Grabung eigentlich für Hausbau

Glücksfall für Archäologen: Mittelalterliche Burgreste bei Tübingen entdeckt

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Edi Graf
Edi Graf ist Reporter für Hörfunk und Online und Spezialist für Mundart beim SWR im Studio Tübingen.
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Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Endlich Gewissheit: In Jettenburg haben Archäologen schon lange eine Burg aus dem Mittelalter vermutet. Jetzt haben sie Überreste entdeckt. Die Burg war wohl größer als erwartet.

Im Kusterdinger Ortsteil Jettenburg (Kreis Tübingen) sind Archäologen bei Grabungen auf Teile einer Burg gestoßen. Dorothee Brenner vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart spricht von einem "sehr massiven Burgturm" und Hinweisen auf ein "ziemlich hochrangiges" Adelsgeschlecht. Gerd Stegmaier vom Büro für Archäologie und Grabungstechnik Fodilus in Rottenburg, das die Grabung durchführt, nennt die Entdeckung einen archäologischen Glücksfall.

Die Ausgrabungsstätte der Jettenburg.
Im Ortskern von Jettenburg, einem Ortsteil von Kusterdingen, stand einst eine große Burg.

Es wurde zwar immer über eine Burg gesprochen, aber nie hatte sie bislang jemand gesehen.

Archäologen sind begeistert über Burgreste in Kusterdingen

In der Dorfmitte von Jettenburg sollen zwei Häuser gebaut werden, gleich neben der Kirche im Bereich "Auf der Burg". Genau dort, wo man die Ortsburg - bis dato nur bekannt aus Schriftquellen des 15. Jahrhunderts - vermutete. Also hat das Landesamt für Denkmalpflege die Gelegenheit genutzt und im November 2023 mit einer sogenannte Rettungsgrabung begonnen.

Von dem Fund waren die Archäologen begeistert. Eine massive Turmburg hätte so niemand erwartet, sagt Stegmaier. Die Jettenburg zählt damit zu einem von vielen archäologischen Schätzen, die in der Region gefunden wurden.

Dicke Mauern deuten auf hohen Turm und hohen Adel

Bis zu 2,40 Meter sind die Schichtmauern der entdeckten Jettenburg breit. Von einem erhöhten Eingang und mindestens drei Stockwerken sei auszugehen, vermutet Dorothee Brenner: "Auf solche massiven Mauern baut man kein Fachwerk, da muss etwas Mehrstöckiges draufgestanden haben."

Das wiederum deute auf eine größere Bedeutung der Burg hin. So ein Turm hatte einen repräsentativen Charakter, so Brenner vom Landesamt für Denkmalpflege. Sie glaubt daher, dass die Erbauer der Burg nicht zum niederen Adel gehört haben. Sie bewegten sich, so vermutet Brenner, im Dunstkreis der Pfalzgrafen von Tübingen.

Dorothee Brenner vom Landesamt für Denkmalpflege vor den Ausgrabungen der Jetteburg im Kusterdinger Ortsteil Jettenburg bei Tübingen. Für die Archäologen ist die Entdeckung der Burgreste aus dem Mittelalter ein Glücksfall.
Dorothee Brenner vom Landesamt für Denkmalpflege vor den Ausgrabungen der Jettenburg im gleichnamigen Kusterdinger Ortsteil bei Tübingen.

Zeichen eines Brands im Hochmittelalter

Wohl aus dem 11. Jahrhundert stammen die Fundamente. Laut Archäologen sind sie überraschend gut erhaltenen. Die Fundamente wurden näher untersucht. Innerhalb der Mauern haben die Forschenden während der Ausgrabungen dafür mehrere Schnitte angelegt. So konnten sie sehen, was im Inneren des Turms passiert sein könnte.

Die verschiedenen Schichten der Burgmauer verraten einiges über die Jettenburg. Die verschiedenen Schichten der Burgmauer verraten einiges über die Jettenburg. Archäologen glauben, dass schon lange vor dem Bau der Burg Menschen auf dem Gelände gelebt haben.
Die verschiedenen Schichten der Burgmauer verraten einiges über die Jettenburg. Archäologen glauben, dass schon lange vor dem Bau der Burg Menschen auf dem Gelände gelebt haben.

Ascheschichten und Reste von Holzkohle deuten zum Beispiel darauf hin, dass es innerhalb des Turms eine hochmittelalterliche Holzbebauung gegeben haben könnte. Außerdem muss es im Turm einst einen Brand gegeben haben.

Ebenfalls eine interessante Erkenntnis für das Forscher-Team: Schon lange vor dem Bau der Burg haben Menschen wohl auf der Fläche der Jettenburg gelebt. In den Schichten der Mauer konnten die Archäologen im grauen Lehm unter anderem kleine Keramikteilchen aus dem 9. und 10. Jahrhundert sicherstellen.

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