Das gute Ergebnis der AfD bei den Bundestagswahlen in der Westpfalz sorgt für Aufsehen. Komplett überraschend ist das aber nicht. Auch nicht, dass der Wahlkreis Kaiserslautern in einer anderen Hinsicht mal wieder eine Ausnahme bildet, meint SWR-Reporter Sebastian Stollhof.
Alle Wahlkreise in Rheinland-Pfalz sind schwarz, nur einer ist rot. Was SPD-Urgestein Gustav Herzog im Wahlkreis Kaiserslautern in der Vergangenheit schon einmal gelungen war, hat nun auch Matthias Mieves wiederholt und als einziger Nicht-CDUler in Rheinland-Pfalz ein Direktmandat gewonnen.
Fünf Abgeordnete aus der Westpfalz Kaiserslautern und Pirmasens: Was bei der Bundestagswahl auffiel
Rund 400.000 Menschen waren in der Westpfalz für die Bundestagswahl wahlberechtigt. Wer die Region künftig in den Wahlkreisen Kaiserslautern und Pirmasens vertreten wird.
Auch wenn es ein langes Zittern war und der 39-Jährige am Ende mit 28 Prozent der Stimmen nur knapp vor Sebastian Münzenmaier (25,5 Prozent) von der AfD lag: Völlig überraschend kommt dieser Erfolg nicht. Mieves hat sich seit seinem ersten Einzug 2021 in den Bundestag einen Namen in der Westpfalz gemacht, ist sehr viel in der Region unterwegs und war auch im Wahlkampf gefühlt überall zu sehen.
Angespannte Stimmung auch im Westen der Pfalz zu spüren
Das haben die Wählerinnen und Wähler honoriert - was wiederum daran zu sehen ist, dass Mieves außer in den Verbandsgemeinden Winnweiler und Göllheim - die gingen an den CDU-Kandidaten Frank Burgdörfer - überall die Nase vorne hatte.
Analyse zur Bundestagswahl in RLP AfD-Hochburgen Kaiserslautern und Gelsenkirchen - was haben sie gemeinsam?
Kaiserslautern ist einer von nur zwei Wahlkreisen im Westen, in denen die AfD gewonnen hat. Der andere ist Gelsenkirchen. Im westdeutschen Vergleich ist die AfD zudem in RLP recht erfolgreich. Wo liegen die Gründe?
Was auch in der Westpfalz zu spüren war: Die Stimmung war oft angespannt, die Zündschnur manchmal kurz. Überhaupt war dieser kurze Winter-Wahlkampf anders, der Tonfall deutlich rauer, die typischen (Sommer-)Gespräche an Wahlständen, wie man sie von anderen Wahlen kannte, haben gefehlt.
AfD punktet in strukturell schwächeren Regionen
Gleichwohl ist Letzteres aber sicher auch kein Grund, weshalb die SPD im Wahlkreis Pirmasens und im Wahlkreis Kaiserslautern jeweils elf Prozent verloren und die AfD deutlich zugelegt hat. Das statistische Landesamt beispielsweise hat in seiner Analyse beobachtet, dass Parteien wie die Linke, das BSW und die AfD gerade in Gebieten mit strukturellen Herausforderungen höhere Zweitstimmenanteile bekommen haben. Da gehört die Westpfalz dazu.
Alle Infos zur Bundestagswahl und den Landratswahlen in der Westpfalz Ticker: ++ Die Wahl in Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Kusel, Pirmasens, Zweibrücken ++
Es wurde gewählt. Neben der Bundestagswahl fanden in der Westpfalz auch drei Landratswahlen statt. In diesem Ticker finden Sie alle Infos, Ergebnisse und vieles mehr.
Außerdem hat die AfD schon im Vorfeld der Wahl die Westpfalz als chancenreiche Region ausgemacht, hat im Kreis Kusel zudem eine Landratskandidatin gestellt und mit Sebastian Münzenmaier ist der rheinland-pfälzische AfD-Spitzenkandidat von Mainz in den Wahlkreis Kaiserslautern gewechselt. Ein Gesicht der Partei also auf Landesebene. Weitere bekannte Gesichter kamen im Wahlkampf vor allem in den Kreis Kusel: Alice Weidel und Tino Chrupalla.
AfD nicht nur in Kaiserslautern und Pirmasens stark
Das alles ist aus AfD-Sicht aufgegangen. Sie hat bei den Zweitstimmen nicht nur in den Städten Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken, sondern unter anderem auch in den drei Verbandsgemeinden im Landkreis Kusel die Nase vorn. Sebastian Münzenmaier und Iris Nieland schafften in den Wahlkreisen Kaiserslautern und Pirmasens starke Ergebnisse - verbunden mit dem Einzug in den Bundestag. Ein größeres Stadt-Land-Gefälle ist in der Westpfalz nicht zu beobachten. Die AfD lag bei der Bundestagswahl in dieser Region über dem Bundesschnitt. Und sie hat bei den Zweitstimmen den Wahlkreis Kaiserslautern gewonnen. Was der Partei im Westen Deutschlands ansonsten nur in Gelsenkirchen gelang.
Das alles sorgte wiederum vor allem bei SPD und CDU für betroffene Gesichter. Der Tenor dort: Es muss Vertrauen zurückgewonnen werden. Daran werden sie sich messen lassen müssen.
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