Seit Dienstagabend bestreikt die Gewerkschaft GDL den Güterverkehr der Deutschen Bahn. Doch die Wirtschaft zwischen Ulm und Ostwürttemberg hat sich offenbar auf die Ausfälle eingestellt.
Der Bahnstreik legt den Fern- und Regionalverkehr phasenweise ziemlich lahm. Im Güterverkehr hingegen sind die Auswirkungen des Streiks weniger drastisch. Das bestätigen Unternehmen und Handelskammern in Ulm und Heidenheim. Aber der Vertrauensverlust der Bahn wird immer größer.
Sechs Tage lang muss sich der Ulmer Trockenfrüchte-, Nuss- und Kaffeeproduzent Seeberger auf einen stark reduzierten Wareneingang einstellen. Der Großteil von Seebergers Produkten wird nämlich per Schienenverkehr transportiert und der ist in den nächsten Tagen enorm eingeschränkt.
Trotzdem sind die Folgen für das Unternehmen überschaubar: Denn Seeberger hat genug Ware auf Lager, sagt der Unternehmenssprecher Joachim Mann. Dörrpflaumen und Studentenfutter werden also auch weiterhin in den Regalen der Supermärkte stehen.
Die eigentlichen Probleme beginnen nach dem Streik: Dann nämlich muss die Ware, die bis dahin steckengeblieben ist, im Unternehmen verteilt und im Labor kontrolliert werden. Das bedeutet: mehr Kosten für mehr Personal und längere Arbeitszeiten.
Bahnstreik: Rückstaus brauchen "Tage und Wochen"
Das bestätigt auch Simon Pflüger, der "Leiter Standortpolitik" der IHK Ulm. Bis die Rückstaus an den Terminals der Unternehmen nach dem Streik abgearbeitet sind, vergingen "Tage und Wochen". Problematischer aber als die Zusatzkosten für die Firmen sei der weitere Vertrauensverlust in den Schienenverkehr, sagt Pflüger. Schon in normalen Zeiten stießen Unternehmen ständig an die Kapazitätsgrenzen der Bahn - wegen veralteter Stellwerke und maroder Schienen.
Der Streik sei in dieser Situation "pures Gift" für das Image der Bahn als klimafreundliches Logistikunternehmen, ergänzt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU, Winfried Mack, aus Ellwangen.
Deutsche Bahn hat Notfahrplan aufgestellt GDL-Bahnstreik: Die Folgen für Reisende im Großraum Ulm
Am Ulmer Hauptbahnhof ist seit Mittwochmorgen deutlich weniger los: Der GDL-Streik führt zu vielen Ausfällen und Verspätungen - auch in Oberschwaben, Ulm und auf der Ostalb.
BSH in Giengen setzt vermehrt auf Lkw
Der Hausgeräteproduzent BSH mit Standort in Giengen (Kreis Heidenheim) stellt die vom Streik betroffenen Transporte auf Lkw um. Die Folge seien höhere Transportkosten. Eine Unternehmenssprecherin fügt hinzu: Dies entspreche nicht "unserer Philosophie von nachhaltigen Transportlösungen". BSH und andere Unternehmen setzen vermehrt auf private Bahn-Dienstleister. Und die sind vom aktuellen Streik weniger betroffen. Die Lieferketten können also aufrechterhalten werden.
Schienenverkehr wird weniger
Dass das Vertrauen in die Bahn insgesamt immer weniger wird, bestätigen die Statistiken. Der Transport auf der Straße nimmt EU-weit zu, so das Statistische Bundesamt. Deutschland liegt in puncto Schienenverkehr im EU-Vergleich gerade so im Mittelfeld. Der "Green Deal", also die von der EU bis 2050 angestrebte "Klimaneutralität ist so schlecht erreichbar", resümiert CDU-Wirtschaftsmann Winfried Mack.
Deutsche Bahn hat Notfahrplan aufgestellt GDL-Bahnstreik: Die Folgen für Reisende im Großraum Ulm
Am Ulmer Hauptbahnhof ist seit Mittwochmorgen deutlich weniger los: Der GDL-Streik führt zu vielen Ausfällen und Verspätungen - auch in Oberschwaben, Ulm und auf der Ostalb.