Nach der Insolvenz von fünf DRK-Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz weisen auch Krankenhäuser in der Region Trier erneut auf ihre schwierige wirtschaftliche und finanzielle Situation hin. Und sie haben klare Forderungen.
Das Problem ist nicht neu, aber aktueller denn je. Rote Zahlen im Haushalt der Krankenhäuser sind keine Seltenheit, Insolvenzen und Schließungen von Krankenhäusern auch nicht.
Die Gründe dafür sind vielseitig und haben sich in den vergangenen Jahren noch mal verschärft. Denn nach der Corona-Pandemie müssen sich die Kliniken nun mit den Folgen der Inflation auseinandersetzen. Und diese belasten laut einer SWR-Umfrage auch die Krankenhäuser in der Region Trier schwer.
Krankenhäuser in Not Sanierungsplan für DRK-Kliniken steht - das grundlegende Problem bleibt
Die insolventen DRK-Kliniken in Rheinland-Pfalz sollen erhalten bleiben. Für sie wird ein Sanierungsplan aufgesetzt. Viele Kliniken im Land stehen jedoch weiterhin vor ähnlichen Herausforderungen wie die DRK-Standorte.
Hohe Energiekosten sind nicht das einzige Problem
"Insbesondere sind die Kosten für Energie, Reinigung, Wäsche oder Lebensmittel signifikant über der Inflationsrate angestiegen und belasten dementsprechend die Häuser. Die Kostensteigerungen können wir aber nicht – wie alle anderen Branchen – an die Kunden weiterreichen, da die Erlöse für die Behandlungen im Vorfeld mit den Kostenträgern festgelegt wurden", sagt beispielsweise Dietmar Borchert von der Marienhaus-Gruppe (MHG), die für die Krankenhäuser in Bitburg, Gerolstein und Hermeskeil zuständig ist.
Die Marienhaus-Gruppe setzt deshalb auf Sparmaßnahmen, die laut Dietmar Borchert aber derzeit nicht zu Lasten der Patientenversorgung gehen. Dennoch rechnet die MHG-Gruppe nach eigenen Angaben für das laufende Jahr mit geringen Verlusten.
Auch das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich erwartet dieses Jahr ein Minus im Haushalt. "Die Ergebnissituation verschlechtert sich in diesem Jahr gegenüber den Vorjahren erheblich und es ist kaum noch möglich, ein Defizit abzuwenden.", teilte Sprecher Mario Thees auf SWR-Anfrage mit.
Krankenhausreform ist umstritten Zwei Drittel der Kliniken in RLP machen Minus - ein Rekordwert
In Rheinland-Pfalz haben rund 65 Prozent der Krankenhäuser im vergangenen Jahr Verlust gemacht, so viele wie noch nie. Das hat eine Umfrage der Landeskrankenhausgesellschaft unter den rund 100 Kliniken im Land ergeben.
Personalkosten stark angestiegen
Auch hier sind die Gründe auf die inflationsbedingten Kostensteigerungen zurückzuführen. Die machten sich auch im Bereich Personal bemerkbar, so das Verbundkrankenhaus. So fielen die aktuellen Tarifabschlüsse wegen der Inflation deutlich höher aus, als in den Vorjahren. Eine Erfahrung, die auch das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier bestätigen kann.
Auch dort erwiesen sich die nicht refinanzierten Personalkosten als großes Problem, wie Christian Weiskopf, Regionalleiter der für das Krankenhaus zuständigen BBT-Gruppe, deutlich macht. "Für 2024 beträgt die Auswirkung der Tarifsteigerung 12,5 Prozent, während wir mit einer Erlössteigerung von maximal fünf Prozent rechnen können."
Schnelle finanzielle Hilfe gefordert
Diese inflations- und tarifbedingten Kostensteigerungen würden aber nur zum Teil und wenn, dann mit großer Verzögerung gegenfinanziert, heißt es aus dem Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier. Die Krankenhäuser fordern deshalb, dass die gestiegenen Kosten so schnell wie möglich vom Bund ausgeglichen werden.
"Ohne eine solche Kompensation und ohne die Planungssicherheit werden Monat für Monat weitere Kliniken in die Insolvenz getrieben und es können versorgungsgefährdende Situationen entstehen", sagt Mario Thees vom Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich.
Auf eine lang erhoffte Reform der Krankenhausfinanzierung könne man dabei nicht warten, da sind sich die Krankenhäuser einig. Die Krankenhausreform ist zwar auf Bundesebene bereits in Arbeit, bisher stehen aber nur die Eckpunkte fest.
Ausreichende Finanzierung der Krankenhäuser nötig
Nichtsdestotrotz ist auch bei den Krankenhäusern in der Region Trier die Hoffnung groß, dass mit der Reform endlich eine ausreichende Finanzierung kommt, mit der die Kliniken langfristig planen, investieren und zukunftsfähig sein können. Denn das bisherige Modell - inklusive der sogenannten Fallkostenpauschale ermögliche es kaum, wirtschaftlich zu arbeiten.
Dabei werden die Kliniken pro Patient und Diagnose mit einer Pauschale bezahlt. Gerade für kleinere Häuser im ländlichen Raum ist es aber nicht einfach, genügend Patienten zu behandeln, um genügend Geld einzunehmen. Das kritisiert auch Stefan Mattes von der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper, die für das Klinikum Mittelmosel in Zell verantwortlich ist.
Fallpauschale unwirtschaftlich
"Konkret ist es doch so, dass die Ärzte und Fachkräfte in der Pflege in der Notaufnahme und den daran angeschlossenen Bereichen wie Diagnostik, OP und Herzkatheter unabhängig davon bereitstehen, ob ein oder 15 Patienten eingeliefert werden und auch unabhängig davon bezahlt werden sollen und müssen", so Stefan Mattes.
Das bisherige System berücksichtige also die Kosten, die entstehen, um rund um die Uhr Personal und Technik zur Verfügung zu stellen, kaum. Und das bringe viele Krankenhäuser in finanzielle Schieflage.
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Krankenhausreform verspricht Hoffnung
Das soll sich laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit der Krankenhausreform ändern. Statt reiner Finanzierung mit Pauschalen soll es zukünftig sogenannte Vorhaltebudgets geben.
Doch auch was das Thema Fachkräfte betrifft, erhoffen sich die Kliniken dringend Verbesserungen. Denn um die Patientenversorgung nicht zu gefährden, sind die Kliniken teils darauf angewiesen, Fremdpersonal zu engagieren. Auch dabei entstünden Mehrkosten, die das bisherige Vergütungssystem nicht abdecke, heißt es beispielsweise aus den Krankenhäusern Zell und Wittlich.
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Neues Modell bei der Pflege
Um das Personalproblem zu lösen, hat die Marienhausgruppe ein neues Modell eingeführt, bei dem Pflegekräfte nach ihren Wünschen zeitlich flexibel eingesetzt werden könnten. Sie seien dabei nicht in einer festen Abteilung eingesetzt, sondern würden zu den Uhrzeiten eingeplant, an denen sie arbeiten könnten. Dies ermögliche es vor allem jungen Müttern Beruf und Familie zu vereinbaren, sodass man dadurch bereits neues Personal gewinnen konnte.
Um dem Fachkräftemangel dauerhaft zu begegnen, müsse außerdem die Integration der ausländischen Fachkräfte entbürokratisiert und gefördert werden, teilte das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier mit. Um mehr Pflegepersonal zu generieren, seien dort außerdem die Anzahl der Ausbildungsplätze an der Krankenpflegeschule erhöht worden. Doch das allein reiche nicht aus, da sind sich die Krankenhäuser einig. Letztendlich müssten Möglichkeiten gefunden werden, um vor allem Berufe in der Pflege wieder attraktiver zu gestalten, damit letztendlich wieder mehr Stellen besetzt werden könnten.
Besonderheiten kleiner Krankenhäuser beachten
Bei allen Reformüberlegungen sei es vor allem wichtig zu berücksichtigen, unter welchen besonderen Bedingungen Krankenhäuser im ländlichen Raum arbeiten.
"Nach wie vor erscheint uns die Reform der Finanzierung seitens der Bundesregierung fokussiert auf die universitäre Medizin, wie sie vorwiegend nur in Großstädten angeboten wird. So wurde bislang mit den Trägern in der Flächenversorgung nicht gesprochen, noch die Besonderheiten in der ländlichen Versorgung mit den Herausforderungen wie Immobilität der vorwiegend älteren Menschen, mangelhafte Verkehrsinfrastruktur, ausbaufähige Digitalisierung des Gesundheitswesen, längere Heilungs- und damit Verweildauer älterer Menschen ausreichend berücksichtigt", sagt Dietmar Borchert von der für die Krankenhäuser Hermeskeil, Bitburg und Gerolstein zuständigen Marienhaus-Gruppe.
Warten auf eine Lösung
Viele Gründe also, warum die Krankenhäuser gespannt auf die Ergebnisse der Krankenhausreform blicken dürften. Schließlich hängt nichts Geringeres als ihre Existenz davon ab.
Um solange durchzuhalten, braucht es nach Auffassung der Kliniken aber bereits jetzt schnelle, unbürokratische Hilfen. Darauf weist auch Bernd Mege, Geschäftsführer des Klinikums Idar-Oberstein hin: "Die Kliniken benötigen jetzt dringend einen 100 prozentigen Inflationsausgleich, um die Zeit bis zum Eintreten wirksamer Reformeffekte überhaupt zu erleben."
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