War es ein Außenposten der Heuneburg? Gab es einen regelrechten Siedlungsgürtel um den Fürstensitz? Die Wissenschaftler fanden bei Hayingen jetzt auch Reste einer Tor-Anlage.
Das Landesamt für Denkmalpflege leitet eine archäologische Grabung bei Hayingen-Indelhausen (Kreis Reutlingen), um mehr über die Kelten zu erfahren, die dort ansässig waren. Vor 2.600 Jahren siedelten und herrschten die Kelten im Südwesten, vor allem auf der Schwäbischen Alb. Die Heuneburg bei Herbertingen, die nicht weit entfernt liegt, gilt aus Sicht von Wissenschaftlern als ein Machtzentrum und Fürstensitz. Seit drei Jahren graben Archäologen der Denkmalpflege auch auf dem Berg Althayingen über dem Lautertal bei Indelhausen. Zutage kamen neue Funde - und weitere Rätsel.
Bronze, Knochen und Keramik
Weil die Kelten keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben, ist man auf Funde der Archäologen angewiesen. Man hat in Althayingen Keramik, Bronzeschmuck und Tierknochen aus dem 6. Jahrhundert gefunden, der Blütezeit der Herbertinger Heuneburg. Dadurch weiß man nun, dass dort, also in der Nähe von Hayingen-Indelhausen, eine sieben Hektar große Siedlung war - eine beachtliche Befestigungsanlage. Gut zu erkennen sind mehrere Ringwälle in der Landschaft, ein typisches Merkmal für eine Kelten-Siedlung.
Auch ehrenamtliche Helfer sind dabei
An der Grabung arbeiten viele ehrenamtliche Helfer mit, die über die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern nach Indelhausen gekommen sind. Sie finden derzeit viele Steine in unterschiedlichen Farben. Archäologe Quentin Sueur erkennt daran, dass es hier mal ordentlich gebrannt hat. Die Reste wurden untersucht und auf 700 bis 500 vor Christus datiert. An genau dieser Grabungsstelle vermuten er und seine Kollegen eine Tor-Anlage.
Direkte Verbindung zur Heuneburg denkbar
Der Keltenexperte Dirk Krausse rätselt: gehörte die Siedlung Althayingen noch zur Heuneburg? Oder war hier schon ein anderes Territorium? Er glaubt an eine Kette von vier zusammenhängenden Befestigungsanlagen und Siedlungen: Heuneburg, Alte Burg, Große Heuneburg und Althayingen. Die Heuneburg sei dabei wahrscheinlich das städtische Zentrum gewesen, die anderen Ansiedlungen Burgen oder auch Kultstätten. Wege hätten wahrscheinlich alle zur Heuneburg geführt.
Der große Fürstensitz 23 Kilometer entfernt
Die Heuneburg bei Herbertingen (Kreis Sigmaringen) ist eine besonders gut erforschte Fundstelle keltischer Zeit in Mitteleuropa. Im 6. Jahrhundert vor Christus lebten Kelten in Südwestdeutschland in teilweise dichter Besiedelung. Zahlreiche Tierknochen, Bronze- und Keramikfunde sowie Abfallstücke von der Schmuckherstellung deuten auch auf Wohlstand hin, so das Landesamt für Denkmalpflege. Im Oktober 2020 konnte an der Heuneburg sogar ein Grab gehoben werden, das sich als Fürstinnengrab erwies. Man fand Perlen, Bernstein und Gold als kostbare Materialen.
Die Heuneburg lag auf einem Hochplateau oberhalb der Donau mit weiter Sicht in alle Richtungen. Das Gelände ist etwa drei Hektar groß und wurde um 620 vor Christus befestigt. Die Anlage wird seit 1950 systematisch untersucht. Wissenschaftler bezeichnen sie inzwischen als ein wichtiges Macht- und Wirtschaftszentrum. Man kann die Heuneburg besichtigen. Einzelne Gebäude wurden rekonstriuert. Für das Museum ist auch ein Erlebniszentrum geplant.
Rätsel lösen
Auch Althayingen liegt auf einem Bergsporn, ebenfalls oberhalb eines Flusses, der Großen Lauter. Ob und wie diese Keltenbesiedelung in Verbindung mit dem Fürstensitz Heuneburg stand, interessiert die ehrenamtlichen Helfer und die Wissenschaftler des Landesamtes für Denkmalpflege natürlich brennend. Wenn sie bei weiteren Grabungen fündig werden, gelingt es ihnen vielleicht, es herauszufinden - und das Geheimnis der Kelten von Althayingen zu lüften.