Viele Menschen können sich einen Restaurantbesuch nicht mehr leisten. Denn die meisten Restaurants mussten die Preise erhöhen, um zu überleben. Ein Teufelskreis…
In Waiblingen bei Stuttgart hat ein findiger Gastronom mit sehr günstigen Gerichten geworben. Vor allem sein Rostbraten für 6,90 Euro war wohl der Renner. Damit hat der Restaurantbesitzer die gestiegene Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent nicht an seine Kundschaft weitergegeben. Entgegen dem Trend - wie in anderen Restaurants die Preise zu erhöhen - hat er sie gesenkt. Die Werbeaktion lief zwei Monate. Der Gastronom war zufrieden, er hatte immer ein volles Haus und eine volle Kasse. Denn Gewinn hat er trotzdem über die Getränke gemacht, verrät er im SWR-Gespräch.
Diese schöne Idee wird nur wahrscheinlich nicht überall funktionieren, fürchte ich. Für eine solche Aktion muss ein Restaurant zunächst in Werbung investieren und dann hoffen und bangen, dass genügend Gäste kommen. Viele Gastronomen haben jedoch derzeit weder das Geld für Werbeaktionen noch liegen sie verkehrsgünstig in einem recht gut betuchten Ballungsraum wie Waiblingen. Vielen Betrieben macht das Raufsetzen der Mehrwertsteuer auf Vor-Corona-Niveau immer noch schwer zu schaffen. In ländlichen und abgeschiedenen Regionen haben andere bereits aufgegeben. Beispielsweise im Kreis Kusel in der Westpfalz.
Alles wird teurer - ein Teufelskreis
Die Mehrwertsteuer von 19 Prozent ist schließlich nur eins von vielen Übeln, mit denen die Gastronomie gerade zu kämpfen hat. Aufgrund der Inflation ist vieles teurer geworden: Strom, Mieten und Lebensmittel. Das spüren wir Kunden und auch die Restaurantbetreiber. Als Kunden sparen wir dann und gehen nicht mehr ins Restaurant. Die Gastronomen versuchen vielfach die gestiegenen Preise auf die sowieso schon ausbleibende Kundschaft umzuschlagen. Ein Teufelskreis.
Erhöhung sollte nur Gutverdiener treffen
Die Mehrwertsteuer wurde von der Ampelkoalition Anfang des Jahres wieder hochgesetzt, unter anderem um Haushaltslöcher zu stopfen. Mehrere Wirtschaftsexperten befürworteten diesen Schritt, denn auf diese Weise würden hauptsächlich die Gutverdiener zur Kasse gebeten. Ich verstehe ihre Argumentation und habe Edel-Restaurants und ihre Kundschaft vor Augen.
Aber ich habe noch ein anderes Bild vor Augen: Von kleinen Wirtschaften auf dem Land oder im strukturschwachen Raum. Sie sind oft nicht nur ein beliebter sozialer Treffpunkt, sondern auch ein Wahrzeichen eines Ortes. Nur ihre Kunden haben in der Regel keinen dicken Geldbeutel und sie sind zwar gemütlich und lecker, aber eben keine Edel-Restaurants.
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