Vor einem Jahr wurde Kangal-Mischlingshündin Mira aus einem Weinberg mit ihren Welpen gerettet. Sie wurde vermutlich ausgesetzt. Wie geht es der Hunde-Familie heute?
Pfeilschnell flitzt Kangal-Mischlingshündin Mira über die Streuobstwiese. Sie strotzt vor Energie und genießt ihr neues Leben in vollen Zügen. Sie ist nicht mehr wieder zu erkennen, noch vor einem Jahr lag sie hochschwanger und hilflos in einem Weinberg bei Niederkirchen.
Dort fand ein Winzer das vermutlich ausgesetzte Tier. Mira brachte 14 Welpen zur Welt – zehn überlebten. Die Hunde wurden ins Tierheim nach Frankenthal gebracht und von dort aus vermittelt.
"Am Anfang konnte Mira nichts"
Heute lebt die Kangal-Mischlingshündin Mira bei Tina Hahl und ihrer Familie in Weil der Stadt in Baden-Württemberg. "Mira will einem alles recht machen, sie ist sehr dankbar. Heute ist ihr liebster Platz das Auto, weil sie weiß, dass man dann auf einen Ausflug geht, wo sie neue Hunde treffen wird", erzählt Tina Hahl.
Neue Heimat in Baden-Württemberg So geht es der ausgesetzten Kangal-Hündin aus der Pfalz heute
Vor einem Jahr war eine Kangalhündin in einem Weinberg bei Deidesheim ausgesetzt worden und hatte 14 Welpen geboren. Jetzt lebt sie in Baden-Württemberg.
Sie erinnert sich an die Zeit, als Mira frisch eingezogen war: "Sie konnte nicht allein bleiben am Anfang, sie konnte nicht Auto fahren. Mira wusste nicht, was Spielsachen sind. Sie konnte nicht mit einem Ball spielen, sie konnte keinen Stock holen."
Tina Hahl hofft auf Klärung des Falls
Die Ermittlungen, wer Mira vermutlich ausgesetzt hat, wurden Ende Januar ergebnislos eingestellt. Im Gespräch mit SWR-Reporter Martin Gärtner sagt Tina Hahl: "Ich wünsche mir schon, dass man eines Tages diesen Menschen oder diese Menschen finden wird und zur Rechenschaft ziehen wird, die sowas begangen haben."
Gentest bei Mira gemacht
Tina Hahl erzählt, dass sie viel Zeit in Miras Ausbildung investiert habe. Nie scheint sich vorher jemand richtig mit der Hündin beschäftigt zu haben, schon gar nicht im Spiel, bedauert sie.
Sie hat einen Gentest machen lassen, um zu erfahren, welche Rassen in ihrer Mischlingshündin stecken. Das Ergebnis: "Mira hat mehr Cane Corso Italiano drin, als Kangal. Interessanterweise hat sie auch einen Boxer drin und einen Weißen Schweizer Schäferhund."
Den Cane Corso Italiano – ein kräftiger, großer Hund - sieht man ihr auch an, meint Tina Hahl. Ihre Mira habe nicht die hochbeinige Statur von einem Kangal und auch nicht unbedingt die Fellfarbe eines Kangals.
Miras neue Halterin hat viel Erfahrung
Tina Hahl nimmt sich viel Zeit für Mira. Die 64-Jährige ist im Vorruhestand, war Gymnasiallehrerin. Außerdem habe sie Vorerfahrung mit Hunden, sie sei etwa mit einem Hund aufgewachsen und hatte unter anderem schon einen Kangalmix aus dem Tierheim.
Welpen nach Rebsorten benannt
Miras Welpen wurden in vier verschiedene Bundesländer vermittelt. Das Tierheim Frankenthal hatte die zehn Welpen nach Rebsorten benannt, weil sie in einem Weinberg gefunden worden waren. Bis auf einen haben alle neuen Halter ihre Tiere umbenannt.
Merlot lebt mit seiner Familie in der Pfalz
Merlot ist in der Pfalz geblieben und heißt immer noch so wie die Rotweinsorte. Er lebt bei Familie Ziller in der Nähe von Ludwigshafen. Erst habe die Familie überlegt, Merlot umzubenennen: "Dann aber sagten meine Tochter und mein Mann, warum behalten wir den Namen nicht? Da steckt ja schließlich eine Geschichte dahinter. Und wir waren uns einig. Und Merlot kann man durchaus rufen", meint Claudia Ziller.
Merlot habe einen guten Schutzinstinkt und sei sehr wachsam. Vom Charakter her käme bei ihm der Kangal durch. "Wir hatten vorher schon einen Rottweiler gehabt, aber Merlot ist eine komplett andere Nummer. Er hat seinen eigenen Kopf", schreibt Claudia Ziller auf Anfrage von SWR Aktuell. Außerdem spiele er leidenschaftlich gerne, hauptsächlich buddeln und gehe gerne ins Wasser.
Auch Archie ist in der Pfalz geblieben
Archie (ehemals Kerner) ist auch in der Pfalz geblieben. Er lebt bei einer Familie in der Nähe von Bad Dürkheim, zusammen mit zwei weiteren Hunden, drei Katzen und drei Katern. Den einen Kater schlecke er immer ab, um ihn zu putzen, berichtet die Familie. Und sie erzählen, dass sie glücklich sind, Archie bei sich aufgenommen zu haben. Er sei wachsam und passe auf das Grundstück auf. Seine Lieblingsbeschäftigungen: fressen und mit seinem Kuscheltieraffen spielen, den er seit seinem Einzug hat.
Luna lebt mit Schafen zusammen
Luna lebt heute in der Nähe von Göppingen in Baden-Württemberg mit Schafen und einer Katze auf einem großen Grundstück. "Das ist alles eingezäunt und tagsüber kann sie sich da überall bewegen", meint ihr Besitzer Ulli Wörle. "Meine Luna ist sehr anhänglich, macht aber immer noch gerne manche Dinge knapp, Schuhe und sonstige Dinge." Die Hündin hieß ursprünglich Domina. Das ist ebenfalls eine Rebsorte.
Molly und Nala leben in Nordrhein-Westfalen
Molly (ehemals Rivaner) und Nala (ehemals Silvaner) wurden im Doppelpack vermittelt. Sie leben heute in Nordrhein-Westfalen. Halterin Mirjam Rinner teilt mit, dass "die beiden gut gelaunten Junghunde" in einem idyllisch gelegenen Mehrgenerationshaus leben.
Sie hätten sich gut eingelebt und würden mit ihrer charmant-chaotischen Art neben sämtlichen Herzen auch jeden freien Couchplatz erobern. Während Molly sich gerne quer durch den Garten buddele und öfters den Turbo anschmeiße, genieße Nala regelmäßige Badeeinheiten in Bach und Teich.
"Wir sind dem Frankenthaler Tierschutzverein sehr dankbar, dass wir die Schwestern aufnehmen durften", schreibt Mirjam Rinner auf Anfrage von SWR Aktuell. Die Hündinnen hätten dort nach ihrem holprigen Start ins Leben eine gute Basis mit auf ihren weiteren Weg bekommen.
"Kuma ist ein Quatschkopf"
Kuma (ehemals Chardonnay) lebt heute bei Kamila Zebrowska in Mannheim. So beschreibt sie den Rüden: "Weder temperamentvoll noch entspannt, er ist ein Quatschkopf. Er kämpft mit Klobürsten, öffnet alle Arten von Türen, schmeißt Mülltonnen um, macht Schuhe nicht kaputt, aber verschleppt und versteckt sie."
Er habe sich super eingelebt, in der Hundeschule sei er "ein kleiner Streber": "Vor Kindern und Menschen auf der Straße hat er Respekt bis Angst, andere Hunde findet er altersgemäß sehr spannend und cool, aber Leckerchen sind ihm auch sehr sehr wichtig, manchmal sogar wichtiger wie alles andere", schreibt Kamila Zebrowska auf Anfrage von SWR Aktuell.
Cosmo sei sehr lernfähig
Cosmo (ehemals Riesling) ist in der Umgebung geblieben. Er lebt im Rhein-Neckar-Kreis. Er sei sehr lernfähig und sein Temperament wechsele zwischen äußerst lebhaft und faul, erfährt SWR Aktuell. Bei der Arbeit sei er immer dabei, es könne aber sein, wenn er einen Moment nicht beaufsichtigt werde, dass er das Büro nach seinem Geschmack umgestalte.
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