Kundgebung vor Heilbronner Hauptbahnhof

Güterzug-Lokführer: "Nach einem 14-Stunden-Arbeitstag bin ich platt"

Stand
Autor/in
Alexander Dambach

Fast 20 Lokführer haben am Mittwochvormittag vor dem Heilbronner Hauptbahnhof gestreikt. Sie fordern vor allem bessere Arbeitsbedingungen.

Direkt vor dem Haupteingang des Heilbronner Hauptbahnhofs standen die gut 20 Lokführer, um für ihre Ziele zu demonstrieren. Der Heilbronner Ortsgruppenvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Heinz Benkner, zeigte sich zufrieden mit der Resonanz. Es gehe bei dem Konflikt nicht nur ums Geld, so der 62 Jahre alte Benkner, der selbst seit über 40 Jahren Lokführer ist. 10-Stunden-Schichten seien normal, so der GDL-Vertreter.

Die Streikbeteiligung wäre nicht so groß, wenn die Mitarbeiter zufrieden wären.

Im Nahverkehr befördere man Personen, da müsse man "voll konzentriert und immer da sein." Der Arbeitgeber müsse sich jetzt endlich mal was einfallen lassen. "Entweder vernünftig verhandeln oder den Tarif der GDL übernehmen", betont der Heilbronner, der mittlerweile Stadtbahnen steuert.

Güterzug-Lokführer genervt von schlechter Infrastruktur

Diese Sicht teilt auch Sascha Walter. Der 45-Jährige aus Lauffen (Kreis Heilbronn) ist Lokführer bei DB Cargo und fährt Güter wie etwa Autos quer durch Deutschland. In Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) steigt er in die Lok, um dann je nach Dienstplan nach Nürnberg, Kassel oder auch mal München zu fahren. Was ihn am meisten stört, sind die nicht immer planbaren Arbeitszeiten. Güterzüge fahren überwiegend in der Nacht.

Streik Lokführer
Er steuert große Güterzüge: Sascha Walter.

Das einzig sichere bei uns ist der Dienstbeginn. Die Bahninfrastruktur ist hoffnungsvoll überlastet und störanfällig.

Was das konkret für ihn als Lokführer eines Güterzugs bedeutet, macht er an einem Beispiel deutlich: Der Personenverkehr hat Vorrang, dann muss der Güterzug quasi "auf die Seite gehen". Das heißt, dann steht er mit seinem Güterzug vielleicht mal zehn Minuten oder auch mal zwei Stunden, bis es für ihn weitergeht.

Ich wünsche mir auch eine funktionierende Infrastruktur, damit der Betrieb einfach stabiler läuft.

Arbeitstage werden dadurch manchmal extrem lang. Ohne Streik hätte Sascha Walter Dienst von 2 Uhr in der Nacht bis 14 Uhr. Da müsse er bereits kurz nach Mitternacht aufstehen. So eine lange Schicht zehre schon an der Substanz, zumal er auch von seinem Arbeitsort noch nach Hause fahren muss.

Da quält man sich dann nachmittags noch durch den Verkehr und ist dann 14 Stunden unterwegs und platt.

Mit seinem Gehalt ist Sascha Walter ganz zufrieden. "Mir persönlich reicht mein Auskommen, mehr ist natürlich immer gut", so der 45-Jährige. Durch die vielen Nachtdienste bekommt er Zulagen, das erhöht das Gehalt. Kolleginnen und Kollegen von DB Regio, die meist tagsüber arbeiten, verdienen im Vergleich daher weniger. Er hoffe einfach auf mehr Entlastung und Planbarkeit in den Diensten. Und auf erfolgreiche Verhandlungen.

Wenn man vernünftig miteinander spricht, denke ich mal, sind am Verhandlungstisch durchaus bessere Ergebnisse zu erzielen. Ein Streik, der nicht wehtut, ist kein Streik.

Lokführerinnen und Lokführer zu finden, sei nicht mehr einfach, betont indes Heinz Benkner von der GDL. Das Image des Berufs habe sich über die Jahrzehnte massiv gewandelt. "Unser Beruf ist ein schöner Beruf, ich konnte mir nie was Besseres vorstellen", betont der Heilbronner. Mittlerweile sehe die Realität aber ganz anders aus.

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