Ein Galgen in Ulm-Wiblingen, AfD-Werbung beim Bauernprotest in Aalen, eine Demo mit Teilnehmern aus der Querdenkerszene in Dillingen: Wie die Proteste der Bauern vereinnahmt werden.
Der Protest der Bauern wird auch in der Region vereinzelt für Stimmungsmache missbraucht. In einem Kreisverkehr in Ulm-Wiblingen beispielsweise steht ein Galgen - die daran hängende Ampel aus Pappe gibt es nicht mehr, das Schild "No Farmers, no Food" steht noch. Die Konstruktion mit Ampel hatte die "Südwest Presse" dokumentiert. Jetzt hängt ein Schild am Galgen. Darauf ist zu lesen: "Das ist kein politischer Protest! Das kann eher als Aufforderung zur Lynchjustiz verstanden werden!" Wer den Galgen aufgestellt hat, ist nicht bekannt.
Auch an anderer Stelle wird der Protest der Landwirte gegen die Politik der Bundesregierung aufgenommen und verzerrt. Auf Telegram begleitet beispielsweise der in der Querdenkerszene aktive Daniel Langhans aus Pfaffenhofen an der Roth, ehemaliger OB-Kandidat in Ulm, die Proteste und verbreitet in den Zusammenhang Verschwörungstheorien.
In Aalen tauchte ein Traktor mit AfD-Plakat auf, mit Stimmungsmache gegen die Ampelkoalition. In Dillingen hat ein Bürger aus Holzheim zu einer Demonstration gegen die Politik der Ampelkoalition aufgerufen. Der Organisator selbst ist bekannt, er ruft jeden Samstag zu Demos gegen ein geplantes Flüchtlingszelt im Ort auf.
Der Bayerische Bauernverband distanzierte sich von der Demo. Landwirte nahmen am Dienstag an der Demo teil, auf der später auch Teilnehmer aus der Querdenkerszene auftauchten.
Bauern wehren sich gegen Vereinnahmung
Die Landwirte wehren sich gegen eine Vereinnahmung ihres Protestes. So auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Ulm-Ehingen. Wenn er jemanden sähe, der das Anliegen der Landwirte bei den Protesten missbrauchen wolle, werde er denjenigen höflich bitten, die Demo zu verlassen, so Ernst Buck am Montag bei einer Demo.
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