Der Bundestag hat die Cannabis-Legalisierung beschlossen. Die Abgabe und der Anbau werden demnach über Vereine geregelt. Einen solchen gibt es beispielsweise in der Eifel.
Christian, der mit seinem richtigen Namen nicht genannt werden möchte, ist Mitte 40 und arbeitet in Luxemburg auf dem Bau. Sein Rücken sei geschädigt, sagt er. Er habe ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und leide unter Schlafstörungen. Er konsumiere Cannabis deswegen jeden Tag.
Christian sagt, dass er viele unterschiedliche Medikamente eingenommen habe: Antidepressiva, Schmerzmittel und Schlaftabletten. Die Medikamente hätten zwar geholfen, aber auch Nebenwirkungen gehabt. "Ich bin morgens wie ein Zombie ein oder zwei Stunden durch die Gegend getaumelt. Die Leute auf der Arbeit haben mich gefragt, ob ich gesoffen habe."
Cannabis auf Rezept vom Arzt
Deswegen hat sich Christian irgendwann über die Wirkung von Cannabis informiert und erfahren, dass es seit einigen Jahren möglich ist, sich Cannabis als Medikament vom Arzt verschreiben zu lassen. Für Christian ist das jedoch teuer: Die Sprechstunde, das Rezept und die Drogen müssen bezahlt werden. Die Krankenkasse übernehme die Kosten nicht. Zudem sei es schwer, einen Arzt zu finden, der Cannabis als Medikament verschreibe.
Cannabis Clubs: Konsumenten organisieren sich in Vereinen
Mit der jetzt beschlossenen Cannabis-Legalisierung hat der 40-Jährige neue Möglichkeiten. Demnach dürfen Anbauvereine, sogenannte Cannabis Clubs, beispielsweise 50 Gramm pro Monat an über 21-jährige Mitglieder abgeben - an 18- bis 21-Jährige sind es 30 Gramm pro Monat.
Christian hofft, damit schneller und günstiger an Cannabis zu kommen als bisher. Er selbst hat deswegen auch einen Prümer Anbauverein mit gegründet, der bereits 40 Mitglieder hat.
Cannabis: Medikament und Genussmittel
Über den Verein hat Christian Lukas kennengelernt, der ebenfalls mit seinem richtigen Namen nicht genannt werden möchte. Lukas sagt von sich selbst, dass er Cannabis zum Genuss raucht und sich gegen Alkohol entschieden hat. "Ich bin nicht der Klischeekiffer. Mir hat einfach diese Wirkung nie gefallen, die Alkohol ausgelöst hat."
Lukas raucht regelmäßig einen Feierabendjoint, sagt er. Als Freiberufler in der IT-Branche seien seine Tage lang. Kunden-Termine, Telefonate und das hochkonzentrierte Programmieren stressten ihn. Er könne mit Cannabis abschalten, sagt er. Er freue sich auf die bevorstehende Legalisierung. Denn dann seien auch die Fahrten nach Holland und das illegale Mitbringen von Cannabis vorbei.
Konsumenten hoffen: Mehr Akzeptanz wegen Cannabis-Legalisierung
Lukas und Christian haben etwas gemeinsam: Sie fühlen sich von der Gesellschaft ausgegrenzt. Während der Konsum von Alkohol in ihrer Umgebung toleriert würde, habe die Gesellschaft für Kiffer nichts übrig. Dabei sehen sich beide als ganz normale Menschen: würden niemandem zur Last fallen sowie regelmäßig ihrer Arbeit nachgehen. Mit der Cannabis-Legalisierung hoffen sie, dass auch die Akzeptanz in der Gesellschaft für den Konsum zunimmt.
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Die beiden Eifeler Cannabis-Konsumenten müssen sich jedoch noch etwas gedulden - zumindest bis sie mit ihrem Prümer Anbauverein Cannabis anbauen und verteilen dürfen. Laut Gesetz ist das nämlich erst ab dem 1. Juli möglich - legal rauchen, 25 Gramm besitzen sowie privat drei Pflanzen züchten können die beiden aber schon ab dem 1. April.
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