Wegen der Hündin mit den elf frisch geborenen Welpen klingelt das Telefon im Tierheim Frankenthal ununterbrochen. Ein Winzer aus Niederkirchen bei Deidesheim hatte die Tiere in seinem Weinberg gefunden.
"Es ist großartig zu spüren, wie die Menschen am Schicksal der Hunde teilnehmen", sagt Simone Jurijiw, Leiterin des Tierheims Frankenthal. Sie hatte am Dienstag spontan entschieden, die Tiere aufzunehmen, nachdem ein Winzer sie in seinem Weinberg gefunden hatte.
"Diese Hündin musste mitten im Weinberg im Dreck auf dem Boden ihre ersten Welpen bekommen", sagt Jurijiw. "Da hab ich gedacht, ich mach jetzt was völlig Verrücktes. Wir nehmen diese Hündin." Überfülltes Tierheim hin oder her – sie "musste" sich einfach um das Tier kümmern.
Simone Jirijiw hat der Hündin jetzt den Namen Mira gegeben.
Insgesamt 14 Welpen hat die Kangal-Hündin zur Welt gebracht. Elf haben überlebt. Seit die Tiere da sind, steht das Telefon im Tierheim nicht mehr still, erzählt Jurijiw. "Die Leute rufen an um einfach nur zu fragen, wie es den Hunden geht." Sie hätten auch schon viele Spenden bekommen, aber: "Manche wollen auch einfach ihr Mitgefühl ausdrücken." Sie könne schon lange nicht mehr jeden Anruf entgegennehmen. "Ich muss mich ja auch noch um die Hunde kümmern."
Die Hunde zu vermitteln wird schwierig
Trotzdem freut sich Jurijiw über das große Interesse. Viele Menschen haben sich bereits beim Tierheim gemeldet und angeboten, mit den Hunden Gassi zu gehen. Obwohl es gut gemeint ist, kommt das noch nicht infrage. Zunächst müssen die Kangal-Hunde aufgepäppelt werden.
In ein paar Wochen will das Tierheim versuchen, sie zu vermitteln. "Das wird sehr sehr, schwierig", erklärt die Tierheimleiterin. "Die Rasse ist nicht für jedermann geeignet. Das ist ein Herdenschutzhund, der in einer Stadtwohnung eigentlich völlig fehl am Platz ist. Es wird eine große Herausforderung sein, erstmal diese Welpen großzuziehen und dann zu vermitteln."
Mutter hat sich noch nicht erholt
Den Hundebabys geht es gut. Das Tierheim füttert sie zusätzlich mit Milch, weil Mutter Mira nicht genug Milch für alle elf Welpen hat. Sie selbst ist aber noch nicht wieder fit. "Sie hat eine Blutarmut und wird deswegen vom Tierarzt behandelt", sagt Simone Jurijiw. "Bei der Geburt hat sie Blut verloren. Und sie hatte viele Flöhe, die Blut gesaugt haben. Mit dem Essen ist es auch noch so eine Sache, da möchte sie am liebsten betüddelt werden, also am liebsten frisst sie aus unseren Händen."
Dass die Hündin das macht, sei ungewöhnlich, meint Michael Sehr von der Tierrettung Rhein-Neckar. Er war am Dienstag zu dem Weinberg gekommen und hatte die frisch gebackene Mutter samt Welpen aufgelesen und abtransportiert. "Zuerst dachten wir, dass die Mutter ein bisschen schwierig wird, denn Hündinnen sind natürlich immer ein bisschen problematisch, grad bei fremden Leuten und Stress. Aber sie war ganz tapfer und hat alles über sich ergehen lassen und hat gut mitgearbeitet, war sehr zutraulich und hilfsbereit."
Denjenigen zu finden, der die Hündin ausgesetzt hat, hält Tierretter Michael Sehr für unmöglich: "Jetzt nach dem ganzen Aufruhr traut der sich nicht mehr, sich zu melden, weil er weiß: Er kriegt die ganzen Kosten des Verfahrens und den ganzen Shitstorm. Aber wenn die Hündin eh ausgesetzt worden ist, ist es wahrscheinlich besser, wenn die Hündin jetzt im Tierheim ist, in besserer Obhut, als wieder zurück zum Tierhalter."
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