Seit August gibt es in Speicher keine Hausarztpraxis für Kassenpatienten mehr. Die mobile Arztpraxis soll helfen, die Notlage zu überbrücken. Eine Zwischenbilanz nach drei Monaten.
An diesem Novembermorgen steht die mobile Arztpraxis wieder auf dem Parkplatz einer ehemaligen Hausarztpraxis in Speicher. In der kleinen Stadt im Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 3.800 Einwohnern gibt es seit August keine Hausarztpraxis mehr für Kassenpatienten. Seit Mitte August schickt die Kassenärztliche Vereinigung die mobile Arztpraxis nach Speicher.
Notlage soll überbrückt werden
Die mobile Arztpraxis, die aussieht, wie ein Krankenwagen, soll die Notlage ein paar Monate überbrücken. So haben Menschen aus Speicher, die eine neue Hausarztpraxis suchen, etwas Zeit gewonnen. Einfach ist es nicht, denn auch in den Nachbargemeinden gibt es nur wenige Arztpraxen und die sind alle schon überlaufen.
Die Arztpraxen, die es noch gibt, haben inzwischen trotzdem viele neue Patientinnen und Patienten aus Speicher aufgenommen, sagte der Speicherer Verbandsbürgermeister Marcus Konrad (CDU). Dafür sei er den Ärzten sehr dankbar, denn sie seien schon überlastet.
Marcus Konrad hatte als Verbandsbürgermeister alles getan, damit die mobile Arztpraxis nach Speicher kommt. Einfach war das nicht, denn Ärztemangel herrscht in vielen Gemeinden in Rheinland-Pfalz.
In Speicher sah die Kassenärztliche Vereinigung eine Notlage, deshalb bekam die kleine Stadt die mobile Arztpraxis zunächst für drei Monate. Bürgermeister Konrad beantragte schnell eine Verlängerung, die er auch bekam. Das Arztmobil kommt noch bis Ende Januar 2025 nach Speicher.
"Wir sind froh und dankbar, dass wir die Situation entschärfen konnten", sagt der Verbandsgemeindebürgermeister.
Patientin: "Es war eine gute Erfahrung"
Viel Betrieb herrscht nicht vor der mobilen Arztpraxis, nach und nach kommen einzelne Menschen mit dem Auto auf den Parkplatz. Warten muss heute niemand, alle kommen pünktlich, wie zuvor online vereinbart, zu ihrem Termin dran.
Eine junge Ärztin und eine Arzthelferin sind in der mobilen Arztpraxis. Die Tür des Fahrzeugs öffnet und schließt sich nach jedem, der hier Hilfe sucht. "Es war eine gute Erfahrung", sagt eine Frau, die die mobile Arztpraxis zum ersten Mal genutzt hat. Sie freute sich, dass sie direkt einen Termin bekam und die Ärztin sie sehr freundlich und mit Ruhe behandelt habe.
Mobile Arztpraxis kommt gut an
Nicht nur Menschen aus Speicher nutzen die mobile Arztpraxis. Es kommen auch Menschen aus umliegenden Gemeinden wie Binsfeld. Braucht man ein Rezept, der eigene Hausarzt hat aber gerade wegen Urlaub geschlossen, ist die mobile Arztpraxis in Speicher eine gute Lösung.
Die Menschen, die zur mobilen Arztpraxis kommen, sind sehr froh, dass es diese Notlösung gibt. Nach und nach hat in Speicher eine Hausarztpraxis nach der anderen geschlossen.
Situation könnte sich verschlimmern
Die Situation droht sich in den nächsten Jahren noch zu verschärfen, denn auch die Hausärzte, die es noch gibt, sind schon älter. "Die ärztliche Versorgung im Eifelkreis ist eine Katastrophe", sagt eine Frau, die die mobile Arztpraxis dankbar nutzt. Zumindest für ein paar Monate gibt es durch die mobile Arztpraxis in Speicher wieder eine Anlaufstelle, wenn man ärztliche Hilfe braucht oder ein neues Rezept für Medikamente.
Eigentlich würde Verbandsbürgermeister Marcus Konrad gerne wieder erreichen, dass die mobile Arztpraxis noch länger in Speicher bleibt, denn auf absehbare Zeit ist keine neue Hausarztpraxis für Speicher in Sicht. "Der Ball liegt jetzt bei der Kassenärztlichen Vereinigung", sagt er.
Konrad: Land für junge Ärzte attraktiver machen
Im Prinzip kann man die Frist von drei Monaten für die mobile Arztpraxis nur einmal verlängern, das ist in Speicher ja schon geschehen. Dafür habe er auch Verständnis, sagt Konrad, denn der Ärztemangel sei ja in ganz Rheinland-Pfalz groß, vor allem auf dem Land.
Der Eifelkreis Bitburg-Prüm bietet seit ein paar Jahren ein Medizinstipendium für junge Menschen an, die sich bereit erklären, danach eine Hausarztpraxis im Eifelkreis zu übernehmen oder neu zu eröffnen.
Der Speicherer Verbandsbürgermeister Konrad hofft, dass so vielleicht auch Speicher in der Zukunft wieder eine Hausarztpraxis bekommt. "Wir müssen jungen Menschen wieder Mut machen, statt zu signalisieren, dass es zu unsicher sei", sagt er. In Speicher jedenfalls, da ist er sich sicher, wäre mehr als genug Kundschaft für eine Hausarztpraxis.