Anschläge auf Shisha-Bar und Trauergemeinde

Neue Festnahme nach Schuss-Serie - Ermittler geben weitere Details bekannt

Stand

Erneut ist ein junger Erwachsener festgenommen worden, der im Zusammenhang mit der Schuss-Serie stehen soll. Die Ermittler geben bekannt: Es ist keine klassische Clan-Kriminalität.

Es ist bereits die zweite Festnahme in dieser Woche, die im Zusammenhang mit der Schuss-Serie in der Region Stuttgart steht. Wie das Landeskriminalamt (LKA) mitteilte, wurden in der Wohnung des 19-Jährigen in Esslingen eine Schreckschusswaffe, 16 Platzpatronen und eine scharfe Patrone gefunden. Insgesamt gab es im Zusammenhang mit der Schuss-Serie bisher 32 Festnahmen und mehr als 60 Durchsuchungen.

Mann soll in Vorfall auf Friedhof verwickelt gewesen sein

Der junge Mann befinde sich nun in Untersuchungshaft. Er soll gemeinsam mit anderen bei einer Trauerfeier in Altbach (Kreis Esslingen) auf einen 23-Jährigen eingeprügelt haben. Der 23-Jährige soll zuvor eine Handgranate auf die Trauernden geworfen haben. Zehn Personen wurden dabei verletzt. Daraufhin flüchtete der Täter und mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Trauergemeinde nahmen die Verfolgung auf. Sie zerrten den 23-Jährigen aus einem Taxi und fügten ihm massive Verletzungen zu.

Insgesamt haben die Ermittler nun sechs der mutmaßlichen Angreifer aus der Gruppe identifiziert und festgenommen. Ihnen wird versuchter gemeinschaftlicher Totschlag vorgeworfen. Alle sechs sitzen in Untersuchungshaft.

Keine klassische Clan-Kriminalität

Der Pressesprecher vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg, David Fritsch, erklärt gegenüber dem SWR, dass es sich bei den Schusswechseln um zwei rivalisierende Gruppierungen handeln würde. Aber es sei kein klassischer Fall von Clan-Kriminalität, wie zwischenzeitlich vermutet wurde. "Das Wesensmerkmal, ein gemeinschaftliches Abstammungsverhältnis, liegt hier nicht vor", so Fritsch. Es handele sich um "multi-ethnische Gruppierungen", alle hätten einen Migrationshintergrund, aber es seien in beiden Gruppierungen unterschiedliche Nationalitäten dabei vertreten.

"Unsere Ermittlungen zeigen nicht, dass wir hier klare Anführer oder klar organisierte Strukturen haben", so Fritsch weiter. Es sei vielmehr "eine lose Zusammensetzung von zwei Gruppen." Die Tatverdächtigen seien alle männlich und überwiegend zwischen 18 und 23 Jahre alt. "Es geht um Ehre, es geht um sozialen Status, es geht um Anerkennung und Respekt."

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LKA: Der Begriff der "Ehre" spielt eine große Rolle

Es handele sich um Männer, bei denen der Ehrbegriff eine sehr starke Rolle spiele. Gewalt werde als legitimierendes Mittel eingesetzt, um Stärke zu zeigen, erklärt Fritsch. Was der Ausgangspunkt der Gewaltserie vor knapp einem Jahr gewesen sein könnte, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Es könnte sich um eine sogenannte Ehrverletzung gehandelt haben, zum Beispiel eine öffentliche Diffamierung eines Mitglieds der gegnerischen Gruppe, beispielsweise durch einen Social-Media-Post. Seitdem gehe es "wie ein Ping-Pong-Spiel" immer hin und her.

Die Täter und Opfer bei den jeweiligen Vorfällen würden sich kennen, aber weder Täter noch Opfer würden mit der Polizei über die Vorfälle sprechen, führt Fritsch weiter aus. Die Polizei versuche die Situation in den Griff zu bekommen. "Wir versuchen einen Kontrolldruck und eine deutliche Polizeipräsenz zu erhöhen", erklärt Fritsch. "Und die sichergestellten Waffen und die beschlagnahmten Gegenstände sprechen eigentlich dafür, dass wir relativ gut waren."

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Strobl: Wir ziehen jeden Einzelnen zur Verantwortung

Innenminister Thomas Strobl (CDU) teilt in einer Pressemitteilung mit, dass die aktuelle Festnahme die Erfolgsbilanz der gemeinsamen Kooperation zwischen den Polizeipräsidien Reutlingen, Stuttgart, Ulm und Ludwigsburg sowie dem LKA in Baden-Württemberg stärke. "Den Ermittlerinnen und Ermittlern gratuliere ich herzlich zu den beiden Festnahmen in dieser Woche", so Strobl. Um die 500 Spuren würde das LKA im Komplex der Schuss-Serie prüfen. "Wir setzen den Tätern ohne Vertun nach und ziehen jeden Einzelnen zur Verantwortung."

Soko ermittelt

Im März hatte die Polizei im Rahmen der Schuss-Serie eine Sonderkommission eingerichtet. 30 Polizistinnen und Polizisten ermitteln seitdem in einer Kooperation verschiedener Polizeipräsidien und in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg.

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