Blick in ein zerstörtes Klassenzimmer des Peter-Joerres-Gymnasiums in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Unterricht nach der Flutkatastrophe

Schulstart im Ahrtal - ohne Notendruck und mit Psychologen

Stand

In knapp zwei Wochen enden die Sommerferien in Rheinland-Pfalz. An einen normalen Schulstart ist in den Hochwassergebieten aber kaum zu denken.

Die Bewältigung der Erlebnisse im Katastrophengebiet soll im Vordergrund stehen, so Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Donnerstag. Dafür haben Psychologen, Schulleitungen und das Ministerium Vorkehrungen getroffen: "Die Schulpsychologie ist vor Ort in den Schulen", so Hubig.

Kein Leistungs- und kein Notendruck

Gute Noten seien gerade nicht das wichtigste Thema für die betroffenen Schülerinnen und Schüler. Es dürfe jetzt keinen Leistungs- und keinen Notendruck geben. Zum Schulstart sei es wichtig, "wieder die gewohnten Menschen zu treffen, wenn man schon nicht mehr die gewohnte Umgebung hat", sagte die Ministerin.

Dennoch, ein normaler Unterricht werde zunächst kaum möglich sein. "Wir haben jetzt diese Katastrophe, über die man viel sprechen muss, und es wird auch eine Weile dauern, bis man darüber sprechen kann." In der schulpsychologischen Beratung werde es eine große Aufgabe sein, die oft ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven zu berücksichtigen.

"Wir hören oft die Äußerung: Wir haben Angst vor dem Schulstart"

Schon die Corona-Pandemie sei eine massive Belastung für Schülerinnen und Schüler in ganz Rheinland-Pfalz gewesen. Nach der Sturzflut vom 14. Juli könne sich niemand vorstellen, jetzt gleich Tests und Klassenarbeiten zu schreiben. Stattdessen kreisten die Gedanken vieler Schülerinnen und Schüler darum, wie ihr Haus wiederaufgebaut werden könne.

Eltern- und Schülervertretung vor Ort

Die Landesschüler*innenvertretung (LSV) und der Landeselternbeirat (LEB) Rheinland-Pfalz haben gemeinsam das Katastrophengebiet Ahrtal besucht. Sie machten sich im AreGymnasium, der Philipp Freiherr von Boeselager-Realschule plus und der Don-Bosco-Schule in Ahrweiler ein Bild von der Lage. Die Schulen seien weiterhin in einem "desaströsen Zustand", hieß es im Anschluss. Erdgeschosse seien nicht benutzbar, durch das Wasser drohe Schimmelbildung. Es müssten dringend Raumalternativen gefunden werden.

Schule im Container möglich

Von der Beschädigung von Schulgebäuden sind rund 8.000 junge Menschen betroffen. Viele Schulen im Kreis Ahrweiler sind erheblich beschädigt; eine Berufsbildende Schule in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist überhaupt nicht mehr benutzbar, ebenso wie Grundschulen in Dernau und in Ahrbrück sowie eine Realschule plus in Altenahr.

Für alle Schülerinnen und Schüler werde aber der Schulbeginn so organisiert, dass sie möglichst in ihrer vertrauten Klassengemeinschaft in das neue Schuljahr einsteigen können - notfalls in einer benachbarten Schule oder auch behelfsmäßig in einem Container, so Ministerin Hubig. Den Finanzbedarf für die Wiederherstellung von Kitas und Schulgebäuden schätzte sie auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

In der Katastrophe verlorene Lernmaterialien sollen über die Soforthilfen des Landes ersetzt werden, aus denen auch der Aufbau von Containern finanziert wird. Und der Landeselternbeirat will zum Schulstart am 30. August über eine Aktion "Eltern helfen Eltern" mehr als 1.000 gefüllte Schulranzen verteilen.

16 Einrichtungen und 7.000 Schüler betroffen Zerstörte Schulen: "Kreative Lösungen" und viel Solidarität

Im Ahrtal hat das Hochwasser 16 Schulen so zerstört, dass dort nach den Ferien kein Unterricht stattfinden kann. Andere Lösungen müssen gefunden werden. Eine Bestandsaufnahme zwei Wochen vor Schulbeginn.

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SWR