Seit Monaten plant die Gemeinde Dernau an der Ahr ein Projekt, um klimafreundlicher zu heizen. Jetzt ist klar: Das kommunale Nahwärmenetz kann kommen.
Bisher hätten rund 230 Haushalte zugesichert, sich an dem Projekt zu beteiligen, so Ortsbürgermeister Alfred Sebastian (parteilos) im Gespräch mit dem SWR. Somit kann in Zukunft etwa die Hälfte des Ortes mit warmem Wasser aus dem Nahwärmekraftwerk versorgt werden. Der Ortsbürgermeister rechnet aber damit, dass sich auch später noch mehr Haushalte dem Projekt anschließen werden: "Ich bin überzeugt, dass es etwa 250 Häuser werden."
Wasser für Nahwärmenetz wird zentral erhitzt
Das Prinzip dahinter ist simpel: In einem Industriegebiet am Ortsrand soll ein Kraftwerk gebaut werden. Hier wird Wasser mit Holzhackschnitzel, vorzugsweise aus der Region, erhitzt. Im Sommer soll das Kraftwerk alleine mit Solarenergie laufen. Das erhitzte Wasser wird dann über ein Leitungsnetz in die angeschlossenen Häuser geleitet. Die Winzergenossenschaft soll so künftig beheizt werden, außerdem auch Hotels und Privathäuser im Ort.
Erneuerbare Energien im Ahrtal Heizen mit der Heilquelle in Bad Neuenahr-Ahrweiler
In Bad Neuenahr-Ahrweiler soll die Heilquelle nicht nur zum Trinken und Baden dienen, sondern auch zum Heizen. Der Große Sprudel ist Teil des Fernwärmenetzes der Ahrtal-Werke.
Wer sein Haus an dem Nahwärmenetz anschließt, muss künftig keine Kosten für eine Heizungswartung zahlen, außerdem brauche man keinen Heizungsraum mehr, so Ortsbürgermeister Sebastian. Die Kosten seien deshalb etwa mit denen einer herkömmlichen Heizung zu vergleichen.
Gemeinde ist von Tür zu Tür gezogen, um Anwohner zu überzeugen
Und dennoch war es nicht einfach, genug Menschen von dem kommunalen Wärmenetz zu überzeugen. Zweieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe haben einige Hauseigentümer bereits eine neue Heizung gekauft. Andere konnten ihre alte Heizung reparieren. Deshalb sind Sebastian und das Team der Ortsgemeinde in den vergangenen Tagen von Haus zu Haus gezogen, um die Eigentümer zu überzeugen.
Ein Vorteil von Dernau ist, dass ohnehin fast alle Heizungen durch die Flutkatastrophe zerstört waren. "Wenn wir das nicht schaffen, wer will das sonst schaffen?", so Ortsbürgermeister Sebastian. Ohne die Flut hätten so viele Menschen nicht mitgemacht, ist er sich sicher. Das Nahwärmenetz ist zudem hochwassersicher. Auch das dürfte ein Grund gewesen sein, warum sich letztlich doch so viele Haushalte daran beteiligen.
Eines von mehreren Nahwärmeprojekten im Ahrtal
Das gesamte Projekt kostet etwa 18 Millionen Euro. Rund 60 Prozent werde davon gefördert, den Rest müssen Gemeinde und Anwohner zahlen. Ende 2026 soll dann über das Nahwärmenetz zum ersten Mal geheizt werden. Bis dahin werden viele Anwohner wohl noch provisorische Heizungen behalten.
Das Nahwärmenetz in Dernau ist eines von mehreren Projekten im Kreis Ahrweiler, um umweltfreundlicher zu heizen. Auch die Gemeinde Mayschoß plant ein solches Netz. In Marienthal ist ein Nahwärmekraftwerk bereits in Betrieb.
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