Am ersten Jahrestag des tödlichen Messerangriffs in Ludwigshafen-Oggersheim stehen die Menschen in Ludwigshafen bei einer Gedenkandacht demonstrativ zusammen. Oberbürgermeisterin Steinruck spricht von einer wohl ewigen Wunde.
Vor genau einem Jahr - am 18. Oktober 2022 - erstach ein Somalier in einem Wohngebiet in Ludwigshafen-Oggersheim ohne jeden Grund und völlig unvermittelt die beiden jungen Handwerker Jonas Sprengart (20) und Sascha Kraft (35). Die Tat brachte unfassbares Leid über deren Familien und Freunde. Der Täter stach zudem einen jungen Mann in einem Drogeriemarkt nieder und verletzte ihn dabei lebensgefährlich. Fassungslos und in großer Trauer begleiteten damals viele Menschen in Ludwigshafen das Geschehen, Medien in ganz Deutschland berichteten.
Kirchenglocken läuteten zehn Minuten lang
In der Christ-König-Kirche in Oggersheim hatte um 12:30 Uhr ein Gedenkgottesdienst begonnen, um an die Opfer zu erinnern. Es kamen Familienangehörige, Freunde und Kollegen der beiden Getöteten. Mit dabei waren auch Vertreter der Einsatzkräfte und der Ludwigshafener Stadtspitze sowie Bürger und Bürgerinnen. Zuvor hatten zehn Minuten lang die Glocken der vier Kirchen in Oggersheim geläutet - genau zwischen 12:20 Uhr und 12:30 Uhr - und damit zur Tatzeit, als vor einem Jahr die beiden Männer angegriffen und getötet wurden.
Stadt legte Kranz für Opfer nieder
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) hatte zuvor einen Kranz am Grab eines der Opfer niedergelegt. Die Familien der beiden Männer brachten Blumen zum Tatort, Oggersheimer Bürger stellten Kerzen auf. Bei der Gedenkandacht wurden Teelichter an jeden Besucher verteilt. Die Trauernden entzündeten gemeinsam die Lichter für die Ermordeten. "Diese Lichter symbolisieren das, was Sie an diesem Tag in Ihrem Herzen tragen“, sagte Pfarrer Lorenzo Cassola. Es gab während der 40-minütigen Gedenkandacht keine Erzählungen, keine Gedenkreden, es war ein stilles Gedenken.
OB Steinruck: Die Tat "wird für immer eingebrannt sein"
Bewusst verzichtete auch Oberbürgermeisterin Steinruck auf ein Grußwort. Nach der Veranstaltung sagte sie dem SWR: "Es ist eine Wunde hier in Oggersheim aufgerissen - bei den Menschen, bei der Stadt, beim Stadtvorstand, bei uns allen, die wohl nie wieder heilen wird. (...). Das wird für immer hier in die Stadt Ludwigshafen eingebrannt sein."
Vater von Jonas Sprengart: "Es tut immer wieder weh"
Kurt Sprengart, der Vater des erstochenen 20 Jahre alten Jonas, sagte dem SWR im Vorfeld, es gebe ihm viel Kraft und Energie, dass bei der Andacht an seinen Sohn erinnert werde. Allerdings falle es ihm noch immer sehr schwer, durch die Straße zu fahren, wo er unmittelbar nach der Tat seinen toten Sohn gefunden hatte. "Mittlerweile kann ich damit umgehen, auch durch die Hilfe eines Psychologen", sagt Sprengart. Auf den Tatort zu treffen, sei schwierig für ihn. Jetzt plant die Stadt, dort eine Gedenkstelle zu errichten.
Eltern trauern um Sohn Jonas
"Es tut immer wieder weh, wenn man da hinkommt. Aber zumindest kann ich es, das ist schon viel wert." Im Wohnzimmer der Sprengarts steht ein kleines Foto von Jonas. Daneben hat Maja Sprengart eine große Collage gehängt.
Witwe von Sascha Kraft: "Wichtig, dass sie nicht vergessen werden"
Martina Kraft ist die Witwe des getöteten Sascha Kraft. "Es ist schön, dass auch noch nach einem Jahr an Sascha und Jonas gedacht wird", sagt sie. "Es waren zwei sehr liebevolle Menschen, die in Erinnerung bleiben, die wir vermissen. Es ist mir sehr wichtig, dass sie nicht vergessen werden."