Ob TikTok, YouTube, Telegram: Social-Media-Kanäle sind voll mit verstörenden Bildern vom Terror-Angriff der Hamas. Wie können wir Kinder und Jugendliche schützen?
Es ist im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht, auf den gängigen Social-Media-Plattformen grausame Bilder und Videos vom Terrorangriff der Hamas auf Israel zu finden. Bilder von Entführungen, von sterbenden Menschen, von sexuellem Missbrauch. Hinzu kommen Inhalte mit antisemitischen, aber auch mit antimuslimischen Inhalten. Damit nicht genug, tauchen im Strom der grausamen Nachrichten immer wieder auch Fake News auf. Erst vor zwei Tagen kritisierte der EU-Kommissar für Digitales den Umgang von X, früher Twitter, mit offensichtlich falschen oder bearbeiteten Bildern.
Für Kinder und Jugendliche sind diese Inhalte verstörend, verängstigend und nur schwer richtig einzuordnen.
- Wie kann ich Kinder und Jugendliche vor verstörenden Inhalten schützen?
- Wie kann ich Kindern und Jugendlichen helfen, die grausame Bilder gesehen haben?
- Wie kann ich Kinder und Jugendliche im Umgang mit Fake News stärken?
- Wo gibt es Hilfsangebote?
Schutz vor verstörenden Inhalten - die richtigen Angebote nutzen
Nachrichten für Erwachsene sind für Erwachsene gemacht, nicht für Kinder. Deshalb weist die EU-Initiative klicksafe.de mit Sitz in Ludwigshafen darauf hin, dass Kinder und Jugendliche auf altersgerechten Angeboten im Netz unterwegs sein sollten. So wie es im Fernsehen altersgerechte Sendungen wie logo oder neuneinhalb gibt, finden sich im Internet auch kindgerechte Angebote. Zum Beispiel die zwei Suchmaschinen Frag Finn und Blinde Kuh. Über diese landen Kinder dann wiederum auf Internetseiten, die für ihr Alter konzipiert sind.
klicksafe.de betont, dass gängige Suchmaschinen für Kinder und Jugendliche problematische Inhalte ausspucken - selbst wenn der SafeSearch-Filter aktiviert ist.
Gefragt sind deshalb vor allem Eltern, aber auch Lehrkräfte und andere erwachsene Multiplikatoren, um Kinder zu unterstützen und zu schützen. Neben altersgerechten Informationskanälen rät klicksafe.de auch:
- Regeln zur Nutzung von Social Media und Messenger-Diensten vereinbaren
- Auf Medien-Auszeiten für Kinder und Jugendliche achten - Erholungsphase von der Nachrichtenflut
- Erklären Sie, was verlässliche Quellen sind, entlarven Sie manipulative Beiträge
Sinnvoll ist es auch, Nachrichten mit den Kindern gemeinsam anzuschauen - egal ob im Fernsehen oder im Internet.
Mein Kind hat grausame Bilder gesehen - was nun?
Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche nicht allein gelassen werden. Für Experten ist eine wichtige Maßnahme: Reden. Egal ob mit Eltern, Freunden oder Lehrerinnen. Wichtig ist also, dass Erwachsene nachfragen und sich als Gesprächspartner anbieten. In den Schulen in Rheinland-Pfalz wird der bewaffnete Konflikt seit dem Ausbruch ebenfalls thematisiert.
Kinder- und Jugendpsychologin Elisabeth Raffauf erklärt: "Beim Reden verteilt man die Angst sozusagen auf mehrere Schultern. Man weiß, das darf man hier sagen und man muss sich nicht dafür schämen, dass man Angst hat." Raffauf betont, dass Angst infolge von furchtbaren Bildern das "normale und das richtige Gefühl" sei.
Es gibt Kinder, die nicht gerne über das sprechen, was sie gesehen haben. Raffauf gibt hier den Tipp, dass man diese Kinder ermutigen könnte, die Angst zu malen. Dann könnte das Bild die Chance geben, ins Gespräch zu kommen.
Gegen die Angst helfe auch, Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass sie sich gegen verstörende Inhalte auf Social Media wehren können, erklärt klicksafe.de. Das nimmt den jungen Menschen das Gefühl der Hilflosigkeit.
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Medienkompetenz stärken - Macht von Fake News schwächen
In der Flut von furchtbaren Nachrichten und verstörenden Bildern schwimmen insbesondere in den Sozialen Medien viele Falschinformationen mit dem Strom. klicksafe.de weist auf die Gefahr hin, dass vor allem junge Menschen Falschmeldungen von manipulativen Seiten aufsitzen und diese weiterverbreiten könnten: "Im Umgang mit Fake News benötigen Kinder und Jugendliche altersgerechte Aufklärung und Unterstützung."
Weiterhelfen können zum einen Angebote, die Meldungen konkret auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Das sind zum Beispiel:
- ARD-Faktenfinder
- #faktenfuchs
- CORRECTIV.Faktencheck
- MIMIKAMA
Bei klicksafe.de und jugendschutz.net finden sich viele Informationen zum Themenblock Falschinformationen. Wie erkennt man Fake News, was sind Deepfakes und wie kann Schutz vor Desinformation aussehen?
Wo gibt es Hilfsangebote?
Problematische Inhalte melden:
- Inhalte bei den Social-Media-Plattformen melden, auf denen sie aufgetaucht sind
- jugendschutz.net und die Internet-Beschwerdestelle nehmen Beschwerden auf
Informationsangebote, Hilfestellung und Materialien für Erwachsene:
- klicksafe.de - bündelt und entwickelt Informationen und Angebote für eine sichere und kompetente Internetnutzung, richtet sich insbesondere an Eltern, Lehrkräfte und andere Multiplikatoren
- jugendschutz.net - Kompetenzzentrum von Bund und Ländern zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet
- flimmo.de - Elternratgeber zu Einschätzung von TV- Streamingangeboten, also auch von YouTube-Kanälen
- Medien kindersicher
Informationen und Hilfe für Kinder:
- neuneinhalb
- logo!
- fragFinn
- Blinde Kuh
- Frieden fragen
- Seitenstark
Rat und Hilfe für Jugendliche:
- juuuport.de
- Nummer gegen Kummer
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