FCK-Fans, die den Betzenberg zuparken: Kaum ein Thema treibt die Anwohner mehr um. Beim Bürgerdialog konfrontieren sie die Lokalpolitik von Kaiserslautern.
638 Bewohner haben unterschrieben. Reinhard Schüler von der Interessengemeinschaft Betzenberg hält die Petition in den Händen. "Wir Anwohner fordern: Kein Verkehrschaos mehr im Wohngebiet Betzenberg!" steht darauf. Er übergibt sie den Vertretern der Stadt, die sich mit rund 100 Bürgern in der Kneipe "Servus" tummeln.
Bewohner des Betzenbergs sind "stinksauer" über die Parkplatzsituation
Die Stimmung beim Bürgerdialog mit der Lokalpolitik ist angespannt. "Ich bin stinksauer", sagt eine Anwohnerin. Wie viele ihrer Nachbarn aus dem Wohnviertel am Betzenberg will sie das Autochaos an FCK-Heimspielen nicht mehr hinnehmen. Die Straßen rund um das Fritz-Walter-Stadion würden von Fans zugeparkt. "Die nehmen die Knöllchen in Kauf, das ist eingepreist", ergänzt ein anderer Anwohner.
So bekämen die Betzenberg-Bewohner selbst keine Parkplätze mehr, müssten sich mit randalierenden und wildpinkelnden Fans arrangieren und befürchten, dass im Ernstfall Feuerwehr und Rettungskräfte nicht mehr auf den Berg gelangen.
Nach dem Spiel würden die Fans in ihre Autos steigen, wenden und dann mit einer Autoschlange die Straßen auf dem Berg verstopfen, erläutert Julia Schmalenbach, Anwohnerin und Notärztin in Kaiserslautern. "Dass da noch nie was Schlimmes passiert ist..."
Könnten Rettungskräfte im Ernstfall auf den Betzenberg gelangen?
Die Anwohner wollen von Manuel Steinbrenner (Grüne), als Dezernent für Feuerwehr zuständig, wissen: Kann die Feuerwehr im Ernstfall zu einem brennenden Haus gelangen, wenn der Betzenberg wegen eines FCK-Spiels dicht ist? Steinbrenner muss zustimmen: Das sei sicher nicht überall und zu jedem Zeitpunkt möglich.
Die Forderung der Interessengemeinschaft Betzenberg und vieler Anwohner: Wie in den 2000ern üblich, sollten auf dem Betzenberg nur Anwohner parken dürfen.
So einfach sei das nicht, erläutert Bürgermeister Manfred Schulz (CDU). In der Stadtspitze kümmert er sich um das Straßenverkehrsamt, doch bei FCK-Spielen übernimmt die Polizei die Verkehrsführung. "Ich stimme mich gerade mit den Behörden ab und die sagen: Eine komplette Absperrung des Betzenbergs für Autofahrer von Auswärts ist logistisch nicht möglich." An den Kontrollpunkten könnte es zu Diskussionen kommen und so Rückstaus entstehen.
Ein fertiges Anwohnerschutzkonzept hat Schulz noch nicht "in der Tasche". An Lösungen für das Parkplatzproblem arbeite er aber gerade. Er sei außerdem mit dem FCK in Gesprächen, um das Problem von "wild pinkelnden Fans" in den Griff zu bekommen – und zwar mit Urinalen, die aufgestellt werden könnten.
Anwohner wollen bei Bebauung rund um das Stadion mitentscheiden
Ein weiteres Thema der Bürgerversammlung: Wie soll das Wohngebiet weiter entwickelt werden? Die Bürgerinitiative fordert, bei den Plänen für die Bebauung des Areals rund um das Stadion mehr einbezogen zu werden. Sie fordern einen "Wettbewerb der Ideen".
Bürgerbeteiligung startet Wie die Menschen auf dem Betzenberg in Kaiserslautern leben wollen
Der Betzenberg in Kaiserslautern ist nicht nur das Fritz-Walter-Stadion, sondern auch ein Wohnviertel. Die Bürger haben Wünsche geäußert, wie es umgestaltet werden soll.
Die Vertreter der Verwaltung sagten dazu: Die Bürger würden an verschiedenen Stellen einbezogen. Eine "Info-Vorlage" mit ersten Varianten, wie die Fläche weiter bebaut werden könnte, will die Verwaltung in den nächsten Wochen im Ratsinformationssystem hochladen. Dann könnten die Anwohner auf Basis dessen diskutieren. Auch in den nächsten Schritten gebe es verschiedene Möglichkeiten für die Anwohner, die Pläne für das Neubaugebiet zu beeinflussen.
Ein kurze Umfrage am Ende des Bürgerdialogs zeigt: Viele Anwohner verstehen die Verwaltungsabläufe im Hintergrund nach wie vor nicht. Manche von ihnen unterstellen der Stadtverwaltung Intransparenz.
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