Prostituierte sind häufig Ausbeutung und Gewalt ausgesetzt. Ein Sexkaufverbot wird das Problem aber nicht lösen, meint Paul Hansen.
Der 17. Dezember ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern. Ein etwas sperriger Name, aber ein wichtiges Thema. In Baden-Württemberg unterstützt das Projekt „SELMA“ Prostituierte unter anderem bei ihrer medizinischen Versorgung. Das ist sehr wertvolle Arbeit, zeigt aber meiner Ansicht nach ein größeres Problem auf.
Denn Sex-Arbeit ist kein normaler Job. Auch wenn das in manch vermeintlich progressiven Kreisen so behauptet wird. Denn bei einem normalen Job wären Angebote wie von „SELMA“ oder Aussteigerprogramme kein Thema. Stattdessen sind Sexarbeiterinnen häufig Ausbeutung, psychischen Belastungen, Übergriffen und Gewalt ausgesetzt. Viele Sexarbeiterinnen sind von Armut betroffen, Geflüchtete, obdachlos oder Opfer von Menschenhandel.
Eine gesellschaftliche Schmuddelecke, in die in Deutschland allzu gerne nicht so genau hingeschaut wird. Ein Sexkaufverbot, wie es in Schweden existiert, wird das Problem aber wohl nicht wegwischen. Denn bei Prostitution gibt es ein unlösbares Dilemma: Selbstbestimmt agierenden Sexarbeiterinnen, die ihre Arbeit als Beleg feministischen Empowerments begreifen, stehen Zwangs- und Armutsprostituierte gegenüber, die unter widrigsten Bedingungen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ein Gesetz zu schaffen, das den Bedürfnissen dieser beiden Gruppen gerecht wird, erscheint mir quasi unmöglich.
Zur Wahrheit gehört: Wer (Zwangs-)Prostitution bekämpfen will, muss Armut bekämpfen. Und Freier sowie Bordelle deutlich strenger kontrollieren. Denn sie sind für die meist menschenverachtenden Zustände beim Sexkauf verantwortlich – einschließlich der Gewalt an Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern.
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