Endlich Gewissheit: In Jettenburg haben Archäologen schon lange eine Burg aus dem Mittelalter vermutet. Jetzt haben sie Überreste entdeckt. Die Burg war wohl größer als erwartet.
Im Kusterdinger Ortsteil Jettenburg (Kreis Tübingen) sind Archäologen bei Grabungen auf Teile einer Burg gestoßen. Dorothee Brenner vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart spricht von einem "sehr massiven Burgturm" und Hinweisen auf ein "ziemlich hochrangiges" Adelsgeschlecht. Gerd Stegmaier vom Büro für Archäologie und Grabungstechnik Fodilus in Rottenburg, das die Grabung durchführt, nennt die Entdeckung einen archäologischen Glücksfall.
Archäologen sind begeistert über Burgreste in Kusterdingen
In der Dorfmitte von Jettenburg sollen zwei Häuser gebaut werden, gleich neben der Kirche im Bereich "Auf der Burg". Genau dort, wo man die Ortsburg - bis dato nur bekannt aus Schriftquellen des 15. Jahrhunderts - vermutete. Also hat das Landesamt für Denkmalpflege die Gelegenheit genutzt und im November 2023 mit einer sogenannte Rettungsgrabung begonnen.
Von dem Fund waren die Archäologen begeistert. Eine massive Turmburg hätte so niemand erwartet, sagt Stegmaier. Die Jettenburg zählt damit zu einem von vielen archäologischen Schätzen, die in der Region gefunden wurden.
Dicke Mauern deuten auf hohen Turm und hohen Adel
Bis zu 2,40 Meter sind die Schichtmauern der entdeckten Jettenburg breit. Von einem erhöhten Eingang und mindestens drei Stockwerken sei auszugehen, vermutet Dorothee Brenner: "Auf solche massiven Mauern baut man kein Fachwerk, da muss etwas Mehrstöckiges draufgestanden haben."
Das wiederum deute auf eine größere Bedeutung der Burg hin. So ein Turm hatte einen repräsentativen Charakter, so Brenner vom Landesamt für Denkmalpflege. Sie glaubt daher, dass die Erbauer der Burg nicht zum niederen Adel gehört haben. Sie bewegten sich, so vermutet Brenner, im Dunstkreis der Pfalzgrafen von Tübingen.
Zeichen eines Brands im Hochmittelalter
Wohl aus dem 11. Jahrhundert stammen die Fundamente. Laut Archäologen sind sie überraschend gut erhaltenen. Die Fundamente wurden näher untersucht. Innerhalb der Mauern haben die Forschenden während der Ausgrabungen dafür mehrere Schnitte angelegt. So konnten sie sehen, was im Inneren des Turms passiert sein könnte.
Ascheschichten und Reste von Holzkohle deuten zum Beispiel darauf hin, dass es innerhalb des Turms eine hochmittelalterliche Holzbebauung gegeben haben könnte. Außerdem muss es im Turm einst einen Brand gegeben haben.
Ebenfalls eine interessante Erkenntnis für das Forscher-Team: Schon lange vor dem Bau der Burg haben Menschen wohl auf der Fläche der Jettenburg gelebt. In den Schichten der Mauer konnten die Archäologen im grauen Lehm unter anderem kleine Keramikteilchen aus dem 9. und 10. Jahrhundert sicherstellen.