Das Hochwasser im Juni hat in der Gemeinde Rudersberg viele Geschäfte zerstört. Doch statt aufzugeben ist Aufbruchstimmung angesagt - auch beim Sanitätshaus Aspacher-Klotzbücher.
Mit einem Schaden von 120 Millionen Euro haben die Wassermassen vor fast drei Monaten vor allem die Gemeinde Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) schwer getroffen. Praktisch alles - von der Kläranlage bis zum Jugendhaus - sei beschädigt worden, hatte Bürgermeister Raimon Ahrens (parteilos) damals erklärt. Auch viele Geschäftsleute stehen vor dem Nichts. Doch statt aufzugeben wird angepackt. Das Sanitätshaus Aspacher-Klotzbücher verkauft seit Mittwoch seine Ware aus einer Zelthalle.
Schuhe, Rollatoren und Gehhilfen auf 200 Quadratmetern
Die Räume des Traditionshauses Aspacher-Klotzbücher - das es seit dem Jahr 1860 gibt - müssen nach dem Hochwasser kernsaniert werden. In den vergangenen Wochen wurden die Kundinnen und Kunden trotz des Wasserschadens noch im beschädigten Gebäude bedient. Nun ist die Zelthalle geöffnet - sie hat eine Größe von 200 Quadratmetern. Damit Prothesen und Kompressionsstrümpfe angepasst werden können, sind in Containern vier Einzelkabinen eingerichtet worden. Die Werkstatt des Sanitätshauses bleibt weiterhin in den alten Räumlichkeiten.
Im Winter muss die Halle beheizt werden
Die Brüder Thomas und Michael Klotzbücher - sie leiten das Sanitätshaus zusammen mit ihrem Bruder Christoph - wollen vermutlich für ein halbes Jahr in der Zelthalle bleiben. "Im Winter muss die Halle dann beheizt werden", sagt Michael Klotzbücher. Man habe zwar vorgesorgt mit speziellen Bodenplatten, die thermisch isolieren, aber es sei eben nicht vergleichbar mit einem normalen Gebäude. Die ersten Rückmeldungen von den Kunden zu der Zelthalle seien positiv, so Klotzbücher weiter. "Es ist für unsere Kundinnen und Kunden wichtig, dass wir sie weiter im gewohnten Umfang versorgen können."
Schaden durch Hochwasser größer als gedacht
Nach den heftigen Unwettern hatten die Brüder zuerst gedacht, dass sie glimpflich davongekommen seien. Im Vergleich zu anderen Geschäften stand das Wasser bei ihnen damals nur einen halben Meter hoch im Laden. Sie waren davon ausgegangen, dass das Sanitätshaus schnell wieder öffnen könne. Doch ein Gutachter zerstörte diese Hoffnung, denn der Schaden war enorm. Böden, Wände, Deckenplatten - alles musste raus und wird nun kernsaniert.
Die beiden Geschäftsführer gehen davon aus, dass sie rund eine halbe Million Euro aus eigener Tasche zahlen müssen. Dazu kämen nochmal 500.000 Euro für Maßnahmen, um die Geschäftsräume künftig besser vor Hochwasser zu schützen. "Ich bin da aktuell mit dem Land Baden-Württemberg in Kontakt, ob es Förderprogramme gibt oder wir Unterstützung bekommen, aber momentan sieht es nicht so aus", sagt Thomas Klotzbücher.
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Die Brüder schauen trotzdem optimistisch in die Zukunft. "Nach dem Hochwasser war es für uns wichtig, direkt nach Lösungen zu suchen, damit wir weitermachen können", so Thomas Klotzbücher. Man habe allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Versprechen gegeben, dass niemand wegen des Hochwassers seinen Job verliere. Läuft die Sanierung nach Plan, soll das Sanitätshaus im Frühjahr 2025 wieder eröffnen.
Auch zerstörte Metzgerei will in Rudersberg nicht aufgeben
Die Wassermassen haben in Rudersberg nicht nur beim Sanitätshaus Aspacher-Klotzbücher einen großen Schaden angerichtet, auch weitere Geschäfte im Ort müssen neu anfangen. In der Metzgerei Hinderer verursachte im Juni das Hochwasser einen Totalschaden. 1,80 Meter hoch stand das Wasser im Laden. Alle Geräte, Möbel und Wände mussten raus. Auch sieben Wochen später flossen aus den Wänden jeden Tag zwischen 100 und 150 Liter Wasser, die ständig abgepumpt werden mussten.
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Nicht alle Betroffenen in Rudersberg versuchen ihre Geschäfte wieder aufzubauen. Manchen fehle die Kraft, anderen das Geld, so Metzgerei-Besitzer Werner Hinderer. Auch Thomas Klotzbücher spricht von 30 Prozent der Geschäfte, die nach dem Hochwasser nicht wieder aufmachen. Teilweise sei dies aber auch generationsbedingt. "Ich bin momentan dabei, die Gemeinde aufzufordern, ein Programm aufzulegen, um Rudersberg wieder attraktiv zu machen". Sonst würden in den kommenden Jahren noch mehr Läden schließen, befürchtet Klotzbücher.
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