Das Archivfoto zeigt die Ruinen von zwei bei der Flut im Sommer 2021 zerstörten Wohnhäusern am Ufer der Ahr (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Drei Jahre nach der Flutkatastrophe

Was sich im Katastrophenschutz seit der Flut an der Ahr getan hat

Stand

Fehlende Warnungen, zu wenig Schutzmaßnahmen: Nach der Ahr-Flut vor drei Jahren geriet der Katastrophenschutz im Land und im Kreis in die Kritik. Wir fassen zusammen, was seitdem geschehen ist.

Vor drei Jahren schwemmten Wassermassen im Ahrtal Häuser, Autos und Brücken weg. 135 Menschen starben bei der Katastrophe. Weil nicht rechtzeitig gewarnt wurde, gab es massive Kritik am Kreis Ahrweiler und der Landesregierung. Nun soll der Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz neu aufgestellt werden, eine neue Behörde soll eingerichtet werden. Auch im Kreis bereitet man sich auf Katastrophen vor.

Wie gut ist das Ahrtal inzwischen vor Hochwasser geschützt?

Mehrere Gutachten von Ingenieuren zeigen, dass sich das Ahrtal vor Katastrophen wie 2021 schützen ließe. Dazu müssten vor allem entlang der Zuflüsse insgesamt 19 Regenrückhaltebecken gebaut werden. Dabei würde sich allerdings auch die Landschaft deutlich verändern, denn teilweise sind dazu Staumauern mit bis zu 40 Metern Höhe geplant. Der Kreis Ahrweiler möchte das Projekt gerne voranbringen. Allerdings würde die Umsetzung mehrere Jahrzehnte dauern und nach Schätzungen etwa eine Milliarde Euro kosten. Wer das bezahlen soll ist noch völlig unklar.

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Welche weiteren Projekte zum Hochwasserschutz gibt es an der Ahr?

Vor allem an den alten historischen Brücken im Ahrtal haben sich im Juli 2021 Baumstämme, Autos und Schlamm sammeln können. Dadurch staute sich der Fluss, bis die Brücken brachen und eine Flutwelle in die darunter gelegenen Orte stürzte. Damit es dazu nicht noch einmal kommt, sollen die neuen Brücken nun dem Wasser möglichst viel Raum geben. Beispielsweise sollen sie keine kleinen Bögen mehr bekommen. In Altenahr wurden außerdem Brücken gebaut, deren Geländer sich einklappen lässt. So soll verhindert werden, dass sich Treibgut daran staut.

Gibt es weitere Ideen, wie künftig mit Starkregen und Hochwasser umgegangen werden kann?

Seit der Flutkatastrophe gibt es viele Ideen, wie die Menschen an der Ahr vor Hochwasser geschützt werden können. Die Enquete-Kommission des Landtages, die nach der Flutkatastrophe Lösungen für einen besseren Hochwasserschutz erarbeiten sollte, rät beispielsweise dazu, Reben quer zum Weinberg zu pflanzen. So könne das Regenwasser im Weinberg gehalten werden. Bereits jetzt haben schon einzelne Winzer das Konzept umgesetzt. Allerdings lässt sich das beispielsweise in Steillagen nur schwer umsetzen.

Die Stadt Bad Neuenahr will außerdem mit sogenanntem Chinagras gegen Überflutungen kämpfen. Die schilfähnlichen Gräser sollen im Stadtgebiet gepflanzt werden und dabei helfen, das Wasser nach starkem Regen zurückzuhalten.

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Was hat sich im Kreis inzwischen getan?

Der Kreis war wegen fehlenden Warnungen bei der Flutkatastrophe 2021 in die Kritik geraten. Die Staatsanwaltschaft hat in diesem Zusammenhang unter anderem gegen den ehemaligen Landrat Jürgen Pföhler (CDU) ermittelt, im April aber die Ermittlungen eingestellt. Seither hat der Kreis Ahrweiler seinen Katastrophenschutz neu aufgestellt.

So gibt es nun eine eigene Stabsstelle. Außerdem wurde die technische Einsatzleitung besser ausgestattet und hat beispielsweise neue Fahrzeuge bekommen. Der Kreis erarbeitet aktuell einen Katastrophenschutzplan, der dann im Ernstfall als Leitfaden dienen soll. Darin geht es zum Beispiel darum, was bei einem flächendeckenden Stromausfall zu tun ist oder wie die Ernährung der Bevölkerung sichergestellt werden kann.

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Wie hat sich das Land nach der Flutkatastrophe gerüstet?

Ein Gutachter hatte in einem von der Staatsanwaltschaft Koblenz in Auftrag gegebenen Gutachten den Katastrophenschutz des Landes kritisiert. So unterstütze das Land die Kreise zu wenig im Katastrophenschutz und bilde ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu wenig aus.

Das Land hat nun den Katastrophenschutz neu aufgestellt: Im Sommer soll ein neues Lagezentrum für Bevölkerungsschutz in Koblenz an den Start gehen. Es soll rund um die Uhr und sieben Tage die Woche besetzt sein. Von dort werden Experten die Lage im Land beobachten und im Katastrophenfall Ansprechpartner sein, auch für die Kommunen.

Das rheinland-pfälzische Innenministerium will zudem das Landesgesetz über den Brandschutz, die allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz (LBKG) überarbeiten.

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