Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 jährt sich zum dritten Mal. Dabei kamen 135 Menschen ums Leben. In vielen Orten an der Ahr wurde am Sonntag an die Flutopfer erinnert.
Im Kurpark in Bad Neuenahr-Ahrweiler kamen viele Menschen zu einem ökumenischer Gottesdienst zusammen, in dem gemeinsam der Verstorbenen gedacht wurde. Bürgermeister Guido Orten (CDU) sagte: "Wir wollen so auch noch einmal allen Menschen Dank sagen, die uns nach dem Flut-Ereignis mit ihrem tatkräftigen Einsatz beigestanden haben."
Neuer Ministerpräsident bei Gedenkveranstaltung
An der Gedenkveranstaltung nahm auch der neu gewählte Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) teil. Der Nachfolger von Malu Dreyer versicherte im SWR-Interview, dass das Ahrtal ein Schwerpunkt der Landesregierung bleiben werde. Ihm sei wichtig, diese Botschaft persönlich zu überbringen, sagte Schweitzer: "Nachdem ich erst seit vier Tagen Ministerpräsident bin, war mir das ein Anliegen, heute hier da zu sein, mit den Menschen zu sprechen."
Gemeinsame Gedenkfeier in Sinzig
In Sinzig fand eine gemeinsame Gedenkfeier der betroffenen Sinziger Ortsteile Bad Bodendorf und Sinzig-Kernstadt. Alle Sinzigerinnen und Sinziger waren eingeladen, in der ASB-Begegnungsstätte zum gemeinsamen Gedenken und zum Austausch zusammen zu kommen.
Bürgermeister Andreas Geron sagte, auch im dritten Jahr nach der Flut werde wieder deutlich, dass die Menschen im Ahrtal mit dem Jahrestag ganz unterschiedlich umgehen: "Es gibt Betroffene, die sagen, ich kann das noch immer nicht, ich möchte nicht kommen." Andere versuchten bei den Gedenkfeiern, ihre Trauer zu verarbeiten. Bei allem Leid sei es auch wichtig, ein Zeichen der Hoffnung zu senden, sagte Geron. Denn es gehe voran: "Wir müssen trotz der schrecklichen Ereignisse auch in die Zukunft blicken." An der Feier in Sinzig nahm auch der rheinland-pfälzische Innenminister, Michael Ebling (SPD), teil.
Keine zentrale Veranstaltung fürs ganze Ahrtal
Eine zentrale Gedenkveranstaltung für das ganze Ahrtal gab es - wie bereits im vergangenen Jahr - nicht. Stattdessen wurden kleinere Gedenkfeiern und Gottesdienste in den Orten entlang der Ahr abgehalten: zum Beispiel in Schuld, Altenburg, Ahrbrück, Mayschoß und Dernau.
Umfrage: Kritik am schleppenden Wiederaufbau
Bei der Katastrophe im Sommer 2021 wurden Häuser, Schulen, Sportplätze, Bahnhöfe und vieles mehr zerstört. Tausende Anwohner verloren ihr Hab und Gut, hunderte wurden verletzt - und 135 Menschen kamen ums Leben. Drei Jahre nach der Flut läuft im Ahrtal noch immer der Wiederaufbau. Viele Menschen sind mit dem Tempo unzufrieden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des SWR.
Die Befragung untersuchte die Stimmung im Ahrtal und in den anderen Gebieten in Rheinland-Pfalz, die 2021 von Hochwasser betroffen waren. Vor allem die Landesregierung steht dabei in der Kritik. Die Umfrage zeigt aber auch, dass der Zusammenhalt im Ahrtal seit der Flut gewachsen ist.
Ministerpräsident Schweitzer äußert sich zu Kritik
Auf Kritik, der Wiederaufbau gehe zu langsam und zu bürokratisch voran, entgegnete Ministerpäsident Schweitzer, dass 99 Prozent der Förderanträge bewilligt seien. Allerdings sei er bereit, auch nochmal zu überprüfen, wo in Sachen Bürokratie anders herangegangen werden könne.
Den Frust vieler Betroffener könne er nach drei Jahren gut verstehen, sagte Schweitzer: "Das Gefühl, dass sich in der eigenen Heimat Schlimmes getan hat, das wird sich ja nicht so schnell verabschieden. Das heißt, man wird noch ganz lange mit sehr viel Trauer und Nachdenklichkeit, aber auch Frustration auf die Flutnacht und die Folgen schauen hier."
Mehr Themen aus dem Ahrtal
Unterricht in Containern Schulen im Ahrtal: Der Alltag drei Jahre nach der Flutkatastrophe
Die Flut im Ahrtal vor drei Jahren hat auch viele Schulen zerstört. In einigen ist Unterricht wieder möglich, in anderen werden die Schüler immer noch in Containern unterrichtet.
Flutkatastrophe vor drei Jahren Hausbesitzer setzen unterschiedliche Prioritäten beim Wiederaufbau
Der Wiederaufbau ist für die Menschen im Ahrtal anstrengend und kostet viel Kraft. Viele haben den Großteil aber auch schon geschafft und sind wieder zurück in ihren Häusern. Wir zeigen drei Hausbesitzer, die auf ganz unterschiedliche Weise wieder aufgebaut haben.