Kurz vor dem zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Ahrtal besucht. Dort informierte er sich über den Stand des Wiederaufbaus.
Steinmeier rief bei seinem Besuch dazu auf, sich weiter solidarisch mit den Flutbetroffenen an der Ahr zu zeigen. Vor Ort nahm er sich Zeit für jeden Bürger und jede Bürgerin und hörte ihnen zu. Alle, die ein Foto mit ihm machen wollten, bekamen eines. Unser Reporter berichtet: "Die Menschen im Ahrtal freuen sich, wenn hochrangige Politiker in die Region kommen und damit Aufmerksamkeit auf das Katastrophengebiet lenken."
Steinmeier: Wiederaufbau noch nicht abgeschlossen
Der Wiederaufbau sei bei Weitem nicht abgeschlossen, die Arbeiten würden noch viele Jahre dauern, erklärte der Bundespräsident. Er sprach den Menschen in der Katastrophenregion Mut zu. Deutschland werde das Ahrtal nicht vergessen. In Walporzheim hatte sich der Bundespräsident am späten Sonntagvormittag von Kommunalpolitikern, Vertretern des Winzerverbands, Gastronomen und Bürgern über den Stand des Wiederaufbaus informieren lassen. Bei diesem Gespräch war auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mit dabei. Schwerpunkt des aktuellen Besuches war die Lage bei Tourismus, Hotellerie und Gastronomie in der Region nach zwei Jahren Wiederaufbau.
"Geht wandern an der Ahr"
Im Anschluss wanderte der Bundespräsident rund 2,2 Kilometer über den Rotweinwanderweg von Ahrweiler nach Marienthal. Wegen der hohen Temperaturen wurde im Vorfeld darüber diskutiert, die Wanderung abzusagen, die Beteiligten entschieden sich aber dagegen. "Kommt wieder hierher. Geht wandern hier an der Ahr, genießt den Wein, genießt das gute Essen", sagte Steinmeier kurz vor der Wanderung. "Und damit helft ihr den Menschen und nicht nur der Gastronomie. Damit helft ihr den Menschen an der Ahr, dass die Dinge sich langsam weiter verbessern." Diese Solidarität könnten alle in Deutschland den Menschen an der Ahr zeigen.
Übernachtung im Hotel Sanct Peter
Der Bundespräsident war bereits am Samstagabend an der Ahr eingetroffen und übernachtete im Hotel Sanct Peter in Walporzheim. Der historische Gasthof, der seit fast 800 Jahren besteht, war bei der Flutkatastrophe schwer beschädigt und nach aufwändiger Renovierung erst in diesem Frühjahr - am 1. März - wiedereröffnet worden.
Ein Foto ging um die Welt
Ein Foto von Sanct Peter war damals um die Welt gegangen. Es zeigt die enge Gasse, in der das Hotel steht, und in dieser Gasse stapeln sich Autowracks, dicke runde Weinfässer und unzählige Holzbalken fünf Meter hoch.
Im vergangenen Jahr hatte Steinmeier im Ahrtal gesagt, der enge Kontakt zu den Flutbetroffenen sei ihm ganz wichtig:
Bereits der vierte Besuch im Ahrtal
Es ist der vierte Besuch Steinmeiers an der Ahr. Nach der Katastrophe hatte er zu einem Staatsakt für die Todesopfer auf den Nürburgring eingeladen und war fünf Wochen später in Ahrweiler und Mayschoß. Vor einem Jahr besuchte er Altenahr und Dernau und jetzt kommt er nach Walporzheim und Marienthal - das sind die beiden westlichsten Stadtteile von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nach seinem Besuch im Ahrtal fuhr Steinmeier weiter zum Staatsbesuch nach Luxemburg.
Steinmeiers Besuche hier sind stets auf großes Interesse gestoßen. Im vergangenen Jahr in Altenahr haben viele Bürgerinnen und Bürger dem Präsidenten gedankt, dass er gekommen ist:
Angst in Vergessenheit zu geraten
Am 14. Juli 2021 sind an der Ahr 135 Menschen ums Leben gekommen und Sachschäden in Milliardenhöhe entstanden. Viele Menschen im Ahrtal haben Angst, dass sie und ihre Probleme in Vergessenheit geraten angesichts der vielen anderen Krisen auf der Welt.