Das neue NS-Dokuzentrum in Freiburg wird 300.000 Euro teurer als geplant. Die Eröffnung verzögert sich auf März 2025. Ein nationalsozialistisches Gemälde hatte die Bauarbeiten gestoppt.
Wo heute noch Gerüste, Betonsäcke und Werkzeugkästen stehen, sollen ab März nächsten Jahres virtuelle Zeitzeugenberichte an den Nationalsozialismus erinnern. Das neue Dokumentationszentrum Nationalsozialismus in Freiburg entsteht im ehemaligen Verkehrsamt am Rotteckring. Der Fund eines nationalsozialistischen Gemäldes hat die Bauarbeiten verzögert und mehr Geld als geplant in Anspruch genommen. Noch fällt es schwer, sich die zukünftige Ausstellung inmitten der Baustelle vorzustellen.
Stadt hofft auf finanzielle Unterstützung vom Land
Zu den ursprünglichen Kosten für Umbau und Einrichtung von knapp sechs Millionen Euro kommen nun noch einmal 300.000 Euro zusätzliche Kosten hinzu. Jährlich fallen außerdem 700.000 Euro Betriebskosten an. Um diese Kosten zu stemmen, hofft die Stadt Freiburg auf Unterstützung vom Land. Die Fraktionsvorsitzenden des Landtags Baden-Württemberg haben sich bereits dafür ausgesprochen, versichert Kulturbürgermeister Freiburgs Ulrich von Kirchbach. Er hofft nun, "dass den Worten Taten folgen". Der erste Bürgermeister rechnet in den nächsten Monaten mit einer Zusage für finanzielle Unterstützung aus Stuttgart.
Nationalsozialistisches Gemälde stoppte Bauarbeiten
Vor einem Jahr fanden Bauarbeiter ein Fresko in der zukünftigen Eingangshalle. "Das nationalsozialistische Gemälde zeigt Menschen, die dem sogenannten nationalsozialistischen Idealbild entsprechen", so die Leiterin des NS-Dokuzentrums Julia Wolrab. Laut Denkmalschutz muss man das Bild erhalten. Aber wie? Dieses ungeplante Ereignis brachte nicht nur die Bauarbeiten, sondern auch das Konzept des Dokuzentrums durcheinander. Nun soll das Gemälde direkt am Eingang der Ausstellung zu sehen sein. Vertäfelungen und Infotafeln sollen es dabei teilweise abdecken. Bei Veranstaltungen soll es möglich sein, das Gemälde auch vollständig hinter der Vertäfelung verschwinden zu lassen.
Neuer Ort des Erinnerns
Im September möchte Julia Wolrab mit der Einrichtung der Ausstellung beginnen. Auf drei Etagen soll die Geschichte des Nationalsozialismus von 1918 bis heute zu sehen ein. Besonders dabei: die Zeitzeugenberichte sollen auch digital sichtbar werden. Im Innenhof entsteht zudem ein gläserner Erinnerungsraum. Entlang der Wände sollen bekannten Namen von Freiburgerinnen und Freiburgern eingraviert werden, die von den Nazis ermordet wurden. In einer kleinen Kammer in der Mitte sollen Fotos aus ihrem Alltag zu sehen sein. Auch die Landeszentrale für politische Bildung soll neben dem Dokumentationszentrum in das Haus am Rotteckring in Freiburg einziehen.
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