Regelmäßig werden Bankautomaten von Kriminellen gesprengt, um an das Geld zu kommen. Die Innenminister in Deutschland fordern einen besseren Schutz - wenn der nicht freiwillig kommt, dann eben per Gesetz.
Angesichts einer hohen Zahl von Geldautomatensprengungen fordern die Innenministerien von Bund und Ländern von der Bankenbranche sofortige Investitionen in Schutzmaßnahmen. Sollten die Banken sich nicht freiwillig um solche Schutzmaßnahmen kümmern, müsse ein Gesetz die Banken und Hersteller zum Schutz verpflichten, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) dem "Handelsblatt" vom Dienstag.
Strobl fordert Vernebelungstechnik oder Einfärbsysteme
Strobl verwies im "Handelsblatt" auf technische Lösungen, um Tätern den Erfolg zu erschweren. Dazu zählten Vernebelungstechnik oder Einfärbe- und Klebesysteme, erläuterte der baden-württembergische Landesinnenminister. Diese Maßnahmen hatte Strobl bereits im Dezember gefordert. Damals erklärte er: "Die Täterinnen und Täter sprengen sich völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude." Auch damals sprach Strobl von der Möglichkeit, Sicherheitssysteme gesetzlich vorzuschreiben.
Zu geringe Schutzmaßnahmen? Immer mehr Geldautomaten-Sprengungen in BW
Fast schon wöchentlich werden in Baden-Württemberg Geldautomaten gesprengt. Innenminister Strobl will, dass sich die Banken besser schützen. Machen sie es den Tätern zu einfach?
Forderung aus Niedersachen zum Einbau von Sicherheitssystemen
Zunehmenden Druck auf Kreditinstitute und Hersteller übte in jüngster Zeit auch etwa Niedersachsen aus. Landesjustizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) forderte Unternehmen Ende Januar ultimativ zum Einbau von Sicherheitssystemen auf. Die Täter nutzten inzwischen vermehrt sogenannte Festsprengstoffe mit hoher Sprengkraft. Dies bedeute eine "unkalkulierbare Gefahr für die Bevölkerung". Notfalls seien gesetzgeberische Maßnahmen nötig.
Wahlmann verwies dabei auf das Vorbild niederländischer Banken. Diese hätten flächendeckend Systeme eingeführt, die das Bargeld in den Automaten bei einer Attacke mit Klebstoff unbrauchbar machten. Sprengungen lohnten sich für Täter nicht mehr. Es gebe außerdem andere Verfahren, die etwa mit Farbe arbeiteten.
Banken halten gesetzliche Regelung für falschen Ansatz
Der Dachverband der deutschen Kreditwirtschaft, in dem Sparkassen und Banken zusammengeschlossen sind, kritisierte die Innenministerinnen und Minister. "Eine gesetzliche Regelung ist aus unserer Sicht der falsche Ansatz und wird der grundsätzlichen Aufgabenverteilung in unserem staatlichen Gemeinwesen nicht gerecht", erklärte die Deutsche Kreditwirtschaft gegenüber dem "Handelsblatt".
Der Schutz der Bargeld-Versorgungsinfrastruktur könne nur gemeinsam mit Politik und Strafverfolgungsbehörden gelingen, fügte der Verband an. "Es ist schwer nachzuvollziehen, dass die alleinige Verantwortung für die Verhinderung von Sprengungen bei Banken und Sparkassen liegen soll."
Der Sparkassenverband Baden-Württemberg erklärte dem SWR, dass bereits in vielen Geräten Farbpatronen eingebaut seien, aber die Täterinnen und Täter immer schnell neue Methoden finden würden, an das Geld zu kommen.
Immer wieder Bankautomatensprenungen - auch in BW
Neben Thomas Strobl aus Baden-Württemberg hatten auch andere Landesminister und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine schnelle Anpassung der Schutzmaßnahmen von Banken und Herstellern gefordert und notfalls mit einer gesetzlichen Anpassung gedroht.
Das Phänomen der Geldautomatensprengungen wird seit Längerem mit Sorge beobachtet, die Zahl der entsprechenden Taten nahm über die Jahre deutlich zu. Das Bundeskriminalamt (BKA) widmet der Entwicklung ein eigenes bundesweites jährliches Lagebild. Das Lagebild für 2021 verzeichnete deutschlandweit 392 Sprengungen, wobei Täter laut BKA in der weit überwiegenden Zahl der Fälle inzwischen feste Sprengstoffe "mit hohem Gefahrenpotenzial" verwendeten.
Auch in Baden-Württemberg ist die Zahl der Sprengungen gestiegen, wie ein Blick in den neuen Sicherheitsbericht des Innenministeriums zeigt: Im Jahr 2022 gab es 34 erfolgreiche Automatensprengungen, dazu kommen noch 11 versuchte Sprengungen. Dabei haben die Täter rund zwei Millionen Euro Bargeld erbeutet. Im Jahr 2021 waren es noch 24 erfolgreiche Sprengungen. Die Sparkasse in Heidelberg hat bereits angekündigt, als Konsequenz Geldautomaten abzubauen.