Im Ahrtal hat das Hochwasser 16 Schulen so zerstört, dass dort nach den Ferien kein Unterricht stattfinden kann. Andere Lösungen müssen gefunden werden. Eine Bestandsaufnahme zwei Wochen vor Schulbeginn.
Alle Schularten hat es getroffen: Grundschulen, Realschulen Plus, Förderschulen, Gymnasien und eine große Berufsbildende Schule. Für 16 Schulen muss bis zum Ferienende Ersatz gesucht werden. Das ist unter anderem die Aufgabe von Bettina Brück (SPD), Staatssekretärin für Bildung in Rheinland-Pfalz. "Wir setzen alles daran, dass zum Schulstart in zwei Wochen die Schülerinnen und Schüler in ihren gewohnten Klassenverbänden mit ihren Lehrkräften zur Schule gehen können", sagte Brück dem SWR.
7.000 Schüler müssen irgendwo unterkommen
Um dieses Ziel zu erreichen, gebe es nicht die eine Lösung. Manche Schulklassen kämen bei anderen Schulen unter, andere in Containern. Auch das Unterrichten zu "kreativen Uhrzeiten" im Schichtbetrieb sei eine Möglichkeit, so die Staatssekretärin. Für insgesamt 7.000 Schüler muss ein Unterrichtsplatz gefunden werden.
Ziel sei es, zumindest Klassenverbände nicht auseinanderzureißen. Ganze Schulen könnten jedoch nicht immer zusammenbleiben. Im Fall der Boeselager-Schule in Ahrweiler war dies jedoch möglich. Dort ist das Erdgeschoss zerstört worden. Die 650 Schüler sollen in der oberen Etage und in Containern unterrichtet werden. Für Schulleiter Timo Lichtenthäler ist es wichtig, dass alle zusammenbleiben können. "Schule ist ein Stück Familie und die Kinder müssen in dieser Wiederaufbauzeit des Ahrtals privat ganz viel verarbeiten. Deswegen war es mir allein aus pädagogischer und fast auch psychologischer Sicht wichtig, dass wir als Schulfamilie gemeinsam an einem Standort beginnen können."
Berufsbildende Schule wird auf sechs Orte aufgeteilt
Doch nicht alle Schulen haben so viel Glück. Die Berufsbildende Schule in Ahrweiler muss auf sechs Standorte aufgeteilt werden - teilweise außerhalb des Landkreises und außerhalb des Landes. Dass es diese Option aber überhaupt gibt, zeigt nach Auffassung von Staatssekretärin Brück die große Kollegialität, die den betroffenen Schulen von anderen Schulträgern, aus anderen Regionen, entgegengebracht werde. "Das ist eine große Solidarität, die wir da im Moment spüren. Auch von den Eltern, die teilweise sehr unterstützend wirken, um Schülern und Lehrkräften einen guten Schulstart zu ermöglichen."
Überlegungen zu Unterrichtssituation noch nicht abgeschlossen
An einem Teil der stark beschädigten Schulen ist es - wie im Fall der Boeselager-Schule - noch möglich, wenigstens einzelne Gebäudeteile zu nutzen. Dann wäre es zum Beispiel auch eine Option, die Verwaltung in Containern unterzubringen und die Schüler in den intakten Teilen der Schule. Die Überlegungen seien keineswegs schon abgeschlossen. Teils würden die Gebäude noch untersucht. "Da gibt es noch einiges an Entwicklungen", so Brück.
Transport zur Schule soll gesichert sein
Geklärt werden muss nicht nur, wo die Schüler unterrichtet werden können, sondern auch, wie sie zum Unterricht kommen. Dazu sei das Mobilitätsministerium mit Schulträgern und Beförderungsunternehmen im Gespräch. Die Beförderung solle auch zu ungewöhnlichen Zeiten gesichert sein, etwa wenn der Unterricht im Schichtbetrieb stattfinde. Unterrichtsausfall solle vermieden werden, so Brück. "Das ist unser Ziel, da sind wir sehr optimistisch."
Der schulpsychologische Dienst wird die betroffenen Schulen im neuen Schuljahr verstärkt begleiten. Aus den Nachbarbundesländern habe es Angebote gegeben, Schulpsychologen zu schicken. Auch für von der Flutkatastrophe betroffene Lehrer sei eine psychologische Nachsorge wichtig.
Schäden im dreistelligen Millionenbereich an Schulen
Das Hochwasser Mitte Juli hat nach Angaben der Kreisverwaltung an kommunalen Einrichtungen in Ahrweiler Schaden von mehr als 3,7 Milliarden Euro angerichtet. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) geht davon aus, dass allein an den Schulen im Katastrophengebiet Schäden im dreistelligen Millionenbereich entstanden.