Die gebürtige Französin Isabelle Fabbro arbeitet in Ulm mit Menschen aus ganz Europa zusammen. Warum sie sich auf der Arbeit und privat vor allem als Europäerin fühlt.
Isabelle Fabbro ist in Frankreich geboren, ihr Vater ist Italiener, sie lebt in Deutschland. Sie selbst sieht sich vor allem als Europäerin. Für ihre Arbeit ist sie in der ganzen EU unterwegs. Europa hat ihren Lebensweg und den ihrer Familie gezeichnet.
Europa: Arbeit über Grenzen hinaus
Isabelle Fabbro sitzt an ihrem Schreibtisch, telefoniert auf Französisch. In der anderen Ecke des Großraumbüros hallt ein breites Schwäbisch über die Bildschirme. Gleich daneben brüten zwei Männer aus Tschechien und Kamerun auf Englisch über einer Computersimulation.
Fabbro arbeitet seit zehn Jahren in Ulm bei einer Firma, die Gebäudeteile aus Aluminium konzipiert. Sie ist Vice-President der Abteilung Forschung und Entwicklung. "Hier arbeiten Menschen aus Italien, Frankreich, der Slowakei, Tschechien, Kamerun, Polen und Portugal. Hoffentlich habe ich keine Länder vergessen", sagt sie lachend.
Chancen durch Europa
Ihr Mitarbeiter Dalibor Plsek ist in Tschechien geboren. Er arbeitet in der Entwicklung als Spezialist für Computersimulationen. "Die EU hat mein Leben sehr beeinflusst und alles einfacher für mich gemacht. Ich konnte im Ausland studieren." Auch in Deutschland zu arbeiten, sei durch die EU viel einfacher für ihn gewesen.
Menschen wie Dalibor Plsek werden in der Abteilung von Isabelle Fabbro gesucht. "Das Ausbildungsniveau ist sehr gut in Europa. Besonders die Ingenieure in der EU sind gut ausgebildet, und wir sind dauernd auf der Suche", sagt Isabelle Fabbro. Für Fachkräfte mit hohem Bildungsniveau sei der Weg nach Deutschland deshalb auch eine Chance.
"Viele Menschen bekommen weniger Geld für den gleichen Job in anderen Teilen Europas." Isabelle Fabbro wünscht sich, dass sich der Mindestlohn in Europa in Zukunft angleicht. Für sie bestehen die europäischen Grenzen vor allem in den Köpfen der Menschen. "Ich fühle mich als eine europäische Staatsbürgerin", erzählt sie auf dem Weg nach Hause.
Die Geschichte einer europäischen Familie
"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen". Diese Worte stehen auf Französisch auf einem Schrank im Wohnzimmer von Isabelle Fabbro. Ihre Tochter hat den ersten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte darauf verewigt. Das sind Werte, die sich Mutter und Tochter auch in Zukunft für Europa wünschen.
Die Geschichte von Isabelle Fabbros Familie zieht sich durch Europa. Ihre Großeltern kamen als italienische Auswanderer nach Frankreich. Sie selbst ist im Süden des Landes aufgewachsen, bevor sie später mit ihren Kindern nach Deutschland zog. Vier Generationen, drei Länder, eine europäische Identität.
Die Europawahl 2024
Dass sie bei der Europawahl 2024 wählen gehen wird, steht für Isabelle Fabbro außer Frage. Sie sagt, dass sie immer wählt, wenn sie wählen kann. "Meine Großmutter durfte nicht ein einziges Mal in ihrem Leben wählen. Frauen durften nicht wählen, als sie Italien verließ, und auch als Italienerin in Frankreich wurde es ihr nicht erlaubt. Sie sagte mir immer: 'Wenn du wählen kannst, dann tu es'."
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