Die Stadt Neuwied versucht, etwas gegen den Leerstand in der City zu tun. Eine Idee ist das sogenannte Innenstadtlabor. Nach einem guten Start ist das Projekt jetzt ins Stocken geraten.
Das Konzept des Innenstadtlabors in Neuwied ist einfach: Im Erdgeschoss gibt es Verkaufsflächen für sogenannte Pop-up-Stores, im Obergeschoss Platz für Ausstellungen und Workshops. Das Besondere an den Flächen: sie können kostenlos genutzt werden - und das für bis zu vier Monate.
Erste Mieter im Innenstadtlabor zufrieden
Im Oktober ist das Projekt angelaufen - mit Erfolg: Mehrere Mieter teilten sich bis Ende des Jahres die Verkaufsfläche. Kunden konnten zwischen Kleiderständern stöbern und Klamotten, Handtaschen oder Kosmetikprodukte kaufen. Außerdem bot ein Cateringunternehmen Fingerfood und Heißgetränke an.
Die Mieter zeigten sich gegenüber dem SWR allesamt zufrieden: Tatjana Albrecht sagte etwa: "Dadurch, dass ich viel Online arbeite, bin ich hier an die Kunden rangekommen, an die ich sonst nicht rankommen würde." Anna Akchich, die bereits ein Geschäft außerhalb der Fußgängerzone hat, bilanzierte: "Man kriegt schon mehr mit in der Stadt. Die Leute kommen viel öfters vorbei."
Gute Lage direkt am Weihnachtsmarkt in Neuwied
Das Innenstadtlabor ist in einer ehemaligen-Filiale untergebracht und liegt direkt am Luisenplatz, wo zur Weihnachtszeit auch der Knuspermarkt stattfand. Für Caterer Rudi Enns machte der Markt den Ausschlag: "Der Weihnachtsmarkt gibt den Push, dass die Leute reinkommen, gerade bei schlechtem Wetter", sagte er im SWR-Gespräch.
Jetzt, im Januar, sind die Verkaufsflächen im Erdgeschoss jedoch verwaist. Trotz positiver Bilanz und viel Werbung gibt es nach Angaben der Stadt noch keine Nachmieter für die Pop-up-Stores. Citymanagerin Michaela Ullrich erklärt: "Es ist schwierig, jemanden zu finden. Im Handel ist Januar und Februar Saure-Gurken-Zeit."
Viele Projekte zur Aufwertung Mit diesen 5 Ideen will Neuwied seine Innenstadt retten
Die Stadt Neuwied hat wie viele andere Städte mit leeren Geschäften in der Innenstadt zu kämpfen. Das macht die Stadt, um wieder attraktiver für Kunden und Ladenbesitzer zu werden.
Innenstadtlabor: Keine Nachfolger in Sicht
Aber auch für die darauffolgenden Monate sieht es bislang schlecht aus. Über die Gründe kann Ullrich nur spekulieren: "Wir wissen, dass Kommunen mit ähnlichen Projekten die gleichen Probleme haben." Ein Punkt sei vermutlich das fehlende Personal. Denn wer den Pop-up-Store nutzen will, sollte sich auch an die üblichen Öffnungszeiten halten.
Die Erfahrung der letzten Mieter zeigt laut Ullrich, dass es gut ist, wenn die Geschäftsleute zusammenarbeiten - so könne man sich abwechseln und die Zeit im Laden teilen. Die Voraussetzung dafür sei natürlich eine gewisse Vertrauensbasis. Generell könnte Ullrich es sich aber auch vorstellen, Interessenten bei den Öffnungszeiten etwas entgegen zu kommen.
Interessierte sollen sich bei Citymangerin melden
Die Citymanagerin appelliert an jeden, der Interesse hat, das Innenstadtlabor zu nutzen, das Gespräch mit ihr zu suchen. Die Stadt unterstütze etwa auch bei der Anmeldung eines Gewerbes, was Voraussetzung für das Anmieten der Flächen ist. "Wir helfen, wo wir können", betont Ullrich.
Auch wenn es derzeit keine Mieter für die Pop-up-Stores gibt, ist im Innenstadtlabor dennoch immer wieder was los. Es finden beispielsweise verschiedene Kurse und Workshops in den Räumen statt. Alle Termine finden sich auf der Webseite des Innenstadtlabor Neuwied.
Kostümbasar soll Leben ins Innenstadtlabor bringen
Ende des Monats - während des Currywurstfestival und der chocolART - soll im Innenstadtlabor ein Kostümbasar stattfinden. Alle Neuwieder sind dazu aufgerufen, ihre gut erhaltenen Kostüme vorbeizubringen. Der Verkauf wird von den Beschäftigten der Stadt abgewickelt, 20 Prozent des Erlöses werden gespendet.
Ullrich hofft, dass durch den Basar nicht nur Kostüme eine zweite Chance bekommen, sondern Menschen auch auf das Innenstadtlabor und seine Möglichkeiten aufmerksam werden. Das Projekt läuft noch bis August 2025.
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