Wochenrückblick Stuttgart

Total aus der Mode: Banküberfälle - total angesagt: Automatensprengungen

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

In Winnenden hat jemand etwas gewagt, was gefühlt kaum noch jemand wagt: einen Banküberfall. Denn auch in der Region Stuttgart sind Täter eher zu Automatensprengungen übergegangen.

Wie sagte schon Bertold Brecht? "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" Und damit herzlich willkommen zum Wochenrückblick mit mir, Frieder Kümmerer, Redakteur und Reporter im Studio Stuttgart. Sind Banküberfälle nicht völlig aus der Mode gekommen? Das habe ich diese Woche mit einem Kollegen diskutiert. Viel öfter berichten wir inzwischen über Sprengungen von Geldautomaten. Grund genug, dem auf den Grund zu gehen.


Missglückter Bankraub in Winnenden

Wie heißt es so schön im Liedtext von der EAV, der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, also diesen Barden des wunderbaren Austropops:

"Ich schrei: 'Hände hoch! Das ist ein Überfall!
Und seid ihr nicht willig, dann gibt es Krawall!' [...]
Der Kassierer sagt: 'Nein, was fällt Ihnen ein?'
'Na gut', sag ich: 'Dann zahl' ich halt was ein!'

Ähnlich skurril wirkt zumindest von außen betrachtet auch der versuchte Banküberfall in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) am Dienstag. Nur erfolgte dort statt der Einzahlung die Flucht. Und das ging so: Ein Angestellter der dortigen Sparkasse wurde zur Mittagszeit nach Polizeiangaben von einer männlichen Person bedroht. Doch dann löste der Alarm in der Filiale aus. "Zur Herausgabe von Geld kam es nicht und der unbekannte Täter flüchtete ohne Beute", heißt es weiter.

Nach wie vor ist der mutmaßliche Täter nicht gefasst, er wird weiter gesucht, erklärt die Polizei auf SWR-Nachfrage. Der junge Mann in Hoodie und Turnschuhen hatte zwar pfiffiger Weise einen Regenschirm mit - schließlich nieselte es an dem Tag. Doch sollten ihn die Ermittler schnappen, dürfte er dennoch ziemlich im Regen stehen. Hätte der Täter sich da doch lieber für eine Automatensprengung entschieden - da stehen die Erfolgs-Chancen statistisch gesehen nämlich eh deutlich besser.

Banküberfälle sind aus der Mode

Das dachten sich vielleicht auch die Täterinnen oder auch Täter in Frickenhausen (Kreis Esslingen), die nur ein paar Stunden später, in der Nacht auf Mittwoch, im Ortsteil Linsenhofen den Automaten einer Bankfiliale gesprengt haben. Tatsächlich ist aber auch dieses Vorhaben gescheitert. Die Sprengung glückte nicht und die Akteure zogen wieder ab. Die Polizei stellte den zurückgebliebenen Sprengstoff sicher.

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"Das Sprengen von Geldausgabeautomaten ist seit wenigen Jahren ein Kriminalitätsphänomen, das den klassischen Banküberfall nahezu abgelöst hat", erklärt auch eine Sprecherin vom Landeskriminalamt BW in Stuttgart auf SWR-Nachfrage. Das zeige auch die Statistik. Im Jahr 2000 seien noch ein bis zwei Banküberfälle pro Woche üblich gewesen, heißt es. Jetzt gebe es nicht mal mehr durchschnittlich einen Banküberfall im Monat.

Geldinstitute: Raub und räuberische Erpressung (Quelle: LKA BW)
20192020202120222023
erfasste Fälle1595611
davon Versuche64237
Aufklärungsquote93,3 %55,6 %80 %66,7 %90,9 %
Schaden210.005 €546.650 €48.464 €38.000 €199.481 €

Dem gegenüber steigen die Automatensprengungen deutlich an. Alleine 42 gab es im Jahr 2023 laut dem Sicherheitsbericht des Innenministeriums BW. Über die vergangenen Jahre sei das eine Steigerung von 23,5 Prozent.

Automaten sind schnell gesprengt

Im Sicherheitsbericht gibt es auch einen Erklärungsversuch für diesen Anstieg: "Geldautomaten sind für Kriminelle besonders attraktiv: Es gibt sie fast überall, sie sind leicht zugänglich und enthalten häufig viel Bargeld." Dabei liege der Fokus vor allem auf Automaten, die verkehrsgünstig liegen. Es müsse sich nicht um einen Automaten direkt in oder an einer Bankfiliale handeln. "Dabei ist es ihnen gleichgültig, ob es sich um reine Geschäfts- oder gemischte Wohngebäude handelt."

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Test der Polizei in Weinheimer Steinbruch Warum das LKA in Baden-Württemberg vor laufender Kamera Geldautomaten sprengt

Das Sprengen von Bankomaten gehört normalerweise nicht zu den Aufgaben des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. Was steckt dahinter?

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Ein weiterer Vorteil für Täterinnen und Täter: "Das Anbringen des vorbereiteten Sprengpakets am Geldautomaten, die Sprengung und das Zusammenraffen der Beute dauern oft nur wenige Minuten." Anschließend würden die Täterinnen und Täter in meist hochmotorisierten Fahrzeugen mit Geschwindigkeiten jenseits von 250 Stundenkilometern fliehen. Das Ganze "ohne jeden Skrupel, andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, Einsatzkräfte und sich selbst erheblich zu gefährden."

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Auch Cyberkriminalität nimmt zu

Und auch das zeigt die Kriminalstatistik: Wem der Gang zur Bank zu beschwerlich ist und wer eh den Glauben an das physische Geld verloren hat, findet sein Tätigkeitsfeld in der Cyberkriminalität. Denn auch die legt deutlich zu. Rund 13.500 Fälle von Cyberkriminalität verzeichnet das Innenministerium im Jahr 2023. Über 43.000 Straftaten, die, wie es so schön heißt, als Tatmittel das "Internet und/oder IT-Geräte" einsetzten. Wie genau die Täterinnen und Täter vorgehen, hat mein Kollege Maxim Flößer vor einer Woche in seinem Wochenrückblick behandelt.

Wie würdet ihr eine Bank überfallen?

Forderungen nach mehr Sicherheit von Bankautomaten

Im Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz haben die Automatensprengungen tatsächlich vergangenes Jahr nachgelassen. Denn die Banken dort haben reagiert. Alleine 12,5 Millionen Euro hätten die Sparkassen in Sicherheitsmaßnahmen investiert, erklärt Thomas Hirsch, dem Präsident des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz. Auch der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) forderte wiederholt, dass die Banken in Vernebelungstechnik oder Einfärbe- und Klebesysteme investieren müssten.

Und was bleibt für uns als Fazit aus diesen kriminellen Geschichten? Bankraub. Automatensprengung. Cybercrime. Nun ja: Vielleicht sollten wir ja zumindest mal noch Ex-EAV-Frontmann Thomas Spitzer zum Nachdichten antreten lassen. Wir schlagen folgende erste Zeile vor:

"Ich mach den Ba, baba, ba Bankomat auf mit Knall"...

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