In Stuttgart haben Mitglieder der Lokführer-Gewerkschaft GDL gestreikt. GDL-Chef Klaus Weselsky fand im Tarifstreit deutliche Worte.
Bei einer Kundgebung der Lokführergewerkschaft GDL in Stuttgart hat der Vorsitzende Claus Weselsky das Verhalten der Deutschen Bahn in den Tarifverhandlungen scharf kritisiert.
In einer Rede bezeichnete er Bahn-Manager als "Nieten in Nadelstreifen, die die Eisenbahn in so einen miesen Zustand gebracht haben". Die Öffentlichkeit müsse ihnen aufzeigen, "wer hier nachzugeben hat", sagte Weselsky über die festgefahrenen Tarifverhandlungen.
"Nieten in Nadelstreifen" - Weselsky kritisiert Bahn
Seit Mittwochmorgen müssen sich Fahrgäste auf Ausfälle und massive Verspätungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr bei der Deutschen Bahn einstellen. Der Streik der GDL soll bis Montagabend und damit sechs Tage lang dauern.
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die Forderung, die Arbeitszeit für Mitarbeitende im Schichtdienst zu verkürzen. Die Wochenarbeitszeit müsse bei ihnen schrittweise von 38 auf 35 Stunden abgesenkt werden und das bei vollem Lohnausgleich.
Rund 300 Teilnehmende bei Kundgebung in Stuttgart
Um diese und andere Forderungen zu untermauern, zogen am Donnerstag rund 300 Demonstrierende vom Stuttgarter Hauptbahnhof durch die Innenstadt bis zum Schlossplatz.
Auch Tamara Kürner ist GDL-Mitglied und ging gegen ihre Arbeitszeiten im Schichtdienst auf die Straße. Diese wechselten sehr häufig und seien belastend.
GDL-Chef Weselsky: Ohne "Drittbetroffenheit" geht es nicht
GDL-Chef Weselsky zeigte in Stuttgart Verständnis für verärgerte Bahnkundinnen und -kunden. Allerdings könne seine Gewerkschaft nur dann ihre Forderungen erreichen, wenn sich der Streik in den Fahrplänen bemerkbar mache. "Wir können nicht anders. Wir können nicht nachts um zwei bis halb drei streiken ohne Drittbetroffenheit, das ist einfach nicht möglich", sagte Weselsky.
Trotz der erheblichen Auswirkungen des Bahnstreiks für Reisende sowie Pendlerinnen und Pendler wähnt dieser die öffentliche Meinung aufseiten der Streikenden. "Nicht die veröffentlichte Meinung spiegelt wider, wie die Menschen zu diesem Streik stehen, sondern die öffentliche Meinung", sagte Weselsky. Und diese sei definitiv anders, weil "der überwiegende Teil der Menschen in diesem Lande sind Arbeitnehmer - egal mit welcher Qualifizierung, egal in welchem Industriezweig oder in welchem Unternehmen sie tätig sind".
Aus Sicht der Kundinnen und Kunden - sowohl im Güterverkehr als auch im Personenverkehr - sei es nie eine gute Zeit für einen Streik. "Wir verstehen das, aber wir treten nicht an, um zu streiken", sagte er. "Sondern wir treten an, damit dieses Eisenbahnsystem gesundet und die Menschen, die dort arbeiten, lange dauerhaft gesund bleiben - und vor allen Dingen wieder Spaß am Beruf haben."
Der Streik der Gewerkschaft GDL ist der bisher längste in der Geschichte der Deutschen Bahn. Die Bahn hatte der Gewerkschaft in den Tarifverhandlungen am Freitag ein Angebot gemacht, seither liegen die Verhandlungen auf Eis.
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