren mit uns und berge das gleiche Gesundheitsrisiko wie die asiatische Tigermücke. Diese sei zwar noch nicht in der Region gesichtet worden, allerdings wurden Exemplare in Luxemburg und im Saarland beobachtet.
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Breites Monitoring soll invasive Arten im Schach halten
Alexander Franzen wünscht sich ein breites Monitoring, um mögliche Ausbruchsherde frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. Man solle die verschiedenen Stechmückenarten nicht unterschätzen, denn "wie wir das jetzt am Ausbruch des Dengue-Fiebers am Gardasee gesehen haben, sind wir auch in Europa davor gar nicht so sicher, wie wir uns vielleicht fühlen", erklärt er.