Hintergrund Polizistenmord

Forstamt Kusel: Wilderei im Pfälzerwald kaum zu bekämpfen

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Daniel Novickij
Daniel Novickij
Susanne Kimmel
Bild von Susanne Kimmel, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern

Seit den Polizistenmorden bei Kusel wird Wilderei in der Öffentlichkeit stärker beachtet. Nach Ansicht des Forstamts ist sie aber nur schwer zu verhindern. Die Zahl hat sich nach Angaben der Polizei in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt.

Auch die Aufklärungsquote sinke seit Jahren. Die Ermittler hätten 2021 nur etwa ein Drittel der Wilderei-Fälle aufdecken können. 2019 habe die Aufklärungsquote noch bei deutlich über 50 Prozent gelegen, so die Polizei in Kaiserslautern weiter. Zwar seien die Zahlen für dieses Jahr noch nicht ausgewertet, dennoch sei bereits jetzt klar, dass die gemeldeten Fälle von Wilderei im niedrigen zweistelligen Bereich lägen.

Der Vorsitzende der Kreisgruppe Donnersberg im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz fordert deshalb mehr Präsenz der Polizei. Doch die kann das nach eigenen Angaben nicht leisten. Der Pfälzerwald sei einfach zu groß. Die Beamten seien deshalb auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Sie seien seit den Polizistenmorden bei Kusel Ende Januar 2022 jedenfalls wachsamer - vor allem bei Streifenfahrten in der Nacht.

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"Wilderei gibt es nicht erst seit den Polizistenmorden hier im Kreis", betont die Leiterin des Forstamts Kusel, Gabi Kleinhempel. Man habe schon länger vermutet, dass rund um Kusel Wilderer unterwegs gewesen seien. Allerdings sei nie jemand erwischt worden.

Tatsächlich sei es auch sehr schwierig, Tätern auf die Spur zu kommen. So werde Wilderei oft nur zufällig entdeckt. "Vielleicht findet jemand mal ein Stück Wildfleisch oder einen Bolzen von einer Armbrust", sagt Kleinhempel. Ansonsten falle Wilderei nicht wirklich auf.

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Ein Grund sind laut Gabi Kleinhempel eine Vielzahl sogenannter Jagdbögen. Das seien gemeinschaftliche Jagdbezirke, die zu einer größeren Fläche zusammengefasst werden. Allein im Kreis Kusel gebe es 126 solcher Jagdbögen und damit einfach zu viele unterschiedliche Jagdflächen, Pächter und auch Jäger.

Die Grenzen zwischen den Grundstücken seien in der Natur teilweise schwer zu erkennen, verdeutlicht die Forstamtsleiterin. Daher sei es schwer zu erfassen, ob ein Jäger eine Grenze versehentlich überschreite oder ganz bewusst, um zu wildern.

"Selbst, wenn man sein Haus abschließt und mehrere Schlösser davor macht, kann es trotzdem irgendwo jemanden geben, der ein Schlupfloch findet und einbricht. Und genauso machen das Wilderer."

Außerdem gibt Gabi Kleinhempel zu bedenken, dass je nach Grundstücksart unterschiedliche Abschussquoten für Wildtiere festgelegt seien. Das mache es schwer nachzuvollziehen, ob wegen Wilderei zu viele Tiere erlegt wurden. Darüber hinaus seien Wilderer oft im Auto unterwegs. So könnten sie sich schnell wieder von einem Tatort entfernen.

Schwer zu erkennen: Berechtigter Jäger oder krimineller Wilderer?
Illegale Wilderei zu entdecken ist nach Einschätzung des Forstamts Kusel sehr schwierig. Unter anderem würden sich die Täter wieder schnell vom Tatort entfernen.

Auch in Zweibrücken gab es Wilderei

Auch für die Untere Jagdbehörde der Stadt Zweibrücken sei die Waldfläche zu groß. Eine vollständige Kontrolle sei hier nicht möglich. Der Unteren Jagdbehörde der Stadt Zweibrücken sind nach Angaben der Stadtverwaltung im vergangenen Jahr im Raum Zweibrücken acht Wilderei-Fälle gemeldet worden. Die Tiere seien entweder durch Schüsse, Schlingenfallen oder durch Hundebisse getötet worden. Allerdings sei unklar, ob die Hunde absichtlich auf das Wild gehetzt worden seien oder diese sich zufällig im Wald begegneten. "Geht man davon aus, dass ein Stück Rehwild auf dem Markt rund 150 Euro und ein Stück Schwarzwild etwa 200 Euro wert ist, dann dürfte der Schaden bei den uns gemeldeten Fällen im Jahre 2022 rund 1.500 Euro betragen haben", sagt Alessa Buchmann von der Stadtverwaltung. Die Untere Jagdbehörde schätzt, dass die Dunkelziffer von Jagdwilderei im Zweibrücker Umland bei rund 15 bis 20 Fällen pro Jahr liegt. 

Forstamsleiterin in Kusel: Polizistenmorde waren Einzelfall

Das Waffenrecht zu verschärfen, macht für die Leiterin des Forstamts Kusel jedenfalls keinen Sinn. Das werde Kriminelle nicht vom Wildern abhalten, allein weil Kontrollen mit einem enormen personellen Aufwand verbunden wären. Ein Stück weit resigniert sagt Kleinhempel, Wilderer würden immer einen Weg finden, um illegal zu jagen.

Eines stehe für sie aber fest: Die Polizistenmorde bei Kusel seien ein Einzelfall. Bei ihnen sei eine besondere Dimension erreicht worden. "Wir haben uns alle gefragt, wie das passieren konnte".

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