Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage nutzen viele, um runterzukommen - a la "Stille Nacht" eben. So gar nicht still wird es über die Weihnachtszeit bei der Telefonseelsorge der Pfalz. Viele Menschen werden wieder dort anrufen.
365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag ist die Telefonseelsorge der Pfalz mit Sitz in Kaiserslautern verfügbar. Die geschulten Ehrenamtler dort haben ein offenes Ohr für die Menschen in der Region - rund um die Uhr. Und auch über Weihnachten werden die Telefone nicht still stehen.
Gerade die Weihnachtszeit ist für viele Menschen mit die schwerste Zeit im Jahr. Manche sorgen sich zum Beispiel, dass sie nicht der gesamten Familie gerecht werden können und manche Familienmitglieder möglicherweise enttäuschen könnten.
Während die einen dann an Weihnachten mit Familie und Freunden zusammen sitzen und das Fest gemeinsam feiern, sind andere wiederum alleine. Dann melden sich einige bei der Telefonseelsorge der Pfalz. Wer über die Weihnachtsfeiertage dort anruft, hat dann möglicherweise Erich Hach am Telefon. Er hilft seit über 20 Jahren ehrenamtlich bei der pfälzischen Telefonseelsorge mit.
Erich Hach hat sich in diesem Jahr für den Telefondienst am 2. Weihnachtsfeiertag eingetragen. Und das ist ihm ein großes Anliegen: "Weihnachten mache ich natürlich auch mit der Familie zusammen, die Enkelkinder sind aber soweit schon groß. Also habe ich Kapazitäten. Ich kenne die Not. Wenn man das schon so lange macht, weiß man, dass für viele solche Tage doppelt schwer sind."
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An Weihnachten, dem Fest der Liebe und der Familie, oder an Neujahr ungewollt alleine? Dagegen kann man etwas tun.
Hach berichtet voller Begeisterung von seinem Ehrenamt. Er hat dabei fast durchgehend ein Lächeln auf den Lippen und seine positive Art ist im gesamten Raum zu spüren. Seine positive Einstellung will er auch an die Menschen weitergeben, die sich bei der Telefonseelsorge melden - oft aus einer Krisenzeit heraus.
"Wenn ein Todesfall ist, gibt es natürlich nichts Positives. Aber: Ich bin ein Fan vom Lächeln. Und ein Lächeln geht durch das Telefon. Wenn ich lächle, hab ich keine schlechten Gedanken. Und das versuche ich zu übertragen."
Perspektivwechsel: Für Erich Hach dabei ganz wichtig. Er versucht, den Menschen, die sich an die Telefonseelsorge wenden, deutlich zu machen: Es gibt gute und schlechte Tage im Leben. "Wir können keine Therapie mit den Leuten machen."
Aber: Zusammen mit den Anrufern, die in einer Krise stecken, versucht der Ehrenamtler den Blickwinkel zu ändern: "Es gibt immer Sachen, die nicht so gut laufen. Aber schauen Sie doch mal, was sie schon alles geleistet haben. Dafür können Sie sich belohnen."
Telefonseelsorge Pfalz: Viele Mitarbeiter an Weihnachten im Dienst
Ihr Angebot auch an den Feiertagen aufrecht zu erhalten, ist für die pfälzische Telefonseelsorge eine Herausforderung, sagt Astrid Martin, die zum Leitungsteam gehört. Viele Ehrenamtler wollen diese Zeit auch mit Familie und Freunden verbringen oder haben andere Pläne. Dennoch: 30 Helferinnen und Helfer sind über Weihnachten und Silvester im Einsatz. Nur so kann die große Nachfrage abgedeckt werden.
Es gibt jeden Tag, jede Stunde, jede Minute zu tun: "Mehr geht eigentlich gar nicht", betont Martin. "Wir sind mit dem, was wir tun können, am Limit." Besonders viele Menschen rufen in den Abendstunden an. Dann sind bei der pfälzischen Telefonseelsorge sogar zwei Leitungen geschaltet. Wenn besetzt ist, werden Anrufer an eine benachbarte Einrichtung weitergeleitet.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit Ehrenamtlern zu chatten oder per Mail Kontakt aufzunehmen und es gibt eine App. Während die Telefonnummer eher von älteren Menschen genutzt wird, nutzen jüngere oft die Online-Angebote.
Ungefähr ein Viertel der Menschen, die sich an die Telefonseelsorge wenden, rufen an, weil sie sich einsam fühlen. Und das betrifft alle Altersgruppen, sagen Martin und Hach. Es melden sich Kinder und Jugendliche, die keine Freunde finden. Oder ältere Menschen, bei denen die Familie auseinander gebrochen ist und jetzt kein Kontakt mehr da ist.
Hach stellt auch fest: Es melden sich viele Anrufer, die psychisch krank sind. Und: "Immer mehr ältere Menschen aus Pflegeheimen rufen an, weil sie alleine sind. Das sind zum Beispiel Leute, bei denen die nahen Familienangehörigen verstorben sind und jetzt niemand mehr da ist."
Einsamkeit: großes Thema bei der Telefonseelsorge Pfalz
Doch nicht nur das Alleinsein sei ein Thema. Die Anliegen der Menschen seien vielfältig: Probleme in Beziehungen, Gewalt, Suchtprobleme. Aber auch Veränderungen im Leben machen vielen Anrufen zu schaffen. Auch Menschen mit Suizidgedanken melden sich.
Astrid Martin erzählt: "Mich bewegt es immer sehr, wenn sich junge Menschen melden und sagen: Es ist gut, dass mir mal jemand zuhört. Mich nimmt niemand wahr oder ich kann meine Eltern nicht noch mit meinen Problemen belasten, die haben schon genug zu tun."
Manche klagen auch über Schwierigkeiten in der Schule. "Wir versuchen dann immer, Mut zu machen und geben Tipps, wo man sich Unterstützung holen kann."
Auch wenn die Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge Pfalz oft Gespräche führen, die einen persönlich auch mal mitnehmen können. Es gibt auch solche Momente, die einen zum Lächeln bringen, berichtet Erich Hach. "Es haben schon Kinder angerufen, die sich einfach mal kurz bei jemandem über ihre Eltern beschweren wollten. Das fand ich irgendwie toll."
Außerdem steht für Hach fest, die Arbeit bei der Telefonseelsorge ist erfüllend: "Das ist etwas, das nicht nur den Anrufenden was bringt, sondern mir auch. Ich vergleiche das gerne: Wenn man jemandem was schenkt und man sieht, wie sich die Person freut, dann haben sie doppelte Freude."
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