Die Zufallsentdeckung der unsichtbaren Strahlen vor 125 Jahren hat die Medizin revolutioniert. Bis man entdeckte, dass die Strahlen auch gesundheitsschädlich sein können, hat es jedoch lange gedauert.
Es war wie so häufig in den Wissenschaften letztlich eine Zufallsentdeckung: Am 8. November 1895, entdeckte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845 -1923) in Würzburg die später nach ihm benannten, unsichtbaren Strahlen.
Eine Zufallsentdeckung
Er hatte mit einer fast luftleeren Kathodenstrahlröhre aus Glas experimentiert. Diese deckte er mit Pappe ab. Doch die Strahlen konnte die Pappe durchdringen und zeigten ein zufällig auf dem Tisch liegendes Objekt auf dem Fluoreszenzschirm.
Seine erste schriftliche Mitteilung „Über eine neue Art von Strahlen“ übergab er am 28. Dezember der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg. Am 23. Januar 1896 hat er seine Entdeckung erstmals öffentlich demonstriert. Er meldete auf diese Neuheit kein Patent an – deshalb konnte sich die Anwendung der Strahlung schnell verbreiten. 1901 erhielt Röntgen für seine Entdeckung den ersten Nobelpreis für Physik.
Röntgengeräte – Ein Meilenstein für die Medizin
In einem Röntgengerät, wie wir es heute kennen, werden Elektronen aus einer Kathode gelöst und beschleunigt, zum Beispiel indem man einen Glühdraht erhitzt. Am anderen Ende der Röntgenröhre befindet sich eine Anode, deren Kupfer-Atomkerne die Elektronen stark abbremsen. Diese geben dadurch Energie in Form von elektromagnetischen Wellen ab – den Röntgenstrahlen.
Verwendung findet das nach seinem Entdecker benannte "Röntgen" in der Medizin hauptsächlich zur Feststellung von Anomalien im Körper. Dabei absorbieren die unterschiedlich dichten Gewebe des menschlichen oder auch tierischen Körpers, die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark. Dadurch kann in das Körperinnere gesehen werden, um so zum Beispiel Knochenbrüche zu erkennen.
Das Röntgenverfahren wurde im Laufe der letzten Jahre immer weiterentwickelt. So ist es mit der Tomographie bzw. der moderneren Röntgen-Computertomographie (CT) möglich, dreidimensionale Abbilder des Körperinnern zu erfassen.
Weltweit werden jedes Jahr mehrere Milliarden Bilder mithilfe von Röntgenstrahlen angefertigt.
Röntgenstrahlen sind potentiell gefährlich
Die angewendeten Strahlendosen in der Röntgendiagnostik sind potenziell schädlich für die Anwender:innen. Sie können beispielsweise Schädigungen im Erbgut und Krebs auslösen. Deshalb wird in der Radiologie heute besonderer Wert auf den Strahlenschutz gelegt. Das war aber nicht immer so:
Ab 1920 standen weltweit in vielen Schuhgeschäften als Attraktion noch so genannte "Pedoskope", mit denen man mit Röntgentechnik die Passform von Schuhen überprüfen konnte. Vor allem für Kinderfüße wurden die gerne genutzt. Trotz vieler Hinweise auf mögliche gesundheitliche Gefahren wurden die Geräte erst 1973 in Deutschland durch das Strahlenschutzgesetz verboten. In der Schweiz war ein Pedoskop noch bis ins Jahr 1989 im Einsatz.
Aber auch heute kommen Röntgenstrahlen noch an vielen Orten zum Einsatz, nicht nur in der Medizin. An Flughäfen werden mit ihrer Hilfe Gepäckstücke durchleuchtet. Werkstoffe werden mit Röntgengeräten durchleuchtet und können so geprüft werden. Auch beim Zoll wird geröntgt: LKW müssen so nicht mehr von Hand durchsucht werden. Die Röntgenastronomie nutzt die von Himmelsobjekten ausgesandte Strahlung, um das Universum sichtbar zu machen.
Fortschritte auch für die Archäologie
Auch die Archäologie hat Röntgen verändert. Mit der Strahlung können Materialien archäologischer Funde sekundenschnell analysiert und die Bestandteile aufgeschlüsselt werden. Im Bereich der Mumienforschung hat die Röntgenstrahlung ebenfalls einen großen Teil beigetragen.
Forscher:innen müssen die Bandagen nicht mehr öffnen, sondern können Mumien durchleuchten und anhand der Röntgenbilder 3D-Rekonstruktionen erstellen. So können beispielsweise Grabbeigaben aufgespürt werden.