Speicher in der Eifel hat fast 4.000 Einwohner. Eine Hausarztpraxis für gesetzlich Versicherte gibt es nicht mehr. Eine mobile Arztpraxis soll die Versorgung sichern.
Der Wagen mit der mobilen Arztpraxis steht auf dem Parkplatz neben einer ehemaligen Hausarztpraxis. Damit die Patienten nicht auf der Straße warten müssen, hat die Verbandsgemeinde die Räume der ehemaligen Arztpraxis angemietet. Strom und Wasseranschluss für die mobile Arztpraxis müsste die VG sowieso selbst bereitstellen, sagt VG Bürgermeister Marcus Konrad (CDU).
In der angemieteten Praxis können die Patienten im Wartezimmer auf ihren Termin warten. In den Räumen kann auch der Arzt, der nach Speicher kommt, seine Sprechstunde halten und Patienten behandeln. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) schickt die mobile Arztpraxis an drei Tagen pro Woche aus Mainz nach Speicher in die Südeifel.
Kassenärztliche Vereinigung sieht Ärztemangel
Es war nicht einfach zu erreichen, dass die mobile Arztpraxis überhaupt nach Speicher kommt, sagt Marcus Konrad (CDU), der Verbandsbürgermeister von Speicher. Denn der Bedarf in ganz Rheinland-Pfalz ist groß, Ärzte fehlen überall, vor allem in ländlichen Regionen wie der Südeifel.
Doch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) kam zu dem Schluss, dass es in Speicher eine Unterversorgung mit Ärzten gibt. Die mobile Arztpraxis soll bis Enda Januar 2025 die kleine Stadt anfahren.
Eine Woche vorher Termin vereinbaren
Man muss vorher einen Termin bei der Kassenärztlichen Vereinigung vereinbaren, per E-Mail oder telefonisch. Notfälle sind eigentlich nicht vorgesehen.
Menschen in Speicher sind frustriert
Wen auch immer man in Speicher auf das Thema Ärztemangel anspricht, ist frustriert. "Das Problem ist seit mindestens zehn Jahren absehbar", sagt ein Mann. "Die Politik muss andere Rahmenbedingungen schaffen, damit sich wieder Ärzte auf dem Land niederlassen", sagt er. Speicher sei immerhin die drittgrößte Stadt im Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Viele haben sich in den Gemeinden der Umgebung einen neuen Hausarzt gesucht und fahren mindestens zehn Kilometer, wenn sie zum Arzt müssen. Doch es ist vor allem für ältere Menschen schwierig, noch einen neuen Hausarzt zu finden, denn alle Praxen in der Umgebung sind überlastet.
Verbandsgemeinde bemüht sich seit Jahren um neue Ärzte
Verbandsbürgermeister Marcus Konrad hat wenig Hoffnung, dass es schnell gelingen wird, dass sich ein neuer Hausarzt oder eine Hausärztin in Speicher niederlässt. "Es liegt daran, dass Assistenzärzte in Krankenhäusern viel bessere Möglichkeiten haben, zu arbeiten", sagt er.
Auch Apotheke spürt Ärztemangel
Die Apotheke in Speicher liegt in der Stadtmitte. Auch hier macht sich der Ärztemangel bemerkbar. Der Radius, in dem Medikamente per Botendienst gebracht werden, wird größer, sagt Apothekerin Sabine Weiland. Sie sieht ein weiteres Problem: Auch die Hausärzte in der Umgebung seien fast alle schon älter. "Vom Bundesgesundheitsminister werden halt keine Anreize geschaffen, damit sich eine Arztpraxis auf dem Land lohnt", sagt die Apothekerin.
Kunden für eine Hausarztpraxis gäbe es in Speicher genug. Es gibt außerdem ein Seniorenheim, auch Räume für Arztpraxen sind da. "Hier geht es darum, wie kann ich mich als Arzt hier niederlassen, ohne in die Selbstständigkeit zu geraten", sagt Verbandsbürgermeister Marcus Konrad.
Menschen in Speicher fühlen sich abgehängt
In Speicher sehen sich die Menschen, was das Thema Hausärzte betrifft, auf verlorenem Posten. Die Bundespolitik müsste andere Voraussetzungen schaffen, sagt jeder, den man anspricht.
"Wir können so viel machen und tun, wie wir wollen", bringt es Verbandsbürgermeister Marcus Konrad auf den Punkt. "So lange von oben die Regeln nicht anders geschrieben werden, haben wir hier unten überhaupt keine Chance, zu einem Arzt zu kommen."