Nach dem Tod eines 18-Jährigen in Asperg hat das Jugendhaus einen Raum der Stille eingerichtet. Viele Jugendliche treffen sich aber auch unter einem blühenden Kirschbaum.
Am Rand eines Parkplatzes in Asperg (Kreis Ludwigsburg) stehen schwarz gekleidete junge Menschen zusammen, schweigsam und in sich gekehrt. Ihre Blicke sind auf einen Baum gerichtet, um dessen Stamm sich Blumen und Kerzen türmen. An dieser Stelle wurde der 18-Jährige erschossen.
"Es ist brutal", sagt einer der jungen Männer. Mehr sagen sie nicht. Interviews lehnen sie ab, ebenso Kameraaufnahmen. Eine Plane ist provisorisch über den Gedenkort gespannt. Später soll ein richtiges Zelt kommen. Fotos zeigen einen fröhlichen jungen Mann. Ein großes schwarzes Herz lehnt am Baumstamm, darunter Karten und Briefe an den Verstorbenen.
Das Jugendhaus Asperg hat einen Raum der Stille eingerichtet
Die Trauer und Fassungslosigkeit über das Geschehene kommt auch im Asperger Jugendhaus zur Sprache. Rainer Öxle arbeitet seit fast 35 Jahren im Asperger Jugendhaus. Die meisten der Trauernden kennt er von kleinauf, von vielen auch die Eltern. Er weiß, wie wichtig das Zusammenstehen ist, das Sprechen über das, für das die Worte so schwer fallen. Im Dachgeschoss des Jugendhauses hat er einen Raum der Stille eingerichtet. Einen Ort, an dem man schweigen, aber auch in Ruhe reden kann.
In einem Buch können Erinnerungen an Toten aufgeschrieben werden
Tobias Keller versteht sich als Coach, der vor allem zuhört. Auch er ist schon mehr als 20 Jahre in der Asperger Jugendarbeit tätig. Gerade hat er ein leeres Buch gekauft und es im Raum der Stille auf einen Tisch neben ein paar Kerzen gelegt. Das sei ein Wunsch der Jugendlichen gewesen, sagt er, damit sie ihre Erinnerungen an den Verstorbenen aufschreiben können. Viele junge Menschen, die "vielleicht noch nie Trauer in ihrem Leben erlebt" haben, müssten jetzt mit ihrer Trauer umgehen, sagt er.
Zur Trauer kämen weitere Gefühle, so der Sozialarbeiter. Fassungslosigkeit, Wut und auch Schuldgefühle. Fragen wie "Hätte ich etwas anderes machen können?" drängen sich den Bekannten und Freunden des Verstorbenen auf. Sozialarbeiter Keller hört ihnen zu und versucht ihnen klar zu machen, dass sie keine Schuld trifft.
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