Früher als bisher gedacht haben unsere Vorfahren Höhlenmalereien angefertigt, auf denen Menschen mit Tieren interagieren. Das zeigt eine neue Studie über Höhlenmalerei auf der indonesischen Insel Sulawesi.
Die heutige Landschaft des Maros-Pangkep Geoparks auf der indonesischen Insel Sulawesi ist geprägt von Reisfeldern, zwischen denen sich viele einzelne Hügel emporheben. In diesen Hügeln befinden sich mehr als 280 Kalksteinhöhlen, die heute zum UNESCO-Welterbe gehören.
Vor 50.000 Jahren lebten hier Jäger und Sammler. Für sie waren die Höhlen zwar zu umständlich zu erreichen, um in ihnen zu leben, doch die Frühmenschen hinterließen Malereien darin. Sie zählen zu den ältesten noch erhaltenen Höhlenmalereien der Welt.
Ein Forschungsteam aus Australien und Indonesien hat die Höhlenmalereien auf der indonesischen Insel Sulawesi nun untersucht. Dabei stieß das Team auf ein Motiv, das mindestens 7.000 Jahre älter ist als die bislang älteste bekannte Jagdszene. Es zeigt drei menschliche Figuren, die mit einem Wildschwein interagieren.
Eine große Rolle bei dieser Entdeckung spielt eine Neuerung bei der Datierungsmethode. Die Studie zur Entdeckung wurde jetzt im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Höhlenmalerei: Wildschwein und drei menschenähnliche Figuren
Ein Wildschwein, umringt von drei menschenähnlichen Figuren: Diese Darstellung weckt bei den meisten wohl direkt Geschichten im Kopf. Versuchen die Figuren, das Wildschwein einzufangen, es zu erlegen? Beten sie es an, oder spielen sie einfach nur mit ihm? Die Darstellung solcher lebhaften Szenen ist ein wichtiger Meilenstein in der menschlichen Kunstgeschichte, erklärt Adam Brumm von der australischen Griffith Universität in einer Pressekonferenz:
Auch andere frühe Höhlenmalereien auf der indonesischen Insel Sulawesi
Der Archäologe ist Teil eines internationalen Forschungsteams aus Australien und Indonesien. Seit mehr als zehn Jahren erforschen sie Höhlenmalereien im Süden der indonesischen Insel Sulawesi. Bereits 2019 entdeckten sie dort die bis dato älteste szenische Höhlenmalerei.
Sie zeigt eine Jagdszene und ist mindestens 44.000 Jahre alt. Mindestens, weil die Forschenden nicht das Alter der Malerei selbst bestimmen können, sondern nur das der darüber liegenden Kalkablagerungen. Diese sind jedoch kompliziert aufgebaut.
So beschreibt es Renaud Joannes-Boyau von der australischen Southern Cross Universität. Die chemische Analyse alter Gesteinsproben ist sein Spezialgebiet.
Neues Verfahren erlaubt bessere Analyse von Höhlenmalereien
Bei diesem Popcorn ist es schwierig herauszufinden, welche Schicht besonders alt ist und besonders viel Uran enthält, das für die Altersbestimmung wichtig ist. Bislang brachten die Forscher die Probe in eine Lösung und bestimmten ein Durchschnittsalter. Doch diese Methode wurde abgelöst - durch einen Laser, der einzelne Atome abträgt, die anschließend sehr genau analysiert werden können.
Mit diesem Upgrade gelang es, das Alter der Jagdszene neu zu bestimmen - mindestens 48.000 Jahre ist sie alt, rund 4.000 Jahre älter als bislang gedacht. Doch an einer anderen Stelle stießen die Forschenden sogar auf noch älteres Material - die Szene mit dem Wildschwein und den drei menschenähnlichen Figuren. Sie war bislang überhaupt noch nicht datiert worden.
Jetzt hat sie das bisher älteste Kunstwerk sogar überholt - mindestens 51.200 Jahre ist sie alt. Doch auch sie wird diesen Status wohl nicht lange behalten, vermutet Maxime Aubert, der ebenfalls Teil des Forschungsteams ist: "Wir wollen all unsere bisherigen Proben neu datieren. Wir könnten also sogar noch ältere Kunstwerke finden, auch an weiteren bisher undatierten Stellen."
Somit würden bisherige Annahmen über die Kunstgeschichte der Menschheit in Frage gestellt, wie die Forschenden in ihrer Studie schreiben. Bisher geht die Archäologie davon aus, dass die Darstellung solcher erzählerischen Szenen erst in den letzten 10.000 bis 40.000 Jahren weit verbreitet war, und ältere Funde eine Ausnahme darstellen. Doch die neuen Ergebnisse zeigen: Wir Menschen waren wohl schon deutlich länger Geschichtenmaler.