Der Rohbau eines Hauses. Nach der Flut hat Bäckermeisterin Cornelia Schlösser ihr Haus wieder aufgebaut. Nun wartet sie auf Geld der Förderbank.

Drei Jahre nach der Flut

Schleppender Wiederaufbau im Ahrtal belastet Flutbetroffene

Stand

Ärger mit Versicherungen und schleppende Auszahlungen von Hilfsgeldern: Auch drei Jahre nach der Flut an der Ahr kommt der Wiederaufbau in vielen Bereichen nur langsam voran. Und das setzt den Betroffenen psychisch stark zu.

Cornelia Schlösser hat klare Vorstellungen, wie ihre Bäckerei künftig aussehen soll. "Hier würde die Verkaufstheke hinkommen, dann sollen hier Regale hin. Hier an die Fenster soll Bestuhlung hin", erklärt die Bäckermeisterin und zeigt dabei auf verschiedene Stellen im Rohbau ihres Hauses. Vor drei Jahren riss die Flut in Schuld in der Eifel auch ihre Backstube mit. Seitdem arbeitet sie daran, diese wieder aufzubauen. Wann sie allerdings wieder Brot und Kuchen backen kann, ist noch ungewiss.

Bäckerin wartet auf Geld von Landesbank

"Am Anfang hat man immer noch die Hoffnung. Man denkt dann: Wenn das so schnell aufgebaut ist, dann ist man bald wieder am backen. Man hat ja ein Ziel. Aber wenn das Ziel immer weiter weg läuft, dann ist das schon erdrückend", sagt sie. Denn der Wiederaufbau ihrer Bäckerei ist ins Stocken geraten. Die Versicherung zahlte ihr einen Teil des Schadens, der Rest soll über die Investitions- und Strukturbank (ISB), der Förderbank des Landes, beglichen werden. Doch Cornelia Schlösser sagt, sie warte nun seit mehr als zehn Monaten auf einen Bescheid der Landesbank.

Macht man jetzt weiter oder hört man auf?

Zu warten und nicht zu wissen, ob und wann die Bank entscheidet, sei besonders belastend, so die Bäckermeisterin: "Jetzt hat man das Gebäude stehen, der Rohbau steht, es sind noch keine Installationen drin. Macht man jetzt weiter, oder hört man auf?"

Ähnliche Fälle sind dem Kreis Ahrweiler bekannt

Der Kreis Ahrweiler bestätigt, dass solche Fälle beim Wiederaufbau immer wieder vorkommen. Eine repräsentative SWR-Umfrage zeigt, dass rund 65 Prozent der Menschen im Kreis Ahrweiler den Wiederaufbau in ihrer Gegend noch am Anfang sehen oder nur geringe Fortschritte bemerken.

Die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand (parteilos), sagt, dass sich die Auszahlungen der Förderbank häufig verzögerten: "Wir hatten den Eindruck, dass es am Anfang relativ schnell in der Genehmigung ging und jetzt bekommen wir die Rückmeldung, dass es etliche Fälle gibt, die teilweise über ein Jahr in der Schleife hängen und keinen Förderbescheid bekommen."

Stimmung im Ahrtal und der Region Trier  SWR-Umfrage: So geht es den Menschen drei Jahre nach der Flutkatastrophe 

Eine repräsentative SWR-Umfrage drei Jahre nach der Flutkatastrophe zeigt: Die Menschen sind unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Behörden. Ein Lichtblick ist der große Zusammenhalt vor Ort.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR RP

Für Weigand ist es ein Problem, dass die Flut-Betroffenen nicht ihren eigenen Ansprechpartner bei der Förderbank haben. So müssten sie oft mit mehreren Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern kommunizieren. Probleme könnten so nicht einfach schnell besprochen werden. Sie wünscht sich deshalb, dass es eine bessere Zusammenarbeit zwischen Flut-Betroffenen und Förderbank gibt.

Ahrtal

Unterricht in Containern Schulen im Ahrtal: Der Alltag drei Jahre nach der Flutkatastrophe

Die Flut im Ahrtal vor drei Jahren hat auch viele Schulen zerstört. In einigen ist Unterricht wieder möglich, in anderen werden die Schüler immer noch in Containern unterrichtet.

SWR1 Rheinland-Pfalz SWR1 Rheinland-Pfalz

Ministerium verweist auf Infopoints zur Hilfe

"Der immer eine Bearbeiter oder die immer eine Bearbeiterin, das kann auch ein Hindernis im Verfahren sein", sagt die für die ISB zuständige Finanzministerin Doris Ahnen (SPD). Sie verweist auf die Infopoints, die im Ahrtal Flutbetroffenen bei der Beantragung von Fördergeld helfen können. "Das ist aus meiner Sicht der Weg, der am besten geeignet ist, möglichst viele Anträge möglichst schnell zu bescheiden", so die Ministerin.

Bäckerin Schlösser möchte gerne wieder eröffnen. Sie hofft, dass sie bald Geld von der Investitions- und Strukturbank bekommt. Im kommenden Jahr will sie dann den Eifelort Schuld wieder mit Brot und Brötchen versorgen. 

Mehr Themen aus dem Ahrtal

Dernau

Flutkatastrophe vor drei Jahren Hausbesitzer setzen unterschiedliche Prioritäten beim Wiederaufbau

Der Wiederaufbau ist für die Menschen im Ahrtal anstrengend und kostet viel Kraft. Viele haben den Großteil aber auch schon geschafft und sind wieder zurück in ihren Häusern. Wir zeigen drei Hausbesitzer, die auf ganz unterschiedliche Weise wieder aufgebaut haben.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz - Live aus dem Ahrtal SWR RP

Kreis Ahrweiler

Drei Jahre nach der Flut Ahrtalbahn: Bis Ende 2025 sollen wieder Züge rollen

Ein Sperrgebiet im Ahrtal. Dort arbeitet derzeit auch Anja Opdenberg. Sie ist eine der Expertinnen und Experten, die im Ahrtal den Wiederaufbau vorantreiben.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR RP

Dernau

Ministerpräsidentin legt Amt heute nieder Letzte Kabinettssitzung von Malu Dreyer im Ahrtal: Nachfragen unerwünscht

Malu Dreyer (SPD) ist am Dienstag mit der Landesregierung in den Kreis Ahrweiler gekommen. Die Presse wurde auf Abstand gehalten.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Bad Neuenahr-Ahrweiler

Drei Jahre nach der Flut Was sich im Katastrophenschutz seit der Flut an der Ahr getan hat

Fehlende Warnungen, zu wenig Schutzmaßnahmen: Nach der Ahr-Flut vor drei Jahren geriet der Katastrophenschutz im Land und im Kreis in die Kritik. Das hat sich seitdem getan.

SWR4 am Freitag SWR4

Stand
Autor/in
SWR