Das Eifeltierheim Altrich nimmt jedes Jahr Hunderte Katzen und Kleintiere auf. Doch dafür reicht der Platz nicht mehr aus. Die Suche nach einem neuen Standort ist schwierig.
Annabell stürzt sich auf ihren Napf. Das schwarze Katzenbaby hat mächtig Hunger. Und das ist auch kein Wunder. Denn das Tier hat mehrere Wochen draußen überleben müssen und hat kaum etwas zu fressen bekommen. Als sie letzte Woche im Eifeltierheim in Altrich ankam, habe sie nur 350 Gramm gewogen, sagt Tierpflegerin Line Villarsen, das ist selbst für ein so junges Tier viel zu wenig.
Villarsen hat Annabell vergangene Woche selbst eingefangen. Sie stromerte in einem Garten in Altrich herum. Ob sie ausgesetzt oder wild geboren wurde, sei unklar: "Als ich sie gesehen habe, war ich jedenfalls schockverliebt. Sie ist so eine süße kleine Prinzessin."
Tierheim ist zu klein für die vielen Katzen
Rainer Kordel hat es täglich mit solchen Fällen zu tun. Das Telefon im Büro des Tierheimleiters bleibt nie länger als ein paar Minuten still. Oft rufen Bürger an, die streunende Katzen oder Kaninchen gefunden haben oder ihre eigenen Haustiere abgeben wollen, weil sie sich die gestiegenen Kosten für den Tierarzt und das Futter nicht mehr leisten könnten: "Deswegen landen auch immer mehr Tiere bei uns."
Hinzu kämen viele Fundkatzen, zum Beispiel rund um Bauernhöfe in der Eifel: "Früher hat es keinen groß gestört, dass sich da die unkastrierten Katzen vermehrt haben." Heute würden solche oft abgemagerten oder kranken Streuner häufiger gemeldet. Es habe sich ein Bewusstsein für das Elend dieser Tiere entwickelt: "Wenn wir diese Katzen nicht aufnehmen, würden die meisten sterben - sei es, weil sie verhungern, krank werden oder überfahren werden."
Pläne für einen Gnadenhof in der Eifel
Im Jahr versorgten die Tierpfleger in Altrich daher rund 600 Tiere aus der Eifel, dem Hunsrück und dem Moseltal. 2006, als Kordel das Tierheim in dem ehemaligen Schweinestall aufgebaut hat, sei an so viele Tiere nicht zu denken gewesen: "Damals hatten wir vielleicht 200 Tiere im Jahr, da kam uns das 450 Quadratmeter große Gelände noch riesig vor."
Heute kämen so viele Anfragen, dass das Team ein doppelt so großes Grundstück bräuchte. Für die Tiere werde es zu eng. Es fehle aber auch Lagerplatz für Futter und Streu. Zudem erreichten das Tierheim immer wieder Anfragen Schafe, Ziegen, Kühe, Enten oder Pferde aufzunehmen. "Das könnten wir gewährleisten, aber dafür bräuchten wir mehr Platz", sagt Kordel, der davon träumt, irgendwann einen Gnadenhof zu eröffnen: "Aber aktuell wären wir schon froh, wenn wir einen passenden Standort für ein neues Tierheim finden würden."
Kaum passende Grundstücke auf dem Markt
Die Suche nach einem Grundstück gestalte sich allerdings "extrem schwierig", sagt Kordel: "Passende Flächen sind bei Landwirten sehr begehrt und werden kaum verkauft." Auch mit Unterstützung der Verbandsgemeinde Wittlich-Land habe es bislang nicht geklappt, einen Standort zu finden. "Das Problem ist aber, solange wir kein Grundstück haben, kriegen wir auch kein Fördergeld", erklärt Kordel.
Der Tierheimleiter hofft daher auf Spenden, aber auch auf ein passendes Gelände. Sonst könnte es passieren, dass die Altricher Tiere ablehnen müssen, auch Babykatzen wie Annabell. Das Kätzchen hat sich nach einer Woche im Tierheim schon gut erholt. Dank der Pflege von Line Villarsen wiegt Annabell schon einige Gramm mehr und kann bald vermittelt werden: "Das ist es, was ich am meisten an diesem Job liebe, wenn wir für die Tiere das passende Zuhause finden."